Peter Altmeier auf dem Sprung zu neuen Rekordwerten?
von Otfried Nassauer
Wirtschaftsminister Peter Altmeier peilt offenbar höhere Ziele
an. Sein Haus genehmigte im ersten Halbjahr mit 5,33 Mrd. €
bereits mehr Rüstungsexporte als im gesamten Vorjahr (4,8 Mrd.
€). Diese Zahl teilte man auf Nachfrage des Grünen
Omid Nouripur dem Bundestag mit. Würden im zweiten Halbjahr
Exporte vergleichbaren Wertes genehmigt wie im ersten, so
würde Peter Altmeier das bisherige Allzeithoch für
Rüstungsexportgenehmigungen, das in die Verantwortung seines
Vorgängers Sigmar Gabriel fiel (7,98,Mrd. € im Jahr
2015) um rund 2 Mrd. € übertreffen. Schon
Genehmigungen im Wert von 2,7 Mrd. € würden
ausreichen, um seinen Vorgänger zu
überflügeln.
Aus den Genehmigungen im ersten Halbjahr 2019 stechen
einzelne besonders ins Auge. So darf z.B. Ungarn mit 44 neuen Panzern
von Typ Leopard 2A7 und 24 Panzerhaubitzen 2000 beliefert werden, ein
Geschäft, das sicher dazu beigetragen hat, dass das von Viktor
Orban autoritär regierte Land mit 1,76 Mrd. € den
bislang höchsten Genehmigungswert aufweist. Ausgeliefert
werden die Kriegswaffen allerdings erst in einigen Jahren.
Mit den Vereinigen Arabischen Emiraten gehört
auch immer noch ein Land zu den wichtigsten
Genehmigungsempfängern, das aktiv an den Kriegshandlungen im
Jemen beteiligt ist und offenbar mittlerweile mit eigenen
Waffensystemen (Luftabwehrraketensystem Pantsir S1 auf MAN-LKW) auch in
den Krieg in Libyen eingegriffen hat - gegen die von den Vereinten
Nationen unterstützte Regierung.
Mit Ägypten (801,8 Mio), Katar (164,6 Mio.) und
Kuwait (74,2 Mio.) gehören gleich drei weitere (ehemalige)
Mitglieder der Jemen-Allianz zu den 13 wichtigsten
aufgeführten Empfängerstaaten deutscher
Rüstungsexportgenehmigungen im ersten Halbjahr 2019.
Dass Saudi-Arabien auf dieser Liste fehlt, hat seine
Ursache in einem Sonderweg, den die Bundesregierung beschritten hat: Im
Gegensatz zu vielen anderen westlichen Staaten begründet
Deutschland seine Weigerung weitere Rüstungslieferungen
für Saudi-Arabien zu genehmigen nämlich isoliert
nicht mit der saudischen Kriegsbeteiligung im Jemen, sondern mit den
immer noch unzureichenden Bemühungen des Königreichs,
den Mord an dem Journalisten Dschamal Khaschogi aufzuklären.
Diese Herangehensweise ermöglicht es Berlin zugleich,
weiterhin umfangreiche Lieferungen an Länder wie die Emirate
oder Ägypten zu genehmigen.
Eine ähnlich überraschende, aber wohl
ungewollte Nebenwirkung könnten die umfangreichen
Genehmigungen für Ungarn zeitigen: Nach vielen Jahren der
dominierender Genehmigungen für Drittländer in der
deutschen Rüstungsexportstatistik könnten 2019
erstmals wieder die Genehmigungen für die EU- und die
NATO-Ländern sowie gleichgestellte Staaten
überwiegen. Ob das so wird bleibt vorerst abzuwarten.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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