Original Artikel
13. Februar 2015


Zwei weitere U-Boote für Ägypten

von Otfried Nassauer


Die Kieler Nachrichten und der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag berichten übereinstimmend, dass bei der Kieler Werft der TKMS (früher HDW) zwei weitere U-Boote für den Export nach Ägypten gebaut werden sollen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel habe die Baugenehmigung erteilt und dies anlässlich eines Besuchs auf  Einladung des Betriebsrats bei der Werft am 12. Februar 2015 mitgeteilt.[1] Eine solche Genehmigung ist durch das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeschrieben. Erst wenn sie erteilt wurde, kann eine Firma mit dem Bau einer Kriegswaffe beginnen.

Ägypten hat bereits im Frühjahr 2012 zwei neue diesel-elektrische U-Boote der Klasse 209 bei HDW bestellt. Diese Boote des Typs 209/1400mod werden derzeit gebaut. Der Vertragswert der beiden Boote und der zugehörigen Basisinfrastruktur betrug damals zusammen rund 700 Millionen Euro. Ägypten ließ sich zudem die Option einräumen, zu einem späteren Zeitpunkt zwei weitere U-Boote zu bestellen. Diese Option wurde nun genutzt. Ägypten bekommt also insgesamt vier U-Boote aus Deutschland.

Die Boote der aktuellen Version der Klasse 209 sind etwa 62 Meter lang, haben eine Besatzung von 30 Mann und verfügen über acht Torpedorohre des Kalibers 533mm und einen dieselelektrischen Antrieb. Aus den Torpedorohren können neben Torpedos auch Anti-Schiffsraketen zum Einsatz gebracht werden, wenn ein entsprechendes Ausstoßsystem mit bestellt wird. Die U-Boot-Klasse 209 wurde ursprünglich in den 1960er Jahren entwickelt, seither aber immer wieder an den Stand moderner Technik gebracht. 63 Boote dieses Typs fahren bereits auf den Weltmeeren, mehr als von jedem anderen U-Boot-Typ.

Der Vertragswert der zusätzlichen Boote ist noch nicht bekannt, dürfte aber deutlich mehr als 500 Millionen Euro betragen. Für TKMS bedeutet die Bestellung, dass die Kieler Werft nunmehr einen Auftragsbestand für U-Boote von mehr als 8 Milliarden Euro haben dürfte. 


U-Boot-Aufträge von TKMS

Jahr

Empfänger

Volumen

Typ

Indienststellung

2005/06

Israel

0,9 Mrd. €

2x Dolphin AIP

2014-2015

2006

Deutschland

0,9 Mrd. €

2x 212A

2015**

2008

Italien

0,2 Mrd. €

2x 212A (Pakete)

2015-2016

2009

Südkorea

2,0 Mrd. €*

6x 214 (Pakete)

bis 2018/20

2009/10

Türkei

2,2 Mrd. €

6x 214 (Pakete)

bis 2022/24**

2011/12

Israel

0,4 Mrd. €

1x Dolphin AIP

bis 2017/18**

2012

Ägypten

0,7 Mrd.

2x209

ca. 2016**

2012

Kolumbien***

??

2x206A – Mod.

ça. 2015/16

2013

Singapur

1,2 Mrd. €

2x218SG

ab 2022

2015

Ägypten

??

2x 209

ca 2018**


* möglicherweise zu hoch geschätzter Wert in Analogie zur Türkei
** Dieses öffentlich genannten Auslieferungsdaten dürften kaum einzuhalten sein.
*** Zusätzlich werden 2 Boote der Klasse 209 in Kolumbien modernisiert


Der Entscheidung, den Bau zweier zusätzlicher U-Boote für Ägypten zu genehmigen, traf Sigmar Gabriel offenbar ohne gesonderten Beschluss des Bundessicherheitsrates als Folgeentscheidung zu den Genehmigungen für die ersten beiden U-Boote. Die Erteilung der Genehmigung wurde dem Bundestag bislang nicht mitgeteilt.



ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS

[1] Kieler Nachrichten, 12.2.2015:
http://www.kn-online.de/In-Ausland/Politik/Nachrichtenticker/Gabriel-genehmigt-neues-U-Boot-Geschaeft-mit-Aegypten und Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 12.2.2015:
http://www.shz.de/schleswig-holstein/wirtschaft/deal-mit-aegypten-gabriel-beschenkt-kieler-u-boot-werft-id8949526.html
[2] Spiegel, 11.9.2012, online:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/u-boot-deal-mit-aegypten-israel-ringt-merkel-zugestaendnisse-ab-a-855224.html