Zivile Beteiligung an NATO-Atomwaffenübung
von Otfried Nassauer
Jedes Jahr im Herbst führt die NATO eine besondere
Übung durch. Sie trägt den Namen Steadfast Noon. Simuliert
wird der sichere Umgang mit Atomwaffen im Rahmen der nuklearen
Teilhabe. Die Übung dient der Allianz zur Überprüfung
des Ausbildungsstandes des Sicherheits- und Bodenpersonals und der
Piloten. Geübt wird jedes Jahr auf einem anderen
Luftwaffenstützpunkt, auf dem die USA noch Atomwaffen in Europa
lagern. 2014 fand die Übung in Ghedi Torre im Norden Italiens
statt.
Zugegen war dabei auch ein besonderer Gast. Ein Learjet 35A
mit der deutschen Kennung D-CGFC. Das Flugzeug gehört der GFD aus
Hohn bei Rendsburg, einer Tochter von Airbus Defence and Space. Die GFD
erbringt Dienstleistungen für die Bundeswehr. Sie spielt den
Gegner, je nach Übungszweck auch mittels elektronischer
Störmassnahmen. Sie stellt zum Beispiel das Flugziel dar, das es
abzufangen oder abzuschießen gilt.
Die GFD-Maschine in Ghedi Torre gehörte zu jenen, die
elektronische Störmaßnahmen praktizieren können. Mit
ihr konnten also sowohl die bei der Übung als Begleitschutz
eingesetzten nicht-nuklearen Jagdflugzeuge trainieren als auch die
Jagdbomber, die die Atomwaffeneinsatzverfahren simulieren. Mit dabei
waren bei der Übung in Italien erstmals auch polnische
Jagdflugzeuge, die sich im Kontext der Snowcat-Initiative mit
konventionell ausgestatteten Flugzeugen an der nuklearen Teilhabe
beteiligten.
Für die GFD arbeiten überwiegend oder sogar
ausschließlich ehemalige Bundeswehrpiloten, erfahrenes Personal
also, das sehr genau weiß, wie ein Kampfflugzeug agiert und
reagiert. Nach etlichen unfallfreien Jahrzehnten war wenige Monate vor
der Nuklearwaffenübung Steadfast Noon im Juni 2014 erstmals ein
Learjet der GFD mit einem Eurofighter der Bundeswehr in der Luft
zusammengestoßen und infolgedessen bei Olsberg im Sauerland
abgestürzt.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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