RWM Italia plant größer
von Otfried Nassauer
Rheinmetall-Manager pflegen häufig eine offene, manchmal
sogar eine brutal offene Sprache: Als der Geschäftsführer von
RWM-Italia in Domusnovas, Fabio Sgarzi, im Sommer 2018 vor der Aufgabe
stand, von den lokalen Behörden in Iglesias Baugenehmigungen
für eine Erweiterung seiner Munitionsfabrik einzuholen, wandte er
sich nicht nur an diese, sondern auch per Interview in La Nuova an die
Öffentlichkeit.
Rheinmetall plane, die Kapazität in Domusnovas zu
verdreifachen. Dafür seien Investitionen von 40 Mio. €
vorgesehen, 35 Mio. seien alleine in Domusnovas eingeplant, so Sgarzi.
Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete, Rheinmetall werde
das Vorhaben aus Eigenmitteln, also ohne Förderung finanzieren.
Auf 13 Hektar Fläche sollen zwei neue Betriebsteile entstehen.
Ziel sei es, so Sgarzi, schneller, mit größerer
Kapazität und zu günstigeren Preisen zu produzieren. Aufgrund
der Erfahrungen aus der Vergangenheit gehe er von einer auch
künftig gedeihlichen Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden
aus, also einer Erteilung der erforderlichen Genehmigungen. Doch dann
schickte er angesichts der heftiger gewordenen öffentlichen
Diskussion um die RWM-Italia- Lieferungen von Bomben nach Saudi-Arabien
noch eine versteckte Drohung hinterher: Gebe es keine Genehmigung, so
sei der Rheinmetall-Konzern wohl gezwungen, die bereits fest bestellten
Maschinen, an anderer Stelle aufzustellen, z.B. in Südafrika. Das
werde zwar nicht zu einer Schließung des Werks in Domusnovas
führen, aber auch nicht ohne Auswirkungen auf die dortigen
Arbeitsplätze bleiben.
Hintergrund des Erweiterungsvorhabens ist eine exzellente
Auftragslage. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2017 berichtet
RWM Italia, man habe 2017 90 Mio. € umgesetzt und sitze für
die Zukunft auf einem Auftragspolster von mehr als 500 Mio. €. Das
garantiere bis fünf Jahre eine Vollauslastung der
Produktionsstätte. Neben einem großen Auftrag aus Frankreich
und regelmäßigen Lieferungen nach Großbritannien
resultiert dieses Auftragspolster vor allem aus Exporten nach und
für Saudi-Arabien. RWM Italia hat seit 2012 mindestens drei
Aufträge in einem Gesamtwert von über 500 Mio. €
für direkte und indirekte Lieferungen an das arabische
Königreich bekommen:
Ende 2012 erhielt RWM-Italia einen Unterauftrag über 63,2
Mio. von Raytheon Systems zu Lieferung von 3.650 Bomben des Typs Mark
83 sowie 300 inerten Bomben (ohne Gefahrstoffe) und weiteren
Komponenten binnen 57 Monaten.
Ab 2015 wurden Unteraufträge von Raytheon Systems Ltd.
zur Lieferung von Mk82 Bomben zur Verwendung als Sprengkörper in
Lenkwaffen des Typs Paveway IV sowie von weiteren Paveway
IV-Komponenten für Saudi Arabien erteilt. Zusätzlich liefert
RWM Italia weitere Sprengkörper dieses Typs schon länger
für Lenkwaffen dieses Typs,. mit denen die britische Luftwaffe
ausgerüstet wird.
Schließlich erhielt RWM Italia 2016 einen über
sieben Jahre laufenden Auftrag Saudi Arabiens über fast 20.000
Bomben der MK 80-Serie im Wert von 411 Mio. Euro, so die
Ausfuhrgenehmigung Italiens. 8.875 Bomben des Typs Mk82 (500 Pfund),
5.800 Mk83 (1000 Pfund) und 5.000 Mk84 mit einem Gewicht von 2.000
Pfund wurden genehmigt.
Noch ist keine endgültige Entscheidung für den
Fabrikausbau gefallen. RWM Italia musste weitere Unterlagen einreichen,
weil die Behörden eine Umweltverträglichkeitsprüfung
für erforderlich hielten. Der nächste Termin bei der
Regionalregierung steht am 5. Dezember an.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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