Originalbeitrag
22. April 2016


A400M - Risse im Riesen

von Otfried Nassauer


Das Transportflugzeug A400M wird für Industrie und Militär immer mehr zu einem Dauerproblem. Flugzeuge dieses Typs zu besitzen, heißt keineswegs, sie auch nutzen zu können.  Bestes Beispiel ist derzeit Frankreich: Paris bekam bislang acht Luftfahrzeuge, konnte aber kürzlich nur eines nutzen.  Die anderen Maschinen stehen plan- oder außerplanmäßig am Boden und in den Werkstätten. Auch die Bundeswehr  kann nur eines ihrer drei Luftfahrzeuge nutzen – vorausgesetzt die benötigten Ersatzteile  können rechtzeitig aufgetrieben werden. 

Während die Ingenieure mit Triebwerksproblemen kämpfen, für die sie noch keine dauerhafte Lösung haben, sind bei den französischen Streitkräften im Rahmen von Routineinspektionen Risse im Mittelrumpf von mindestens einem A400M entdeckt worden. Es geht um eine Aluminiumlegierung, die offensichtlich im Laufe des Einsatzes brüchig geworden ist und eine Vielzahl kleiner Risse aufweist. Sie drohen weiter aufzureißen. Die drei bislang für die Bundeswehr ausgelieferten Maschinen weisen den Schaden bislang noch nicht auf. Bei Airbus soll das Problem im Prinzip  bereits seit 2008 bekannt gewesen, aber nicht grundlegend beseitigt worden sein. Betroffen von der Problematik werden die ersten 70 A400M sein, die gebaut werden. Bei Airbus hält man das Problem für beherrschbar, die Aluminiumteile könne man bei regulären Wartungsarbeiten austauschen. 

Aus spanischen Quellen ist dagegen zu hören, dass ein gründliche  Lösung, ein Austausch der betroffenen Teile, pro Flugzeug etwa sieben Monate benötigen würde und wegen der substantiellen Verzögerungen der Auslieferung für Airbus nicht infrage komme.

Der spanische Kommentar klingt gar nicht so spanisch, wenn man die Frage aufwirft, wo die Risse in Frankreich entdeckt wurden.  Sie traten an Spanten des Rumpfmittelteils auf , die am stärksten belastet werden. Dies ist beim Flügelkasten der Fall, der die Flugzeugflügel aufnimmt und deswegen sowohl durch hohen Druck als auch durch starke Zugkräfte besonders stark belastet wird.        

Für den Airbus-Konzern ist das ein weiterer Rückschlag. Wegen der Pannen bei der Produktion konnte das Unternehmen dem Verteidigungsministerium noch nicht mitteilen, wie viele der ursprünglich für dieses Jahr angekündigten Maschinen tatsächlich ausgeliefert werden können. Das Ministerium ließ verlautbaren, man verhandele mit Airbus derzeit über finanzielle Kompensation für die "Qualitätsmängel" des Frachtfliegers. Auch das sieht nicht nach einer grundlegenden Lösung aus.  


ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS