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Inhaltsverzeichnis:
Anhang 1: Die Nuklearpolitik der NATO – Jüngste Entwicklungen
Anhang 2: Nuklearwaffenstandorte in Europa
5.2.4 Weitere technische Modernisierungsvorhaben
Einige Modernisierungsoptionen werden nur selten und meist ohne genauere Erklärung erwähnt. Sie sollen nicht unerwähnt bleiben.
Darüber hinaus ist in der Literatur die Rede von „new features and designs“, „alternative design concepts untried during prior life extension programs“ und ähnlichem. Hinzu kommen möglicherweise auch geheime Modifikationen, für die keine Beschreibungen vorliegen.
Als Trägersysteme für die B61-Bomben dienen bislang eine Vielzahl von Flugzeugtypen aus U.S.-Entwicklung sowie der aus einer trilateralen Entwicklung in Europa hervorgegangene Jagdbomber Tornado IDS (Panavia PA-200). Die Trägersysteme sind entweder strategische Bomber oder taktische Jagdbomber. Zahl und Typenvielfalt haben seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich abgenommen. Der Ausbildungsstand und der Bereitschaftsgrad der Besatzungen wurde – zumindest in den taktischen Jagdbomberverbänden der NATO mit Nuklearaufgabe – deutlich zurückgefahren. Ein knapper Überblick:[ 4 ]
6.1. Strategische Träger
Das Air Force Global Strike Command (AFGSC)[ 5 ] verfügt derzeit über 93 B-52H Stratofortress, die theoretisch als Atomwaffenträger eingesetzt werden könnten. Nur 44 dieser Flugzeuge sollen derzeit vollständig nuklear zertifiziert sein.[ 6 ] Die Flugzeuge sind auf den Basen in Barksdale AFB und Minot AFB stationiert. Die betagten Maschinen sollen bis 2030 oder 2040 im Dienst bleiben. Sie sollen aber nicht mehr mit den neuen B61-12-Bomben ausgerüstet werden, deren Vorläufer, die B61-7, sie noch tragen konnten.
Einziges strategisches Trägersystem für die künftige B61-12 soll der Stealth-Bomber B-2A „Spirit“ sein, der bereits heute als Träger der Versionen B-61-7 und B-61-11 eingeplant ist. Die U.S.-Air Force verfügt über insgesamt 20 Bomber, aber nur 18 gelten als nuklearfähig und 16 Maschinen sollen für Nukleareinsätze voll zertifiziert sein. Die Bomber gehören zur 509th Bomb Wing auf der Whiteman AFB.[ 7 ] Die B-2A werden regelmäßig modernisiert. Ihr Nachteil besteht in ihrer relativ geringen Geschwindigkeit (max. 1010 km/h), die Einsätze zur Bekämpfung von zeitkritischen Zielen (Time-Sensitive Targets – TST) im Kontext einer adaptiven Nuklearkriegsplanung nur eingeschränkt zulässt. Die B-2A können zudem strategische Bomben des Typs B83-1 tragen. Sie transportieren ihre atomare Waffenlast im Inneren des Flugzeugs, um die Entdeckbarkeit der Stealth-Bomber gering zu halten.
6.2. Taktische Jagdbomber
Jagdbomber, die als Dual Capable Aircraft (DCA) ausgelegt und nuklear zertifiziert wurden, stellen den überwiegenden Teil der Trägersysteme für B61-Bomben dar. Bis Anfang der 1990er Jahre war eine Vielzahl von Jagdbomber-Typen für Einsätze der Bomben der B61-Familie zertifiziert[ 8 ], heute sind es nur noch wenige Typen.
Die nuklearen Bomben werden von überschallschnellen Jagdbombern in der Regel unter den Flügeln oder dem Rumpf an Pylonen aufgehängt. Die elektrische und elektronische Verbindungskomponente zwischen Flugzeug und Bombe heißt Interface Control Unit (ICU).[ 9 ] Dieser kommt eine besondere Bedeutung zu, da alle Befehle und Informationen die ICU passieren müssen, die die Besatzung über das im Cockpit befindliche Ein- und Freigabegerät Aircraft Monitoring and Control System (AMAC) an die Bombe übermitteln muss, um diese auf einen scharfen Einsatz vorzubereiten (Prearming). Dazu gehören zum Beispiel der PAL-Code oder die Höhe, in der die Bombe explodieren soll. Die ICU stellt also die Kommunikation und Kompatibilität von Flugzeug und Bombe sicher. Konzeption, Entwicklung und Bau dieser Komponente werden von der Interface Control Working Group (ICWG) in Albuquerque (New Mexico) beaufsichtigt.
