A400M - Risse im Riesen
von Otfried Nassauer
Das Transportflugzeug A400M wird für Industrie und Militär
immer mehr zu einem Dauerproblem. Flugzeuge dieses Typs zu besitzen,
heißt keineswegs, sie auch nutzen zu können. Bestes
Beispiel ist derzeit Frankreich: Paris bekam bislang acht
Luftfahrzeuge, konnte aber kürzlich nur eines nutzen. Die
anderen Maschinen stehen plan- oder außerplanmäßig am
Boden und in den Werkstätten. Auch die Bundeswehr kann nur
eines ihrer drei Luftfahrzeuge nutzen – vorausgesetzt die
benötigten Ersatzteile können rechtzeitig aufgetrieben
werden.
Während die Ingenieure mit Triebwerksproblemen
kämpfen, für die sie noch keine dauerhafte Lösung haben,
sind bei den französischen Streitkräften im Rahmen von
Routineinspektionen Risse im Mittelrumpf von mindestens einem A400M
entdeckt worden. Es geht um eine Aluminiumlegierung, die offensichtlich
im Laufe des Einsatzes brüchig geworden ist und eine Vielzahl
kleiner Risse aufweist. Sie drohen weiter aufzureißen. Die drei
bislang für die Bundeswehr ausgelieferten Maschinen weisen den
Schaden bislang noch nicht auf. Bei Airbus soll das Problem im
Prinzip bereits seit 2008 bekannt gewesen, aber nicht grundlegend
beseitigt worden sein. Betroffen von der Problematik werden die ersten
70 A400M sein, die gebaut werden. Bei Airbus hält man das Problem
für beherrschbar, die Aluminiumteile könne man bei
regulären Wartungsarbeiten austauschen.
Aus spanischen Quellen ist dagegen zu hören, dass ein
gründliche Lösung, ein Austausch der betroffenen Teile,
pro Flugzeug etwa sieben Monate benötigen würde und wegen der
substantiellen Verzögerungen der Auslieferung für Airbus
nicht infrage komme.
Der spanische Kommentar klingt gar nicht so spanisch, wenn man
die Frage aufwirft, wo die Risse in Frankreich entdeckt wurden.
Sie traten an Spanten des Rumpfmittelteils auf , die am stärksten
belastet werden. Dies ist beim Flügelkasten der Fall, der die
Flugzeugflügel aufnimmt und deswegen sowohl durch hohen Druck als
auch durch starke Zugkräfte besonders stark belastet
wird.
Für den Airbus-Konzern ist das ein weiterer
Rückschlag. Wegen der Pannen bei der Produktion konnte das
Unternehmen dem Verteidigungsministerium noch nicht mitteilen, wie
viele der ursprünglich für dieses Jahr angekündigten
Maschinen tatsächlich ausgeliefert werden können. Das
Ministerium ließ verlautbaren, man verhandele mit Airbus derzeit
über finanzielle Kompensation für die
"Qualitätsmängel" des Frachtfliegers. Auch das sieht nicht
nach einer grundlegenden Lösung aus.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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