Rheinmetall in Großbritannien
von Otfried Nassauer
Rheinmetall Defence
baut sein Standbein in Großbritannien aus. Gemeinsam mit dem
britischen Rüstungskonzern BAE kündigte der Düsseldorfer
Rüstungskonzern in dieser Woche, man plane eine Gemeinschaftsfirma
im englischen Telford, an der Rheinmetall mit 55% die Mehrheit und BAE
eine halten werde. Rheinmetall BAE Systems Land (RBSL) soll sich auf
das Geschäft mit militärischen Rad- und Kettenfahrzeugen
konzentrieren und sowohl bei der Wartung und Modernisierung vorhandener
Kampffahrzeuge wie beim Bau der britischen Version des Radpanzers Boxer
eine zentrale Rolle erhalten, wenn die Britische Armee diesen
endgültig in Auftrag gibt. In Telford, nordwestlich von
Birmingham, sollen so rund 400 Arbeitsplätze gesichert werden.
Am Ostersamstag des vergangenen Jahres hatte das britische Verteidigungsministerium
bekannt gegeben, Großbritannien werde dem
deutsch-niederländischen Programm zum Bau von Radpanzern des Typs
Boxer wieder beitreten und plane etliche Hundert dieser Radpanzer zu
beschaffen. Die Briten waren bereits in der Entwicklungsphase des
Boxers zwischen 1999 und 2003 an diesem Rüstungsvorhabens
beteiligt, verließen es dann aber später. Nun wollen sie in
dem von der multinationale Programmmanagementbehörde OCCAR
gesteuerten Vorhaben wieder mitmachen. Rheinmetall hat
angekündigt, im Falle eines Auftrags etwa 60 Prozent der
Wertschöpfung mit britischen Partnerfirmen abzuwickeln und in
Großbritannien eine Endmontagelinie für den Boxer
einzurichten. Großbritannien will wieder Zugriff auf die
Technologierechte für das Fahrzeug haben, den Boxer
eigenständig exportieren können und möglicherweise auch
eigene Versionen vermarkten, wenn es - wie geplant - Ende 2019 zu einem
endgültigen Vertragsabschluss kommt.
Nach dem geplanten Austritt Londons aus der EU, so die Befürchtung,
könnte ein an die gemeinsamen Rüstungsexportregeln der EU
nicht mehr gebundenes Großbritannien den Boxer dann auch in
Länder des Nahen und Mittleren Ostens oder andere Staaten liefern,
in die ein Export aus Deutschland oder den Niederlanden eher
unwahrscheinlich wäre. Über die mehrheitliche Beteiligung an
der Gemeinschaftsfirma RBSL in England könnte Rheinmetall dann
unabhängiger von Genehmigungen der Bundesregierung auch von
solchen Lieferungen profitieren.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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