Drei Flugzeugmuster behielten nach dem Ende des Kalten Krieges bis heute ihre nukleare Rolle. Dies sind:
6.2.1. Der F-15E „Strike Eagle“
Die F-15E ist der reichweiten- und leistungsstärkste taktische Jagdbomber der USA. Kein anderes NATO-Land nutzt dieses Flugzeugmuster. F-15E sind in Lakenheath (48th TFW), Großbritannien, sowie auf der Seymour Johnson AFB (4th TFW, North Carolina) in den USA stationiert. Früher gab es noch ein drittes Geschwader auf der Cannon AFB (27th TFW) in New Mexico, USA.[ 10 ] Das 27. Geschwader wurde aufgelöst, das 4. verlor mit der Funktion, die Luftstreitkräfte der USA in Europa zu unterstützen, auch seine nukleare Aufgabe. Aus Lakenheath wurden die Nuklearwaffen der USA 2006 abgezogen. Eine aktive nukleare Rolle von ihrem Heimatstandort in den USA aus haben die Jagdbomber vom Typ F-15E also derzeit nicht. Allerdings sind sie weiterhin technisch zum Einsatz atomarer Waffen befähigt.
Die Maschinen des Hersteller McDonnell Douglas sollten ursprünglich ab Ende dieses Jahrzehnts sukzessive durch die F-35 ersetzt und ausgemustert werden. Durch die Verzögerungen bei der Entwicklung der F-35 veranlasst, hat die U.S. Air Force inzwischen aber mit einer Studie zur Lebensdauerverlängerung der F-15E begonnen.[ 11 ] Die F-15E soll künftig auch als Trägerflugzeug für die B61-12 genutzt werden. (s.u.)
6.2.2. Der F-16 “Fighting Falcon”
Die F-16 Fighting Falcon ist seit Jahrzehnten das „Arbeitstier“ der U.S.-Air Force und der Luftwaffen jener Länder, in die dieses Flugzeug exportiert wurde. Das gilt für den konventionellen wie den nuklearen Bereich. In den USA, den Niederlanden, Belgien, in der Türkei und wahrscheinlich auch in Israel werden DCA-Versionen dieses Typs als Nuklearwaffenträger eingesetzt. Das Flugzeug dient im konventionellen Bereich als taktischer Jagdbomber zur Luftnahunterstützung, Abriegelung und Bekämpfung der gegnerischen Luftabwehr. Gegen Ende dieses Jahrzehnts sollte die F-16 bei den NATO-Ländern schrittweise ausgemustert und durch die F-35A in der konventionellen wie nuklearen Rolle ersetzt werden.
F-16-Flugzeuge der Versionen F-16C/D und F-16MLU (Mid Life Upgrade) werden als Nuklearwaffenträger traditionell von der U.S.-Luftwaffe (31st TFW, Aviano, Italien) den belgischen (10. Taktisches Geschwader, Kleine Brogel), den niederländischen (1.Jagdbombergeschwader, Volkel) und den türkischen Luftstreitkräften für die NATO vorgehalten. Da sich der Ersatz dieser Maschinen aufgrund der Verzögerungen beim Joint Strike Fighter nach hinten verschieben dürfte, beginnen einige Länder über Zwischenlösungen nachzudenken. Die Türkische Luftwaffe will beispielsweise ihre F-16 noch einmal einem so genannten „stop-gap upgrade“ unterziehen.[ 12 ] Die U.S. Air Force betrachtet ihr Service Life Extension Program für die F-16 als eine ihrer Schlüsselprioritäten.[ 13 ]
6.2.3. Das Mehrzweckkampfflugzeug Tornado
Der Tornado ist ein besonders für den Tiefflug ausgelegter Jagdbomber mit Schwenkflügeltechnologie, der von der Bundesrepublik Deutschland, Italien und Großbritannien gemeinsam entwickelt und ab Ende der 70er Jahre beschafft wurde. Die Version Tornado IDS ist konventionell und nuklear einsetzbar und als einziges Flugzeugmodell, das nicht aus den USA stammt, für Nuklearwaffeneinsätze zertifiziert worden. Der Tornado kann Bomben der B61-Familie abwerfen und ist in der nuklearen Rolle in Italien (6. Geschwader, Ghedi-Torre) und Deutschland (JaBoG 33, Büchel) im Einsatz.
Die Bundesrepublik ist derzeit das einzige europäische NATO-Land, das nicht plant, neue Nuklearwaffenträger, also die nuklearfähige Version der F-35A Block IV, zu beschaffen. Die Luftwaffe will insgesamt 85 Tornados (65 IDS-Versionen und 20 der jüngeren Tornado ECR) weiter im Dienst halten und alle anderen Kampfflugzeuge durch 140 mehrrollenfähige Exemplare des Eurofighters ersetzen. Der Eurofighter ist nicht nuklearfähig und soll es auch nicht werden.
Die Beteiligung Deutschlands an der „Dauereinsatzaufgabe Nukleare Teilhabe“ der NATO wird auch weiterhin durch bis zu 46 Kampfflugzeuge des Typs Tornado IDS in Büchel sichergestellt.[ 14 ] Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums erklärte am 6. Oktober 2010: „Die Nutzung des Waffensystems Tornado ist über das Jahr 2020 hinaus vorgesehen. Der Zeitpunkt der endgültigen Außerdienststellung ist noch nicht festgelegt.“[ 15 ] Die Bundesluftwaffe geht davon aus, dass der Tornado mindestens bis 2025 genutzt werden kann. Eine weitere Nutzungsdauerverlängerung ist wahrscheinlich möglich, wurde aber bislang weder unter technischen noch unter Kostengesichtspunkten untersucht. Zudem gilt: Werden die einzelnen Flugzeuge weniger geflogen, als in der Vergangenheit geplant, so verlängert dies auch deren rechnerische Lebensdauer.
Mit dem „Realisierungsplan für die Einnahme der Luftwaffenstruktur“ wurde diese Planung im Juni 2012 weiter konkretisiert. In Büchel sollen 44 Luftfahrzeuge vom Typ Tornado IDS in zwei Staffeln stationiert werden. Weiter heißt es:
„Das JaboG 33 am StO Büchel wird zum 01.04.2013 umgegliedert und nimmt mit zwei Fliegenden Staffeln seinen Auftrag (Nukleare Teilhabe/ konventioneller Luftangriff) mit ungelenkter Bewaffnung, Präzisionsbewaffnung (GBU-24, GBU 54) und Abstandsbewaffnung (MAW TAURUS) wahr. Zum 01.10.2013 wird das JaboG 33 in TaktLwG 33 umbenannt.“[ 16 ]
Im Zuge der Einführung der B61-12 müssten die deutschen und – falls noch nicht durch F35A abgelösten - italienischen Tornado-Flugzeuge wahrscheinlich noch einmal angepasst werden. Die Waffe muss in das Flugzeug integriert und es muss sichergestellt werden, dass das Flugzeug mit der neuen digitalisierten Bombe kompatibel ist. Es muss garantiert bleiben, dass die über das Aircraft Monitoring and Control System (AMAC) an die B61-Bombe übermittelten Informationen die Interface Control Unit korrekt passieren und von der Bombenelektronik richtig interpretiert werden.
Vollständige Kompatibilität wird kaum erreichbar sein, weil Kampfflugzeuge vergangener Generationen (Tornado, F-16 oder F-15E) nicht nachträglich in vollem Umfang auf moderne digitale Technik umgerüstet werden können. Dies könnte zur Folge haben, dass die B61-12 in diese Flugzeugmustern nur mit einem etwas reduziertem Leistungsspektrum integriert werden kann und die erhebliche Steigerung ihrer Zielgenauigkeit bei einem Einsatz mit Flugzeugen dieser Generation nicht oder nicht in vollem Umfang genutzt werden kann. Zugleich macht die weitere Verwendung dieser Flugzeugtypen es notwendig, dass die B61-12 so gebaut werden muss, dass sie auch extern an Pylonen befestigt und im Überschallflug transportiert werden kann.
Zur Zeit werden die 85 deutschen Tornado-IDS und ECR, die weiter im Dienst gehalten werden sollen, bereits einem Programm zur Kampfwerterhaltung (KWE) und Kampwertanpassung (KWA) unterzogen, das unter der Bezeichnung „Avionic System Software for Tornado in Ada 3“ (ASSTA 3) bekannt ist. An dem Projekt sind EADS-Cassidian (D), BAE Systems (UK) und Alenia (Italien) beteiligt. Im Rahmen dieses Programms werden auch die Kommunikationsanlagen des Tornados verbessert.[ 17 ] Außerdem werden die Kampfflugzeuge neben der schon vorhandenen, größeren Lenkwaffenbewaffnung mit GBU-24 nun auch mit einer allwetterfähigen Bombe vom Typ Boeing GBU-54(V)3 zur Bekämpfung beweglicher Ziele ausgestattet. Die ersten Tornado ECR des neuen Standards werden ab 2012 bei der Luftwaffe eingeführt, die ersten umgerüsteten Tornados IDS werden später folgen. Die Bundesluftwaffe ist der erste Exportkunde für die GBU-54 LJDAM (Laser guided Joint Direct Attack Munition).[ 18 ]
6.3. Der Joint Strike Fighter
Offiziell heißt der neue Jagdbomber, den die USA derzeit entwickeln, F-35 Lightning II. Eingebürgert hat sich die Bezeichnung Joint Strike Fighter (JSF). Drei Versionen sollen entstehen: Eine für die Luftwaffe (F-35A), eine mit Senkrecht- und Kurzstartfähigkeit (F-35B) und eine für die Stationierung an Bord von Flugzeugträgern (F35-C). Das Flugzeug soll bei Luftwaffe, Marine und Marineinfanterie der USA sowie bei etlichen Kunden im Ausland eingeführt werden. Hersteller ist Lockheed-Martin. Ashton B. Carter, der Stellvertretende Verteidigungsminister, unterstrich am 19. Mai 2011 vor dem Streitkräfteausschuss des Senates die Bedeutung dieses Programms für die USA:
“The F-35 will form the backbone of U.S. air combat superiority for generations to come. It will replace the legacy tactical fighter fleets of the Air Force, Navy, and Marine Corps with a dominant, multi- role, fifth-generation aircraft, capable of projecting U.S. power and deterring potential adversaries. Furthermore, the F-35 will effectively perform missions across the full spectrum of combat operations. (…) It will also serve to fulfil our commitment to NATO’s dual-capable aircraft mission.”[ 19 ]
Die U.S.-Streitkräfte planen die Beschaffung von 2.443 Maschinen[ 20 ]. Davon sollte die U.S.-Air Force 1.763 Flugzeuge der Version F-35A, und das Department of the Navy 680 Maschinen der Modelle F-35B und C für die Marine und das Marine Corps bekommen. Die Kosten des Vorhabens wurden vom Pentagon 2011 auf insgesamt 379,4 Mrd. Dollar geschätzt[ 21 ]. 2012 waren es bereits 396 Mrd. Dollar.[ 22 ] Buck McKeon, der Vorsitzende des House Armed Services Committees, schätzte die Lebensdauerkosten des Programms im vergangenen Jahr sogar auf 1.000 Mrd. Dollar.[ 23 ] Lockheed Martin, der Hersteller, nannte im April 2012 unter Einbeziehung weiterer Faktoren und der Kostensteigerungen durch die erneute Restrukturierung des Programms sogar eine Zahl von 1.510 Mrd. Dollar.[ 24 ] Die Auslieferung war früher für die Jahre 2007 bis 2035 vorgesehen, hat sich aber bereits deutlich verschoben.
Hinzukommen sollen mehr als 500 weitere Flugzeuge für Partnerländer wie Großbritannien, die Türkei, Italien, die Niederlande, Kanada, Australien, Norwegen und Dänemark, sowie für Käuferländer wie Israel und Japan.[ 25 ] Etliche der Partnerländer beteiligten sich bereits an der Entwicklung und damit an den Entwicklungskosten. Das Vorhaben ist das größte laufende militärische Entwicklungs- und Beschaffungsvorhaben der Vereinigten Staaten und damit natürlich auch weltweit. In den USA soll der Joint Strike Fighter in den kommenden Jahrzehnten die F-16 und die A-10 Flugzeuge der Luftwaffe sowie die F-18-Kampfflugzeuge der Marine ablösen. Später soll er möglicherweise auch die jüngeren Maschinen des Typs F-15E ersetzen.
Eine der geplanten Varianten der F-35A, die Maschinen des Entwicklungsstandes „Block IV“[ 26 ], soll doppelt verwendbar, also nuklearfähig ausgelegt werden. Dieses Flugzeug soll intern zwei Bomben vom Typ B61-12 mitführen können. Außenaufhängungen für Nuklearwaffen sind nicht mehr vorgesehen. Die Maschinen dieses Typs sollen mit zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet werden, die für Trägerflugzeuge nuklearer Waffen entwickelt wurden bzw. werden. Wie viele DCA-Versionen letztlich gebaut werden sollen, ist bislang noch nicht klar. Weder die USA noch die in Frage kommenden Käuferländer haben sich bislang auf eine bestimmte Stückzahl festgelegt. Unklar ist schließlich, ob Israel, das bereits den Kauf von 19 JSF vereinbart hat und eine größere Stückzahl (bis zu 100) über Militärhilfegelder der USA erwerben möchte, letztlich auch die nuklearfähige Variante haben will oder bekommen soll.[ 27 ]
Da das JSF-Programm mit einem erheblichem Zeitverzug zu kämpfen hat, verzögert sich der Einstieg in die Entwicklung der nuklearfähigen Version . Bis 2011 erfolgte er nicht. Für das Haushaltsjahr 2012 beantragte die U.S.-Air Force erstmals Geld: 9,98 Mio. Dollar waren für das Haushaltsjahr 2012 vorgesehen, 19,9 Mio. für 2013 und 51,8 Mio. für 2014 – so die finanzielle Bedarfsprognose der Air Force für die ersten Entwicklungsjahre[ 28 ]. Das Geld für 2012 wurde zwar bewilligt, ob es aber für diesen Zweck genutzt wird, bleibt abzuwarten. Die Gesamtkosten der Entwicklung einer DCA-Version schätzte die Air Force im Jahr 2010 wenig glaubhaft auf nur 339 Mio. Dollar.[ 29 ]
In der jüngsten Vergangenheit musste der Beginn der Entwicklung der DCA-Version erneut verschoben werden. Ende Oktober 2011 sagte Generalmajor William Chambers, der Deputy Chief of Staff for Strategic Deterrence and Nuclear Integration der Air Force gegenüber Reportern, man halte zwar daran fest, dass der Joint Strike Fighter ein nuklearfähiges Flugzeug werden solle, weil das im Blick auf Europa wichtig sei. Jedoch sei die Integration nuklearer Waffen aus der derzeit laufenden System Development and Demonstration (SDD) Phase und aus dem Program Objective Memorandum für die Haushaltsjahre 2013-17 herausgenommen worden und solle jetzt wegen der Verzögerungen des Gesamtprogramms später erfolgen.[ 30 ]
Dies spiegelt sich auch im Haushaltsentwurf für 2013, der im Februar 2012 dem Kongress vorgelegt wurde. Zwar sind dort die bewilligten Mittel für 2012 weiter aufgeführt, jedoch wurden für die Jahre 2013-17 vorläufig keine Gelder für die Entwicklung einer DCA-Version eingestellt oder beantragt.[ 31 ]
Hinzu kommt, dass die Haushaltsanträge des Pentagons an den Kongress für 2013 eine deutliche Verlangsamung des gesamten F-35-Programms wiederspiegeln. Im kommenden Jahr soll die Produktion von Vorserienflugzeugen nicht – wie noch 2012 vorgesehen – hochgefahren werden. Statt dessen ist die Beschaffung von 19 weiteren Vorserienflugzeugen für Erprobungszwecke vorgesehen. Die eingeplanten Haushaltsmittel bewegen sich in etwa auf der Höhe des Vorjahres und werden nicht – wie früher geplant - deutlich erhöht. Insgesamt 179 Joint Strike Fighter, die ursprünglich zwischen 2013 und 2017 bestellt werden sollten, sind nun in die Haushaltsjahre nach 2020 verschoben worden, ohne dass derzeit genau gesagt wird, wann sie bestellt werden sollen.[ 32 ]
Die Probleme des Programms und dessen Verzögerungen sind erheblich: Die Entwicklung des Joint Strike Fighters begann am 16. November 1996. Zehn Jahre später, am 15. Dezember 2006 absolvierte die F-35 formal ihren Erstflug. Weitere sechs Jahre später befand sich das Flugzeug weiterhin in der Erprobung, die nicht vor 2016 enden wird. Bis März 2012 sind nur neun Flugzeuge aus dem für 2011 geplanten Low Rate Initial Production Program (LRIP) ausgeliefert worden, 17 weitere werden derzeit auf die Auslieferung vorbereitet.[ 33 ] Das Programm wurde mehrfach restrukturiert und der Zulauf weiterer Flugzeuge verlangsamt, um die Beschaffungsplanung der realen technischen Entwicklung anzupassen und nicht zu viele Flugzeuge geliefert zu bekommen, die man später teuer nachrüsten müsste. Die Entwicklungsmittel wurden noch einmal aufgestockt. Über die Serienproduktion soll erst 2019 entschieden werden, der Zeitpunkt der Initial Operational Capability (IOC) – beim U.S.-Marine Corps ursprünglich für 2012 und bei den anderen Teilstreitkräften für 2016 geplant - wird nun erst 2013 neu festgelegt.[ 34 ] Er wird sich deutlich nach hinten verschieben.
