Mit dem U-Boot auf Piratenjagd
von Otfried Nassauer
Die Bundeswehr will die Piratenjagd vor Somalia im
kommenden
Jahr mit einem U-Boot unterstützen. Das bestätigte
jetzt das
Verteidigungsministerium auf Anfrage des Spiegels. Von April bis Ende
Juli 2016 soll ein U-Boot der Klasse 212A am Horn von Afrika im Rahmen
der EU-Mission „Atalanta“ eingesetzt werden. In
diesem
Zeitraum führt ein deutscher Flottilenadmiral die Mission als
„Force Commander“. Die deutsche Marine sieht sich
gefordert, angemessen Präsenz zu zeigen. Die 9.000 Kilometer
lange
Reise ans Horn von Afrika soll das U-Boot allerdings nicht aus eigener
Kraft sondern huckepack absolvieren. Es soll von einem Dockschiff
transportiert werden. Dies gehe schneller und schone das Material
argumentiert die Marine.
Es könnte auch notwendig sein. Die Bundeswehr verfügt
derzeit
erst über ein einziges Boot der Klasse 212A, das
dafür
ausgelegt ist, in warmen Gewässern wie am Horn von Afrika zur
operieren. U 35 wurde tropikalisiert, also für den Einsatz in
wärmeren Gewässern optimiert. Es verfügt zum
Beispiel
über stärkere Kühlungssysteme, um Mensch und
Technik vor
Schäden durch die höhern Umwelttemperaturen zu
bewahren. Ob U
35 jedoch für diesen Einsatz bereitgestellt werden kann, steht
derzeit noch in den Sternen.
Das Boot zeigte nach der Übernahme durch die Bundeswehr ungeahnte Schwächen,
musste wiederholt geplante Fahrten und Erprobungen wegen
einer
Vielzahl technischer Probleme abbrechen. Die Indienststellung
verzögerte sich bis ins Frühjahr 2015. Die Marine
weiß
derzeit noch nicht, ob sie im kommenden Jahr auf dieses Boot
zurückgreifen kann. Welches Boot an das Horn von Afrika
verlegt
werden soll, ist nach Auskunft der Bundeswehr noch offen.
Müsste sie eines ihrer älteren U-Boote
aus dem
ersten Los der Klasse 212A entsenden, so wäre auch das nicht
ohne
technische Risiken: Das U-Boot müsste dann für
mehrere Monate
in einer klimatischen Umgebnung operieren, für dies es nicht
ausgelegt und gebaut wurde. Negative Auswirkungen auf
Verschleiß
und Technik wären dann womöglich nicht
ausgeschlossen. Mit
anderen Worten: Der Huckepack-Transport mit einem Dockschiff
erfolgt wohl auch, um das Risiko zu mindern, dass der High-Tech-Stolz
der Marine durch Pannen bei diesem Einsatz lahmgelegt wird.
Bleibt nur noch anzumerken, dass der Zweck dieses
Einsatzes
selbst eher fragwürdig ist. Die Aufgaben, bei denen
gerade
die Aufklärungsfähigkeiten eines U-Bootes
für die
Atalanta-Mission von entscheidender Bedeutung sein könnten,
sind
inzwischen deutlich zurückgegangen.
update
März 2016
Doch keine Priatenjagd unter Wasser
Das Marinekommando in Rostock hat Anfang Februar 2016 gegenüber
den Kieler Nachrichten bestätigt, dass nun doch kein U-Boot zur
Pirateriebekämpfung entsendet wird. Das für den Einsatz in
warmen Gewässern ausgestattete Boot U35 war aufgrund wiederholter
Pannen, einer verspäteteten Auslieferung und Indienststellung
nicht rechtzeitig verfügbar. Alternativ wurde offenbar
geprüft, ob man das neuste Boot des ersten Loses, U34, rechtzeitig
und zu vertretbaren Kosten nachträglich tropikalisieren
könne. Diese Prüfung fiel negativ aus. Also wurde das
Vorhaben abgeblasen. Drei der fünf deutschen Boote der Klasse 212A
waren zum damaligen Zeitpunkt zu Wartungsarbeiten in der Werft.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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