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16. Oktober 2011


Griechenland: Rüstungsgeschenke für die Pleite

von Otfried Nassauer


Die Großmächte des Rüstungsexports gehen scheinbar auf Eroberungsfeldzug. Griechische Medien lancierten im Oktober, dass sowohl die USA als auch Frankreich dem klammen Land große Rüstungsgeschäfte zu Sonderkonditionen anzudienen versuchen. Washington will Athen angeblich bis zu 400 gebrauchte M1-Panzer zu einem symbolischen abtreten, berichtete Hellenic Defence & Technology. Paris offeriert bis zu vier neue Fregatten, die Griechenland erst Jahre später zum Gebrauchtwarenpreis bezahlen müsse, so Defencenet.

Uneigennützig wären beide Angebote nicht. Die USA wollen ihre Kampfpanzerflotte auf rund 2.500 Fahrzeuge verkleinern und so Betriebskosten sparen. Frankreich will seine Werften auslasten und nicht riskieren, dass ein geplantes Fregattengeschäft mit Griechenland an den Haushaltskalamitäten Athens scheitert. Beide Länder spekulieren längerfristig auf Gewinne. Für die Panzer und Fregatten benötigt Griechenland auf Jahrzehnte Ersatzteile und Modernisierungen. Damit würde dann Geld verdient.

Problematisch sind beide Offerten vor allem aus Sicht der deutschen Rüstungsindustrie: Bislang nutzt Griechenland überwiegend Versionen des Leopard-2 als moderne Kampfpanzer. Das Fregattenangebot verärgert Thyssen Krupp Marine Systems, den wichtigsten Konkurrenten der französischen DCNS in Griechenland.

Ob Ersatzteile oder später fällig werdende Zahlungen: Würde Athen die Lockangebote annehmen, so läge der Verdacht nahe, dass Teil der Finanzhilfen dafür aufgewendet werden müssen, die Griechenland von seinen europäischen Partnern erhält. Die griechische Regierung dementiert denn auch, dass sie ernsthaft erwäge, 400 Kampfpanzer aus den USA zu übernehmen.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS