Originalbeitrag
25. Januar 2019


Rheinmetall in Großbritannien

von Otfried Nassauer


Rheinmetall Defence baut sein Standbein in Großbritannien aus. Gemeinsam mit dem britischen Rüstungskonzern BAE kündigte der Düsseldorfer Rüstungskonzern in dieser Woche, man plane eine Gemeinschaftsfirma im englischen Telford, an der Rheinmetall mit 55% die Mehrheit und BAE eine halten werde. Rheinmetall BAE Systems Land (RBSL) soll sich auf das Geschäft mit militärischen Rad- und Kettenfahrzeugen konzentrieren und sowohl bei der Wartung und Modernisierung vorhandener Kampffahrzeuge wie beim Bau der britischen Version des Radpanzers Boxer eine zentrale Rolle erhalten, wenn die Britische Armee diesen endgültig in Auftrag gibt. In Telford, nordwestlich von Birmingham, sollen so rund 400 Arbeitsplätze gesichert werden.

Am Ostersamstag des vergangenen Jahres hatte das britische Verteidigungsministerium bekannt gegeben, Großbritannien werde dem deutsch-niederländischen Programm zum Bau von Radpanzern des Typs Boxer wieder beitreten und plane etliche Hundert dieser Radpanzer zu beschaffen. Die Briten waren bereits in der Entwicklungsphase des Boxers zwischen 1999 und 2003 an diesem Rüstungsvorhabens beteiligt, verließen es dann aber später. Nun wollen sie in dem von der multinationale Programmmanagementbehörde OCCAR gesteuerten Vorhaben wieder mitmachen. Rheinmetall hat angekündigt, im Falle eines Auftrags etwa 60 Prozent der Wertschöpfung mit britischen Partnerfirmen abzuwickeln und in Großbritannien eine Endmontagelinie für den Boxer einzurichten. Großbritannien will wieder Zugriff auf die Technologierechte für das Fahrzeug haben, den Boxer eigenständig exportieren können und möglicherweise auch eigene Versionen vermarkten, wenn es - wie geplant - Ende 2019 zu einem endgültigen Vertragsabschluss kommt.

Nach dem geplanten Austritt Londons aus der EU, so die Befürchtung, könnte ein an die gemeinsamen Rüstungsexportregeln der EU nicht mehr gebundenes Großbritannien den Boxer dann auch in Länder des Nahen und Mittleren Ostens oder andere Staaten liefern, in die ein Export aus Deutschland oder den Niederlanden eher unwahrscheinlich wäre. Über die mehrheitliche Beteiligung an der Gemeinschaftsfirma RBSL in England könnte Rheinmetall dann unabhängiger von Genehmigungen der Bundesregierung auch von solchen Lieferungen profitieren.


ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS