Italien stoppt Bombenlieferungen für Krieg im Jemen
von Otfried Nassauer
Die italienische Rheinmetall-Tochter RWM-Italia muss ihre umstrittenen
Exporte konventioneller Bomben nach Saudi-Arabien stoppen. Angeordnet
hat dies offenbar die italienische Regierung. Das geht aus einem Brief
des Geschäftsführers von RWM-Italia, Fabio Sgarzi an seine
Mitarbeiter hervor. Er teilte ihnen am Dienstag mit, die Firma stehe
vor schwierigen Zeiten. Das politisch verordnete "Aus" für die
gewinnträchtigen Bombenexporte gilt zunächst für 18
Monate und für alle - auch bereits genehmigte - Lieferungen nach
Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Begründet
wird es mit der Beteiligung beider Länder am Krieg im Jemen.
Betroffen ist beispielsweise eine Lizenz, die RWM-Italia seit
2016 erlaubt, binnen sieben Jahren insgesamt fast 20.000 Bomben der
Baureihe MK80 für 411 Mio. € nach Riad zu liefern. Allein bei
dieser Lizenz geht es nach Angaben aus dem Rüstungsexportbericht
Italiens um 8.875 Bomben mit einem Gewicht von 500 Pfund (MK82), 5.800
Bomben zu je 1.000 Pfund (MK83) und um 5.000 Bomben des Typs MK84 (2000
Pfund). So die Angaben des jährlichen Rüstungsexportberichtes
der italienischen Regierung. RWM-Italia produziert außerdem die
Sprengkörper für alle Lenkwaffen vom Typ Paveway IV, die
Raytheon aus Großbritannien an Saudi-Arabien liefert.
Menschenrechtsorganisationen und Friedensgruppen haben seit
Jahren immer wieder den Einsatz solcher Bomben im Jemen dokumentiert
und scharf kritisiert, dass sie völkerrechtswidrig auch zur
Bekämpfung ziviler Ziele genutzt werden. Eine Expertengruppe der
Vereinten Nationen hat diese Erkenntnisse bestätigt. In
Deutschland und in Italien gibt es seit Jahren immer wieder Proteste
gegen die Rheinmetall-Lieferungen an Saudi-Arabien. Selbst in
Domusnovas, dem sardischen Ort, an dem die Bomben hergestellt werden,
regt sich wachsender Widerstand.
Der italienische Lieferstopp unterscheidet sich in
wesentlichen Punkten von der Politik Berlins. Er gilt nicht nur ein
ganzes Jahr länger als die Entscheidung der Bundesregierung,
sondern ist auch anders begründet. Das späte Nein aus Rom
kommt wegen des Kriegs im Jemen und nicht wie in Berlin wegen des
Verhaltens Saudi-Arabiens im Fall des ermordeten Journalisten Jamal
Khashoggi. Das hat eine wichtige Folgewirkung: Italien untersagt
Exporte nach Saudi-Araben und in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Berlin dagegen erlaubt dagegen weiterhin lukrative
Rüstungsgeschäfte mit den Emiraten.
Die Rheinmetall-Aktie verlor am 30.7.2019 an Wert. Das
Munitionsgeschäft des Konzerns ist seit Jahren die wichtigste
Quelle der Konzerngewinne im Rüstungsbereich.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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