Munitionsexporte auf Allzeithoch
von Otfried Nassauer
Die Bundesregierung hat 2016 Rüstungsexportgenehmigungen für
Munition im Wert von mindestens 1,54 Milliarden Euro erteilt. Das geht
aus dem gestern veröffentlichten Jahresbericht der Bundesregierung
über ihre Genehmigungspolitik für konventionelle
Rüstungsgüter hervor. Knapp ein Viertel aller Genehmigungen
betraf damit Geschosse, Granaten, Zünder, Sprengköpfe,
Raketen und Torpedos, die Grundnahrungsmittel aller Kriege. Der
Gesamtwert der Genehmigungen für Munitionsgüter lag damit
auch höher als der für Kriegsschiffe oder gepanzerte
Fahrzeuge.
Einige Details sind besonders bemerkenswert: Die Ausfuhr vom
Munition für Kleinwaffen hat sich im Vergleich zum Vorjahr
verzehnfacht. Verantwortlich dafür sind vor allem Genehmigungen
für Exporte in die USA. Beachtenswert ist auch ein erster Export
von bunkerbrechenden Marschflugkörpern des Typs Taurus nach
Südkorea. 2016 wurden 28 Marschflugkörper exportiert, weitere
sollen 2017 folgen. Der Marschflugkörper Taurus hat nach
Herstellerangaben eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern, die
durch Verwendung eines anderen Treibstoffs noch einmal um 10 Prozent
gesteigert werden kann. Da der Flugkörper einen Gefechtskopf mit
einem Gewicht von knapp unter 500 kg tragen kann ist sein Export nach
den Regeln des Missile Technology Control Regimes zumindest
grenzwertig.
Schließlich enthält der Bericht den Hinweis auf ein
brisantes Dreiecksgeschäft zwischen Deutschland, Südafrika
und dem Emirat Katar. Die Bundesregierung hat 2016 die Lizenz für
ein Handelsgeschäft mit deutscher Beteiligung erteilt, in dessen
Rahmen Katar 3.306 Artilleriegranaten des Kalibers 155mm zum stolzen
Preis von 10,5 Millionen Euro erhält. Lieferant ist die
südafrikanische Firma Rheinmetall Denel Munitions, ein von
Rheinmetall geführtes Gemeinschaftsunternehmen mit dem
südafrikanischen Rüstungskonzern Denel SOC Ltd. Die Geschosse
aus der Assegai-Familie werden in Südafrika hergestellt und sollen
mit der Panzerhaubitzen 2000 zum Einsatz kommen, die die deutschen
Konzerne KMW und Rheinmetall für Katar gebaut haben. Im April 2017
wurde auf dem von Denel betriebenen Testgelände Overbeck eine
besonders reichweitenstarke 155mm-Munition mit der Typenbezeichnung
M2005VLAP für „einen Exportkunden“ für die
deutsche Haubitze zertifiziert.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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