Originalbeitrag
24. September 2019


Die neue NATO-Atomwaffe - später und teurer

von Otfried Nassauer


Der für Bau, Wartung und technische Sicherheit von Atomwaffen in den USA zuständigen National Nuclear Security Adminstration ist offenbar Mr. Murphy über den Weg gelaufen. Charles Vernon, der zuständige Direktor für Verteidigungssysteme in der NNSA, musste kürzlich vor einem Kongressausschuss einräumen, dass zwei Modernisierungsprogramme für Atomwaffen, darunter die zur Stationierung in NATO-Ländern vorgesehene Atombombe B61-12 sich um 18 bis 20 Monate verzögern und zugleich bis zu 850 Mio. Dollar Mehrkosten verursachen könnten. Grund ist die Verwendung eines kommerziell eingekauften Kondensators, der Zwar derzeit seinen Zweck erfüllt, aber wahrscheinlich nicht über die gesamte, geplante Lebensdauer der Waffen zuverlässig funktionieren wird. Verwende man einen haltbareren Kondensator, so koste dieser 75 statt fünf Dollar wie der bisher verwendete.

Die NNSA weiß von dem Problem offenbar schon länger, denn schon in ihrem jährlichen Bericht an den US-Kongress über Management des US-Nuklearwaffenpotentials aus dem Juli 2019 fand sich ein kryptischer Hinweis auf ein erst jetzt gefundenes Problem mit der Elektronik konventioneller Bauteile bei diesen beiden Modernisierungsvorhaben, das zu einer neuen Zeitplanung und zu neuen Abstimmungsnotwendigkeiten mit Luftwaffe und Marine zwingen werde. Die Fertigstellung des Typmusters beider modernisierten Varianten werde nicht mehr wie bislang geplant in diesem Haushaltsjahr erfolgen, sondern frühestens im nächsten. Auch die Freigabe der Serienfertigung der Waffen durch das zuständige Nuclear Weapons Council und damit der Beginn der Stationierung wird sich in der Folgeweiter verzögern.

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS