Originalbeitrag
26. November 2018


RWM Italia plant größer

von Otfried Nassauer


Rheinmetall-Manager pflegen häufig eine offene, manchmal sogar eine brutal offene Sprache: Als der Geschäftsführer von RWM-Italia in Domusnovas, Fabio Sgarzi, im Sommer 2018 vor der Aufgabe stand, von den lokalen Behörden in Iglesias Baugenehmigungen für eine Erweiterung seiner Munitionsfabrik einzuholen, wandte er sich nicht nur an diese, sondern auch per Interview in La Nuova an die Öffentlichkeit.

Rheinmetall plane, die Kapazität in Domusnovas zu verdreifachen. Dafür seien Investitionen von 40 Mio. € vorgesehen, 35 Mio. seien alleine in Domusnovas eingeplant, so Sgarzi. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete, Rheinmetall werde das Vorhaben aus Eigenmitteln, also ohne Förderung finanzieren. Auf 13 Hektar Fläche sollen zwei neue Betriebsteile entstehen. Ziel sei es, so Sgarzi, schneller, mit größerer Kapazität und zu günstigeren Preisen zu produzieren. Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit gehe er von einer auch künftig gedeihlichen Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden aus, also einer Erteilung der erforderlichen Genehmigungen. Doch dann schickte er angesichts der heftiger gewordenen öffentlichen Diskussion um die RWM-Italia- Lieferungen von Bomben nach Saudi-Arabien noch eine versteckte Drohung hinterher: Gebe es keine Genehmigung, so sei der Rheinmetall-Konzern wohl gezwungen, die bereits fest bestellten Maschinen, an anderer Stelle aufzustellen, z.B. in Südafrika. Das werde zwar nicht zu einer Schließung des Werks in Domusnovas führen, aber auch nicht ohne Auswirkungen auf die dortigen Arbeitsplätze bleiben.

Hintergrund des Erweiterungsvorhabens ist eine exzellente Auftragslage. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2017 berichtet RWM Italia, man habe 2017 90 Mio. € umgesetzt und sitze für die Zukunft auf einem Auftragspolster von mehr als 500 Mio. €. Das garantiere bis fünf Jahre eine Vollauslastung der Produktionsstätte. Neben einem großen Auftrag aus Frankreich und regelmäßigen Lieferungen nach Großbritannien resultiert dieses Auftragspolster vor allem aus Exporten nach und für Saudi-Arabien. RWM Italia hat seit 2012 mindestens drei Aufträge in einem Gesamtwert von über 500 Mio. € für direkte und indirekte Lieferungen an das arabische Königreich bekommen:

Ende 2012 erhielt RWM-Italia einen Unterauftrag über 63,2 Mio. von Raytheon Systems zu Lieferung von 3.650 Bomben des Typs Mark 83 sowie 300 inerten Bomben (ohne Gefahrstoffe) und weiteren Komponenten binnen 57 Monaten.

Ab 2015 wurden Unteraufträge von Raytheon Systems Ltd. zur Lieferung von Mk82 Bomben zur Verwendung als Sprengkörper in Lenkwaffen des Typs Paveway IV sowie von weiteren Paveway IV-Komponenten für Saudi Arabien erteilt. Zusätzlich liefert RWM Italia weitere Sprengkörper dieses Typs schon länger für Lenkwaffen dieses Typs,. mit denen die britische Luftwaffe ausgerüstet wird.

Schließlich erhielt RWM Italia 2016 einen über sieben Jahre laufenden Auftrag Saudi Arabiens über fast 20.000 Bomben der MK 80-Serie im Wert von 411 Mio. Euro, so die Ausfuhrgenehmigung Italiens. 8.875 Bomben des Typs Mk82 (500 Pfund), 5.800 Mk83 (1000 Pfund) und 5.000 Mk84 mit einem Gewicht von 2.000 Pfund wurden genehmigt.

Noch ist keine endgültige Entscheidung für den Fabrikausbau gefallen. RWM Italia musste weitere Unterlagen einreichen, weil die Behörden eine Umweltverträglichkeitsprüfung für erforderlich hielten. Der nächste Termin bei der Regionalregierung steht am 5. Dezember an.


ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS