Bundeswehrreform – Koalition streitet über
Nachbesserungen
Andreas Flocken
Die Streitkräfte sollen kleiner und zugleich
effizienter werden. Für die Soldaten eine echte
Herausforderung. Bis dieser Umbau abgeschlossen ist, werden noch
mindestens drei Jahre ins Land gehen. Und obwohl ihnen
Planungssicherheit versprochen wurde, wissen viele Soldaten weiterhin
nicht, wo künftig ihr Platz in der neuen Bundeswehr sein wird.
Kein Wunder, dass die Stimmung in der Truppe schlecht ist. Weil
zahlreiche Standorte geschlossen oder Verbände und
Einrichtungen verlegt werden, müssen viele Soldaten
künftig noch mehr zwischen Dienststelle und Heimatort pendeln.
In der vergangenen Woche haben daher SPD-Verteidigungspolitiker
Vorschläge gemacht, wie die Bundeswehrreform nachgebessert
werden könnte. Von dieser Initiative hält
der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion,
Henning Otte, allerdings gar nichts. Schließlich
sei vereinbart worden, dass es keine Reform der Bundeswehrreform geben
werde:
O-Ton Otte
„Das Papier der SPD ist strukturverändernd und wird
standortverändernd sein, und das lehnen wir ab.... Ich sehe
keine wesentlichen Veränderungen, die grundsätzlich
neue Beschlüsse erfordern würden.“
In dem SPD-Papier wird u.a. dafür plädiert, die
Luftlande- und Lufttransportschule im oberbayerischen
Altenstadt doch nicht ins niedersächsische Oldenburg
zu verlegen. In Altenstadt werden die Fallschirmjäger der
Bundeswehr ausgebildet. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD,
Rainer Arnold:
O-Ton Arnold
„Dort ist alles vorhanden. Trotzdem sollen sie nach
Oldenburg. Und dann hat man gemerkt, in Oldenburg geht das gar nicht.
Und dann kommt das Heer auf die Idee: Gehen wir halt nach
Südfrankreich. Das macht es nicht besser in diesem Bereich,
sondern nur teurer. Es wäre klug, wenn man dies noch mal
reflektiert.“
Ursprünglich sollten in Oldenburg auch
niederländische Soldaten ausgebildet werden. Doch dieser Plan
hat sich mittlerweile zerschlagen. Stattdessen gibt es nun
Überlegungen, deutsche Fallschirmjäger gemeinsam mit
ihren französischen Kameraden in Frankreich
auszubilden.
Aus Sicht des CSU-Verteidigungsexperten Florian Hahn hat sich deshalb
die Geschäftsgrundlage für die damalige
Standort-Entscheidung zugunsten Oldenburgs geändert:
Dem Bayerischen Rundfunk sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete:
O-Ton Hahn
„Altenstadt wäre auch aus meiner Sicht eine
klassisches Thema, wo man sagt: da kann man nachjustieren... Bevor wir
nach Frankreich gehen, soll die Einrichtung lieber in der Franz
Josef-Strauß Kaserne in Bayern bleiben.“
Ob es aber dazu kommen wird, ist offen. Ende des Jahres will
das Verteidigungsministerium mitteilen, ob und wo die Bundeswehrreform
gegebenenfalls nachgebessert wird. Dass aber offensichtlich falsche
Entscheidungen korrigiert werden, ist keineswegs sicher.
O-Ton Arnold
„Mein Eindruck ist, dass diejenigen, die alles ausgeplant
haben, im Augenblick alles tun, um vorzurechnen, dass sie zu 100
Prozent alles richtig gemacht haben.“
Sagt der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold.

Andreas Flocken ist Redakteur
für die Hörfunk-Sendung "Streitkräfte und
Strategien" bei NDRinfo.
|