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14. Juli 2013


Barracuda – Üben für den Bau bewaffneter Drohnen

von Otfried Nassauer


Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit hat die Rüstungstochter des Luft- und Ramfahrtkonzerns EADS, Cassidian, bereits einen ersten Testflug zur Erprobung von Technologien für Kampfdrohnen durchgeführt. Mit der Experimentaldrohne „Barracuda wurde im Juli 2012 im kanadischen Goose Bay die Aufklärung und Bekämpfung eines mobilen Ziels mit „Effektoren“ simuliert. An Bord der Drohne befand sich ein elektrooptisches Missionspaket der Firma Thales. Dessen Bilder wurden am Boden mit den Daten eines zweiten, höher fliegenden Fluggerätes mit einer Radarbild-Aufklärungsausstattung und eines Lokalisierungssystems für bewegliche Ziele, eines so genannten GMTI-System (Ground Moving Target Indicator) zusammengeführt und als hochpräzise Zieldaten wieder an die Experimentaldrohne zurückgesendet, die dann einen Angriff auf das mobile Ziel simulierte. Das Forschungsprojekt trägt den Titel „Agile UAV in vernetzter Umgebung“ und soll zudem erforschen, wie mehrere Drohnen bei einem Einsatz zusammenwirken können. Der simulierte Einsatz als Kampfdrohne wird in einer Präsentation des Fraunhofer Forschungsinstituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie in Wachtberg erwähnt, das bei diesem Projekt die Datenfusion der verschiedenen Sensoren am Boden betreut.

Auf mehrfache Nachfragen des grünen Haushälters Tobias Lindner räumte das Verteidigungsministerium lediglich ein, das aus dem Verteidigungshaushalt mitfinanzierte Projekt „Agile UAV in vernetzter Umgebung“ diene der „Nachrichtengewinnung und Aufklärung“. Bis 2015 sollen verschiedene Missionskomponenten an Bord der Barracuda einzeln in der Luft erprobt werden, da die strahlgetriebene Drohne nur eine begrenzte Nutzlast von etwa 300 Kilogramm tragen kann. Testflüge wurden beispielsweise mit einem vorläufigen automatischen Kollisionsvermeidungssystem (TCAS), mit einem optischen und infrarotgestützten Video-Aufklärungssystem und einem Laserzielbeleuchtungssystem durchgeführt. Auch Schweden und Finnland beteiligen sich an den Testflügen.

Bei Cassidian werden derzeit austauschbare Missionsmodule für künftige Drohnen konzipiert, zu denen auch ein Modul mit integrierter Lenkwaffenausstattung zählt. Die Firma gibt an, bisherige Testflüge mit simulierter Bewaffnung aus Firmenmitteln finanziert zu haben. Cassidian begann vor zehn Jahren mit der Entwicklung der Experimentaldrohne Barracuda, die zunächst als Versuchsgerät für schnellfliegende unbemannte Fluggeräte dienen sollte. Während der ersten Testflüge, die 2006 vor der spanischen Küste stattfinden mussten, weil der Barracuda in Deutschland keine Zulassung erhalten hatte, musste das erste Exemplar nach technischen Problemen im Meer versenkt werden und ging verloren. Danach wurde ein zweites Exemplar gebaut, mit dem seither Testflüge mit unterschiedlichen Nutzlasten durchgeführt werden.

Die Experimentaldrohne Barracuda hat eine Länge von 8,25m. eine Spannweite von 7,22m, ein maximales Stargewicht von 3,25 to, eine Nutzlast von 300km und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 700km/h.

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS