Original Artikel
01. Februar 2011


Umstrittene Landesbanken retten U-Boot-Geschäft

von Otfried Nassauer


Zwei krisengeschüttelte und skandalumwitterte Landesbanken haben der Kieler Werft HDW ein bedeutendes U-Boot-Exportgeschäft in Milliardenwert gesichert. Ende Dezember 2010 schlossen Konsortien unter Führung der Bayerischen Landesbank und der WestLB Kreditverträge über insgesamt 2,187 Mrd Euro mit dem türkischen Schatzamt. Das geht aus einer Mitteilung des Amtes hervor. Mit dem Geld sollen sechs modernste U-Boote der Klasse 214 auf der türkischen Werft in Gölcük zusammengebaut werden. Die Materialpakete dafür kommen aus Deutschland. Die Verhandlungen über das Geschäft begannen im Juli 2008. Der Industrievertrag wurde 2009 abgeschlossen, die Finanzierung aber blieb wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise zunächst ungelöst.

Nun retten Landesbanken das Geschäft, die selbst schwer von der Krise betroffen sind, aber schon lange Beziehungen zu den beteiligten deutschen Firmen pflegen. Das Konsortium unter Führung der Bayerische Landesbank verantwortet einen Kredit in Höhe von 1,878 Milliarden Euro, das unter Führung des Londoner Büros der WestLB leistet einen Beitrag in Höhe von 309 Millionen Euro.

HDW verkaufte die U-Boote an die Türkei zusammen mit der Londoner Firma Marine Force International (MFI). Der Thyssen-Krupp-Konzern ist Eigner von HDW. MFI gehört zu gleichen Teilen Thyssen-Krupp und MAN. Die weitgehend unbekannte Firma wurde 2004 in London gegründet, weil MAN damals mit Planungen begann, die Ferrostaal AG zu verkaufen. Ferrostaal hatte über Jahrzehnte korruptionsanfällige Finanzdienstleistungsaufgaben und Gegengeschäfte für die U-Boot-Exporte der Kieler HDW abgewickelt. Für diese Aufgabe sollte mit MFI ein Ersatz unter der Kontrolle deutscher Firmen geschaffen werden.

Mittlerweile wurde Ferrostaal an einen arabischen Investor verkauft. Bei heutigen U-Boot-Geschäften von HDW tritt heute MFI als Partner auf. Ferrostaal dagegen wurde inzwischen von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Rolle des Konzerns bei früheren U-Boot-Geschäften wird derzeit als Teil der Korruptionsermittlungen der Staatsanwaltschaft München untersucht. Unter anderem geht es um U-Boot-Exporte nach Griechenland. Auch in Portugal laufen Korruptionsverfahren im Zusammenhang mit dem Kauf von zwei HDW-U-Booten aus Deutschland.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS