Originalbeitrag
24. Februar 2016


Zweifel an neuer Aufklärungsdrohne

von Otfried Nassauer


Ein Bericht des US-Verteidigungsministeriums zeigt, dass die Bundeswehr bei der Suche nach einem Nachfolger für die gefloppte Aufklärungsdrohne „EuroHawk“ erneut in Schwierigkeiten kommen könnte. Die als Nachfolger favorisierte Drohne der US-Marine "Triton", eine Weiterentwicklung der „Global Hawk“ und des „EuroHawks“, wurde bei ersten Testflügen durch „mangelnde Systemstabilität“ geplagt.

Die Entwicklung eines Luft-Luft-Radars für diese Drohne musste sogar abgebrochen werden. Eine neue technische Lösung wurde Anfang dieses Jahres zwar ausgewählt, wird aber voraussichtlich erst verfügbar sein, wenn die Drohne 2019/20 ihre vorläufige Einsatzfähigkeit erreichen soll.

Das Luft-Luft-Radar dient der Drohne als „Auge“. Es muss absolut verlässlich funktionieren, wenn Triton anderen Luftfahrzeugen unterwegs autonom ausweichen muss. Nur mit einem äußerst zuverlässig funktionierendes Ausweichsystem an Bord würde es ermöglichen, die Drohne wie geplant auch für zivil genutzte Lufträume zuzulassen.

Damit muss weiter als unsicher gelten, ob "Triton" in Deutschland die erforderliche Zulassung bekommen könnte. Ähnlich wie schon bei EuroHawk müsste sich die Bundeswehr auf die Zusage der US-Industrie verlassen, das Problem rechtzeitig zu lösen, bevor die Bundeswehr sie bekommt.

Die Bundeswehr sucht seit dem Flop und Stopp des „Euro Hawk" nach einem neuen Träger für ihr eigenes elektronisches Signal-Aufklärungssystem ISIS. Die Drohne "Triton" ist dabei der Favorit, so die jüngst veröffentlichte militärische Luftfahrtstrategie des Verteidigungsministeriums. Bis Ende dieses Jahres 2016 will das Berliner Ministerium eine Auswahlentscheidung für das Trägersystem treffen. Alternativ kämen bemannte Flugzeuge als Euro Hawk-Nachfolger in Frage.

In den USA hat die US-Marine im Februar 2016 erste Tests mit der Triton angeblich erfolgreich abgeschlossen. Bei Flugtests konnte nachgewiesen werden, dass die Überwachung des Schiffsverkehrs auf See mit der vorgesehenen Missionsausrüstung funktioniert. Die US-Marine hat deshalb gute Argumente, auch 2017 Gelder für dieses Vorhaben vom Kongress bewilligt zu bekommen.

Das Grundproblem der Bundeswehr wird dagegen nicht gelöst: Sie musste das Vorhaben „EuroHawk“ auch deshalb stoppen, weil nicht garantiert werden konnte, dass diese Drohne künftig auch für zivil genutzte Lufträume zugelassen werden könnte und weil nicht zu garantieren war, dass rechtzeitig ein verlässliches automatisiertes Ausweichsystem zur Verfügung stehen würde, das Kollisionen mit anderen Luftfahrzeugen gesichert verhindert. Ein solches System kann möglicherweise auch erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts verfügbar werden, weil in Europa ein neues Luftverkehrsmanagementsystem eingeführt wird, dessen technische Anforderungen und normative Vorgaben auch von einem automatisierten Ausweichsystem an Bord von Drohnen eingehalten werden müssen. Experten schätzen, dass dies erst 2028 der Fall sein wird, also Jahre nach der geplanten Einführung der Triton-Drohne.



ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS