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04. April 2015


Bundeswehr bekommt umstrittene Panzerabwehrrakete

von Otfried Nassauer


Das Rüstungsboard des Verteidigungsministeriums hat beschlossen, an der Beschaffung der umstrittenen Panzerabwehrrakete PARS3-LR festzuhalten. Der Flugkörper ist als Hauptbewaffnung für den Unterstützungshubschrauber Riger vorgesehen. Der Lenkflugkörper habe „die vertraglich vereinbarte Leistungsfähigkeit“ nachgewiesen. Die Lieferung werde „nicht vor Mitte 2015 erwartet“ und der „Abschluss der Einsatzprüfung“ dauere bis „Ende 2016“, heißt es in einem Bericht über die Entscheidung.

Mit dieser Entscheidung weist das Ministerium eine klare Empfehlung zurück, die die Berater der KPMG in ihrem internen Gutachten im Herbst letzten Jahres vorgelegt hatten. Sie kritisierten die „nicht vorhandene Produktreife“ und empfahlen das Projekt PARS3-LR abzubrechen. Die Rakete sei derzeit „nicht lieferbar“, weise „eine mangelnde Treffsicherheit unter Einsatzbedingungen“ auf und bedürfe einer „Nachentwicklung“ von „ca. 2 Jahren“. Deren Erfolg sei zweifelhaft, da das „Aufwuchspotential des Suchkopfs“ bereits „ausgeschöpft“ sei.

Das Rüstungsboard folgte der KMPG nicht, weil der Vorschlag „zu finanziellen Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe für die Bundeswehr“ führen würde. Bestellt wurden 680 Flugkörper für deutlich mehr als 400 Millionen Euro. Die Auslieferung sollte ursprünglich bereits 2014 abgeschlossen sein. Die Bewaffnung des Tiger mit PARS3-LR ist zudem Ursache dafür, dass der Hubschrauber mit einem oberhalb des Hauptrotors angebrachten Mastvisier ausgestattet wurde, dass seinerseits zu den jahrelangen Verzögerungen bei der Entwicklung des Helikopters beigetragen hat. 



ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS