Singapur: Rüstungsexport verpflichtet
von Otfried Nassauer
Im achten Jahr üben die Streitkräfte Singapurs mit
Leopard-2-Panzern auf deutschen Truppenübungsplätzen.
Bislang geschah dies in Bergen bei Munster. Von 2016 bis 2020 findet
die deutsche Ausbildungsunterstützung für Singapur zweimal
pro Jahr auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz statt. Das regelt
ein Vertrag mit dem Bundesverteidigungsministerium. 2016 nehmen
insgesamt mehr als 1.000 Soldaten aus Singapur an den Übungen
teil.
Vom 29. Februar bis zum 29. April 2016 dauerte der erste
Ausbildungsabschnitt. Im September und Oktober 2016 folgt der zweite.
In Deutschland übte zuletzt die 3.Kompanie des 48.
Panzerbattalions aus dem südostasiatischen Stadtstaat gemeinsam
mit einem Zug des deutschen Panzerlehrbattalions 93 aus Munster.
„Panzer Strike“ hieß die seit 2009 durchgeführte
Übung, bei der die Gäste jetzt auch die Gelegenheit zu einem
Schießen mit scharfer Munition hatten. 13 Kampfpanzer Leopard 2SG
und 16 Schützenpanzer vom Typ Bionix kamen dabei zum Einsatz. Der
Truppenübungsplatz Oberlausitz hat eine Breite von rund 10 und
eine Länge von etwa 40 Kilometern. Hier kann auch auf Ziele in 4
Kilometern Entfernung geschossen werden. In Singapur ist dies nur
über 800 Meter möglich, denn der Stadtstaat ist kleiner als
Berlin, hat aber rund 5,5 Millionen Einwohner, also rund 2 Millionen
mehr als die deutsche Hauptstadt.
Hintergrund der Ausbildungsunterstützung für
Singapur ist ein fast 10 Jahre altes Rüstungsexportgeschäft.
Singapur erwarb von der Bundeswehr gebrauchte Leopard-2-Panzer, die ab
2007 geliefert wurden. Zunächst war von 96 Fahrzeugen die Rede,
für die die Bundeswehr 39 Millionen Euro erhielt. Inzwischen ist
die Zahl der verkauften Panzer jedoch deutlich gewachsen. Die
Bundesregierung hat für 2007 bis 2012 an die Vereinten Nationen
den Export von 158 Kampfpanzern in das südostasiatische Land
gemeldet.
Wirtschaftlich bedeutsamer als für die Bundeswehr war das
Geschäft für die deutsche Heeresindustrie. Sie bekam nicht
nur Aufträge zur Modernisierung der Panzer, sondern konnte auch
Brückenlegefahrzeuge, Schwimmbrücken, militärische LKWs
und Leopard-Sonderfahrzeuge wie zum Beispiel den Pionierpanzer vom Typ
Kodiak an Singapur verkaufen. Von 2007 bis 2015 hat die Bundesregierung
in der einschlägigen Rüstungsgütergruppe A006 Ausfuhren
für Singapur in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro genehmigt,
weit mehr, als die öffentlich bekannt gewordenen Geschäfte
erklären. Singapur ist darüber hinaus auch für die
Marineindustrie Deutschlands ein bedeutender Kunde. So stehen zum
Beispiel auch zwei U-Boote, Schiffsmotoren und Schiffsteile in deren
Auftragsbüchern. Guten Kunden kommt man offenbar auch in Sachen
Ausbildung gerne entgegen.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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