Atomare Osterweiterung der NATO?
von Otfried Nassauer
Die Republikaner im US-Kongress drängen Barack Obama
angesichts der Ukraine-Krise, möglichst bald US-Atomwaffen in
Polen und anderen mittelosteuropäischen Ländern zu
stationieren. Moskaus „Absicht“, Träger für
Atomwaffen auf der Krim zu stationieren, mache eine Reaktion
erforderlich, zu der „neue Standorte für nuklearfähige
Flugzeuge und vorne stationierte Nuklearwaffen“ gehören
sollten. Die Vorsitzenden zweier zuständiger Unterausschüsse
im Repräsentantenhaus, Mike Turner und Mike Rogers forderten
deshalb von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und
Außenminister John Kerry im Januar auf, detaillierte
Informationen über nutzbare, vorhandene Infrastruktur und
die Kosten eines Um- oder Neubaus geeigneter Standorte
bereitzustellen.
Der Vorschlag der Republikaner steht im Widerspruch zu
verbindlichen Zusagen der NATO, die Moskau 1997 anlässlich der
Osterweiterung der NATO in der sogenannten
NATO-Russland–Grundlagenakte gemacht wurden. In diesem Dokument
versichern die NATO-Staaten Russland, es gebe „keine Absicht,
keinen Grund, keinen Plan und keine Notwendigkeit“ in den
Beitrittsländern vorhandene oder neue Lager für die
Stationierung von Atomwaffen herzurichten oder zu nutzen.
Die beiden Republikaner argumentieren, angesichts des
russischen Politik könnten die USA und die NATO „nicht
einseitig“ an Abmachungen wie der NATO-Russland-Grundlagenakte
festhalten. Sie betrachten solche nicht durch den US-Senat mit
Zweidrittelmehrheit abgesegneten internationalen Abkommen als
Regierungsvereinbarungen, die nur die US-Administration bindet, die sie
abgeschlossen hat. Jede künftige Administration sei daran nicht
gebunden.
Die Nukleare Planungsgruppe der NATO beriet am 5. Februar
darüber, ob die NATO im nuklearen Bereich ihre Strategie, den
Bereitschaftsstatus ihrer nuklearen Kräfte oder deren
Zusammensetzung ändern sollte. Entscheidungen.wurden nicht
getroffen, sie stehen möglicherweise in Zukunft an. Der Blick ist
auf den für 2016 geplanten NATO-Gipfel in Polen gerichtet.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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