Arbeitgeber Bundeswehr – Wenig Chancen bei jungen Leuten?
Andreas Flocken
Die Bundesregierung hat in dieser Woche ein umfangreiches
Maßnahmen-Paket beschlossen, um die Streitkräfte für
Bewerber attraktiver zu machen. U.a. soll die Dienstzeit im
Grundbetrieb nicht mehr als 41 Stunden betragen, Zeitsoldaten sollen
besser in der Rentenversicherung abgesichert werden. Die Bundeswehr hat
nach Aussetzung der Wehrpflicht hier einen großen Nachholbedarf.
Denn die jungen Leute haben angesichts der demographischen
Entwicklung künftig viele Alternativen. Die Bundeswehr ist nur ein
Arbeitgeber von vielen.
Die Hiobsbotschaften über die unzureichende
Einsatzbereitschaft der Bundeswehr haben nicht nur mit einem
chaotischen Rüstungsmanagement zu tun, sondern auch mit
Personalproblemen. Anders als die Spitzenmilitärs räumt die
Verteidigungsministerin das auch ganz offen ein, z.B. bei den
Flugzeugen:
O-Ton von der Leyen
„Sie haben in den letzten Wochen ja auch die Probleme
mitbekommen, die da waren. Das war nicht nur eine Frage der
Ersatzteile, und der Wartung, (…) es war auch eine Frage des
Engpasses an Prüfern an Technikern, die dann die Maschinen, die in
der Instandsetzung sind, auch durch die Prüfung schleusen
müssen. Und wenn da nicht genügend sind, hat man einfach den
Fla-schenhals, dass die Helikopter oder die Luftfahrzeuge nicht schnell
genug wieder in der Luft sein können.“
Es mangelt der Bundeswehr also bereits jetzt an Spezialisten.
Die Folgen bekommt seit einiger Zeit insbesondere die Marine zu
spüren:
O-Ton von der Leyen
„Wir haben zurzeit vier U-Boote, von denen aber aus
personaltechnischen Gründen überhaupt nur zwei gefahren
werden können. Nicht weil die gesamte Mannschaft fehlt, aber weil
an den Schlüsselpositionen schon die Fachleute fehlen.“
Da dürfte die Marineführung eigentlich ganz froh
sein, dass sich die Auslieferung des fünften von insgesamt sechs
U-Booten weiterhin verzögert. Die Personalnot erklärt
möglicherweise auch, warum die Deutsche Marine den
polnischen Streitkräften angeboten hat, ein deutsches U-Boot zu
leasen.
Die Bundeswehr ist also zurzeit alles andere als ein attraktiver
Arbeitgeber. Mehr als 70 % der Führungskräfte der
Streitkräfte kann den eigenen Kindern laut Umfragen nicht
empfehlen, zur Bundeswehr zu gehen. Ob sich das durch das jetzt
beschlossene Maßnahmenpaket ändern wird, darf bezweifelt
werden.

Andreas Flocken ist Redakteur
für die Hörfunk-Sendung "Streitkräfte und
Strategien" bei NDRinfo.
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