Ursache sind zahlreiche technische und Management-Probleme, die eine Vielzahl von nachträglichen Designänderungen erforderlich machten, langjährige Überlappungen zwischen Entwicklung und Erprobung und der Zeitbedarf für das Schreiben komplexester Software vor allem zur „data fusion“. Die Maschinen erfüllen die gestellten technischen Anforderungen bei weitem noch nicht. So wurde der ursprünglich geforderte Gefechtsradius der F-35A noch 2011 rechnerisch um rund 200 km verfehlt. In der Praxis nachgewiesen ist aber auch der kleinere Radius bislang nicht.[ 35 ] Den Umfang der Probleme und Verzögerungen beschrieb der Stellvertretende Verteidigungsminister, Ashton B. Carter, im Mai 2011 vor dem Kongress:
“In January, the Secretary of Defense announced that the Short Take-Off and Vertical Landing (STOVL) model has been placed on probation for two years, pending further successful development. (…) At the end of the two year probation, Department leadership will make an informed decision on how to, and whether to proceed with STOVL.”[ 36 ]
Vizeadmiral David Venlet, der für das Programm zuständig ist, erklärte: „Wir sind überrascht über die Vielfalt und die Kosten der Defekte, die in den zwölf vergangenen Monaten entdeckt worden sind.“ Um Abhilfe zu schaffen, forderte er erneut eine Drosselung des Produktionstempos.[ 37 ] Die Industrie kündigte für den Fall der Verlangsamung des Programms ihrerseits bereits Preissteigerungen an. Die Air Force reagierte darauf: Wir stehen zu diesem Vorhaben, aber nicht zu jedem Preis. Weitere Probleme deuten sich also bereits an.
Um ihre Verpflichtungen gegenüber der NATO, nukleare Trägersysteme bereitzustellen, ununterbrochen erfüllen zu können, bereitet sich die U.S.-Air Force seit 2010 offenbar auf die Möglichkeit vor, zunächst weiter Flugzeuge des Typs F-15E und/oder F-16 mit nuklearer Aufgabe im Dienst zu halten. Damit diese Flugzeuge die digitalen Bomben des Typs B61-12 einsetzen können, muss offenbar ebenfalls eine neue digitalisierte Interface Control Unit entwickelt werden. Ein erster kleiner vorbereitender Auftrag wurde 2010 freihändig an die Firma Boeing vergeben.[ 38 ] Auf Lebensdauerverlängerungsprogramme wird bei diesen beiden Luftfahrzeugmustern künftig zu achten sein. Das Programm der Air Force zur Integration der B61-12 in ihre Flugzeugmuster wurde im Haushaltsentwurf für 2013 um den Joint Strike Fighter gekürzt. Weiter gearbeitet werden soll vorläufig nur im Blick auf F-15E und B-2A.[ 39 ]
Trotzdem glaubt die Air Force, der NATO ununterbrochen nuklearfähige Träger zur Verfügung stellen zu können. Vor dem Kongress wurde dies im Frühjahr mit folgenden Worten verdeutlicht:
“To allow us to continue the U.S. nuclear presence in Europe in support of our extended deterrence and assurance commitments, DoD is planning to provide a nuclear capability to the Joint Strike Fighter to replace aging F-16 dual-capable aircraft. The original plan was to deliver a dual-capable Joint Strike Fighter (JSF) in 2017. As a result of changes in the JSF program, the Air Force now intends to deliver nuclear capability to all JSFs in Europe in the 2020 time frame via the Block IV upgrade. The Air Force will ensure there is no gap in our ability to meet extended deterrence assurances to our Allies and partners.”[ 40 ]
