Die neue NATO-Atomwaffe - später und teurer
von Otfried Nassauer
Der für Bau, Wartung und technische Sicherheit von
Atomwaffen in den USA zuständigen National Nuclear Security
Adminstration ist offenbar Mr. Murphy über den Weg gelaufen.
Charles Vernon, der zuständige Direktor für
Verteidigungssysteme in der NNSA, musste kürzlich vor einem Kongressausschuss einräumen,
dass zwei Modernisierungsprogramme für Atomwaffen, darunter die
zur Stationierung in NATO-Ländern vorgesehene Atombombe B61-12
sich um 18 bis 20 Monate verzögern und zugleich bis zu 850 Mio.
Dollar Mehrkosten verursachen könnten. Grund ist die Verwendung
eines kommerziell eingekauften Kondensators, der Zwar derzeit seinen
Zweck erfüllt, aber wahrscheinlich nicht über die gesamte,
geplante Lebensdauer der Waffen zuverlässig funktionieren wird.
Verwende man einen haltbareren Kondensator, so koste dieser 75 statt
fünf Dollar wie der bisher verwendete.
Die NNSA weiß von dem Problem offenbar schon länger, denn schon in ihrem jährlichen Bericht
an den US-Kongress über Management des US-Nuklearwaffenpotentials
aus dem Juli 2019 fand sich ein kryptischer Hinweis auf ein erst jetzt
gefundenes Problem mit der Elektronik konventioneller Bauteile bei
diesen beiden Modernisierungsvorhaben, das zu einer neuen Zeitplanung
und zu neuen Abstimmungsnotwendigkeiten mit Luftwaffe und Marine
zwingen werde. Die Fertigstellung des Typmusters beider modernisierten
Varianten werde nicht mehr wie bislang geplant in diesem Haushaltsjahr
erfolgen, sondern frühestens im nächsten. Auch die Freigabe
der Serienfertigung der Waffen durch das zuständige Nuclear
Weapons Council und damit der Beginn der Stationierung wird sich in der
Folgeweiter verzögern.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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