Inspektoren - die Dritte
Geschrieben am 08.04.2003 um 23.00 Uhr / von Otfried Nassauer


Der Krieg in Bagdad geht – auch wenn es noch vereinzelt Widerstand gibt und dieser möglicherweise noch einmal aufflammen wird - seinem Ende entgegen. Bislang hat Saddam Hussein keine Massenvernichtungswaffen einsetzen lassen. Gerätselt wird, warum nicht. Besaß das Regime in Bagdad keine solchen Waffen mehr? Entschied Saddam letztlich, auch diese Waffen würden sein Regime nicht retten können? Hatte er letztlich doch ein Einsehen mit dem irakischen Volk, hielt er das Ausmaß der Opfer eines Einsatzes für nicht zu rechtfertigen? Oder wird er den Einsatz solcher Waffen noch anordnen?

Eine endgültige Antwort steht bis auf weiteres aus. Die meisten Experten haben im Gegensatz zu den Regierungen in Washington und London bezweifelt, dass Husseins Regime noch über größere militärisch verwendbare Bestände an chemischen oder biologischen Waffen verfügt. Die Regierungen in Washington und London gehen davon aus, dass solche Waffen noch vorhanden sind. Unklar ist, ob sie an dieser These festhalten, weil es für kriegführende Staaten nur klug wäre, weil man auch auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein will oder ob sie weiter vertreten wird, weil der Krieg als Abrüstungskrieg legitimiert wurde, diese Waffen offiziell der Kriegsgrund waren. Die Inspektoren fanden vor dem Krieg keinen Beweis, dass im Irak weiterhin Massenvernichtungswaffen existieren. Sie mussten den Irak bei Kriegsbeginn aber mit offen gebliebenen Fragen verlassen. Auch die Interventionsstreitkräfte haben bislang keine Massenvernichtungswaffen oder Beweise für deren Existenz gefunden.

Die Suche nach solchen Waffen wird weitergehen. Politisch wichtig könnte es sein, wer letztlich die noch offenen Fragen für die Weltöffentlichkeit beantworten wird. Tun dies die Interventionstruppen oder die Inspektoren? Da die UNO-Resolutionen 1284 und 1441 weiter in Kraft sind, könnten die Inspektionen jederzeit nach Beendigung der Kämpfe wieder aufgenommen werden. Von jeder künftigen Regierung des Irak wäre mit der Bereitschaft zu intensiver Kooperation mit den Inspektoren zu rechnen.

Die Vereinten Nationen oder die Inspektoren könnten ein solches Vorgehen initiieren. Das wäre aus mehreren Gründen vorteilhaft: Es wäre ein erster Schritt dazu, den Vereinten Nationen die ihnen zustehende Bedeutung zurückzugeben. Es wäre ein wichtiges Symbol für die künftige Bedeutung der UNO für die Zukunft des Iraks. Allein die Inspektoren können vollständig auf die Kenntnisse der bisherigen Inspektionen zurückgreifen. Und schließlich wäre ein erneuter Einsatz der Inspekteure die bestmögliche Rückversicherung gegen das Entstehen von Konspirationstheorien für den Fall, dass doch noch Massenvernichtungswaffen auf irakischem Territorium gefunden werden sollten.

 

Neuigkeiten

Daten&Archive

Bits bei der Arbeit

Kalender

Publikationen

Projekte

Netzwerke

Links