Original Artikel
12. November 2015


Mit dem U-Boot auf Piratenjagd

von Otfried Nassauer

Die Bundeswehr will die Piratenjagd vor Somalia im kommenden Jahr mit einem U-Boot unterstützen. Das bestätigte jetzt das Verteidigungsministerium auf Anfrage des Spiegels. Von April bis Ende Juli 2016 soll ein U-Boot der Klasse 212A am Horn von Afrika im Rahmen der EU-Mission „Atalanta“ eingesetzt werden. In diesem Zeitraum führt ein deutscher Flottilenadmiral die Mission als „Force Commander“. Die deutsche Marine sieht sich gefordert, angemessen Präsenz zu zeigen. Die 9.000 Kilometer lange Reise ans Horn von Afrika soll das U-Boot allerdings nicht aus eigener Kraft sondern huckepack absolvieren. Es soll von einem Dockschiff transportiert werden. Dies gehe schneller und schone das Material argumentiert die Marine.

Es könnte auch notwendig sein. Die Bundeswehr verfügt derzeit erst über ein einziges Boot der Klasse 212A, das dafür ausgelegt ist, in warmen Gewässern wie am Horn von Afrika zur operieren. U 35 wurde tropikalisiert, also für den Einsatz in wärmeren Gewässern optimiert. Es verfügt zum Beispiel über stärkere Kühlungssysteme, um Mensch und Technik vor Schäden durch die höhern Umwelttemperaturen zu bewahren. Ob U 35 jedoch für diesen Einsatz bereitgestellt werden kann, steht derzeit noch in den Sternen.

Das Boot zeigte nach der Übernahme durch die Bundeswehr ungeahnte Schwächen, musste  wiederholt geplante Fahrten und Erprobungen wegen einer Vielzahl technischer Probleme abbrechen. Die Indienststellung verzögerte sich bis ins Frühjahr 2015. Die Marine weiß derzeit noch nicht, ob sie im kommenden Jahr auf dieses Boot zurückgreifen kann. Welches Boot an das Horn von Afrika verlegt werden soll, ist nach Auskunft der Bundeswehr noch offen. 

Müsste sie eines ihrer älteren U-Boote aus dem ersten Los der Klasse 212A entsenden, so wäre auch das nicht ohne technische Risiken: Das U-Boot müsste dann für mehrere Monate in einer klimatischen Umgebnung operieren, für dies es nicht ausgelegt und gebaut wurde. Negative Auswirkungen auf Verschleiß und Technik wären dann womöglich nicht ausgeschlossen. Mit anderen Worten:  Der Huckepack-Transport mit einem Dockschiff erfolgt wohl auch, um das Risiko zu mindern, dass der High-Tech-Stolz der Marine durch Pannen bei diesem Einsatz lahmgelegt wird. 

Bleibt nur noch anzumerken, dass der Zweck dieses Einsatzes selbst eher fragwürdig ist. Die  Aufgaben, bei denen gerade die Aufklärungsfähigkeiten eines U-Bootes für die Atalanta-Mission von entscheidender Bedeutung sein könnten, sind inzwischen deutlich zurückgegangen.


 update
März 2016

 
Doch keine Priatenjagd unter Wasser


Das Marinekommando in Rostock hat Anfang Februar 2016 gegenüber den Kieler Nachrichten bestätigt, dass nun doch kein U-Boot zur Pirateriebekämpfung entsendet wird. Das für den Einsatz in warmen Gewässern ausgestattete Boot U35 war aufgrund wiederholter Pannen, einer verspäteteten Auslieferung und Indienststellung nicht rechtzeitig verfügbar. Alternativ wurde offenbar geprüft, ob man das neuste Boot des ersten Loses, U34, rechtzeitig und zu vertretbaren Kosten nachträglich tropikalisieren könne. Diese Prüfung fiel negativ aus. Also wurde das Vorhaben abgeblasen. Drei der fünf deutschen Boote der Klasse 212A waren zum damaligen Zeitpunkt zu Wartungsarbeiten in der Werft.


ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS