Eilige Erfolgsmeldungen aus dem Pentagon. Der Vormarsch
auf Bagdad laufe wieder. Erste Verbände seien bis auf 30 Kilometer
zur irakischen Hauptstadt vorgedrungen. Eine neue Angriffsphase
habe begonnen. Eine strategisch wichtige Brücke über den
Tigris sei erobert worden. Unvermindert würden die schweren
Bombardements aus der Luft weitergegangen. Und wieder: Die Börse
reagiert. Die Kurse steigen. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende
des Krieges sucht auch im Wirtschaftsleben ihre Ausdrucksform.
Doch erneut ist Vorsicht geboten. Die massiven Bombardierungen aus
der Luft können zeitlich nicht unbegrenzt aufrecht erhalten
werden. Besatzungen und Material brauchen Pausen. Derzeit werden
die Flugzeuge pro Tag zu durchschnittlich zwei Einsätzen losgeschickt
in der Mehrzahl zu Missionen, bei denen es keine vorgeplanten
Ziele gibt, d.h. zu Einsätzen vor allem gegen die Bodentruppen,
die sich den US-Truppen entgegenstellen. Dieses Einsatztempo kann
zwei oder drei Tage aufrechterhalten werden dann muss es reduziert
werden, weil Mensch und Material nicht mehr mitmachen.
Der Vorstoß über den Tigris dagegen könnte strategische
Bedeutung haben. Wenn es US-Truppen gelingt, diese Brücke langfristig
zu halten und nördlich von Al-Kut mit größeren Kräften
auf das östliche Ufer des Flusses überzusetzen, dann könnte
es auch gelingen, ein oder sogar zwei Divisionen der republikanischen
Garden, die sich bei Al-Kut und etwas weiter nördlich eingegraben
haben, zu umgehen und von Bagdad abzuschneiden. Auf dem Weg nach
Bagdad wäre dann mit relativ geringem Widerstand zu rechnen
der schwächer verteidigte Osten der irakischen Hauptstadt
wäre erreichbar. Sicher ist ein solcher Verlauf allerdings
nicht, denn zum einen müssten die irakischen Kräfte in
diesem Fall mit heftigen Gegenangriffen versuchen, den US-Nachschub
über die Tigrisbrücke zu unterbrechen. Zum anderen ist
eine alte Kriegsweisheit zu beachten: Läuft der eigene Vormarsch
allzu gut, dann könnte man auch in einen Hinterhalt marschieren.
Offen ist auch, welche Auswirkungen die massiven Schläge aus
der Luft auf die irakischen Bodentruppen haben: Werden diese, wie
seitens der USA erhofft, in ihrer Kampfkraft um 40 oder 50 Prozent
geschwächt, dann könnte auch der bei Kerbala zum Stehen
gekommene Angriff wieder aufgenommen werden.
Die Wahrheit wird sich erst in den kommenden Tagen herausstellen.
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