Sollte dieses Zeitziel erreicht werden, so müssen die europäischen NATO-Partner damit rechnen, dass die nuklearfähigen Flugzeuge, die sie erhalten, einem deutlich weniger ausgereiften Entwicklungsstand entsprechen, als sie es ursprünglich erwartet hatten. Nicht ausgeschlossen werden kann sogar, dass „um 2020“ zunächst nur Flugzeuge lieferbar sind, die aus den späten Phasen der Low Rate Initial Production stammen oder frühe Serienflugzeuge sind, bei denen mit nachträglichen Anpassungsnotwendigkeiten an spätere Entwicklungsstände zu rechnen ist. Die Entscheidung zur Serienproduktion soll nunmehr erst im April oder Oktober 2019 fallen. [ 41 ]
6.3.1. Die F-35 und die europäischen NATO–Länder
Die Nuklearversion der F-35A (Block IV) wollen drei europäische Staaten beschaffen: Die Niederlande, Italien und die Türkei. Mehrere Länder wollen zudem die konventionelle Variante erwerben (Großbritannien, Norwegen und Dänemark). Bei vielen Kunden ist noch unklar, wie sich die Sparzwänge der Finanz- und Währungskrise sowie der um 78,2% auf mehr als 130 Mio. Dollar gestiegene Stückpreis[ 42 ] der F-35A letztlich auf die beschaffbaren Stückzahlen auswirken wird.
Die Niederlande: Die niederländische Luftwaffe plante 85 F-35A in den Jahren 2014 bis 2023 beschaffen, die ersten nuklearfähigen Maschinen sollten 2018 eingeführt werden. Eine reduzierte und spätere Beschaffung wird erwogen. Bisher haben die Niederlande zwei Prototypen F-35A LRIP 3 (Low-Rate Initial Production Lot 3) fest bestellt. Die Prototypen (AN-1 und AN-2) sollten im August 2012 und März 2013 an das 33rd Fighter Wing auf der Edwards AFB ausgeliefert werden. Die Niederlande sind als Tier 2 Country an der System Development and Demonstration Phase (SDD) der F-35-Entwicklung beteiligt und tragen rund 5 Prozent der Kosten. Ein entsprechendes Beteiligungsabkommen über 800 Millionen Dollar wurde am 5. Juni 2002 unterzeichnet. Zur Zeit werden vier niederländische Offiziere beim Integrated Training Center (ITC) auf der Edwards AFB eingesetzt. Außerdem will sich die niederländische Luftwaffe an der Operational Test and Evaluation Phase (OT&E) aktiv beteiligen.
Die Niederlande haben bislang keine Festbestellung für die F-35 abgegeben. In der derzeitigen Regierungskoalition blockiert die äußerst rechte PVV eine solche Bestellung. Verteidigungsminister Hillen teilte dem Parlament in einem Brief vom 20.Januar 2012 mit:
“Should a future cabinet decide to acquire the F-35 as an F-16 replacement the Netherlands(….) will buy ten aircraft in the LRIP stage. According to present planning these first ten aircraft will be produced as part of the last LRIP series and delivered in 2019.”[ 43 ]
Da die Regierungskoalition in den Niederlanden zerbrochen ist, wird am 12. September 2012 gewählt. Die derzeitige Regierung wird deshalb auch keine Konsequenzen mehr aus einer Parlamentsresolution ziehen, mit der Anfang Juli 2012 mehrheitlich ein Ausstieg der Niederlande aus dem Programm gefordert wurde. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Regierung auch eine neue Position bezieht.
Italien: Die Tornados der italienischen Luftwaffe und die Harrier-Flugzeuge der italienischen Marine sollten ab 2015 ausgemustert und durch 69 F-35A sowie 62 F-35B ersetzt werden, deren Einführung für die Jahre 2014 bis 2025 vorgesehen war. Diese Zahlen und Einführungsdaten sind mittlerweile unrealistisch. Als Tier 2 Country ist Italien an der F-35-Entwicklung beteiligt und trägt rund 5 Prozent der Kosten. Zwei italienische Offiziere nehmen an der F-35-Entwicklung beim ITC, Edwards AFB, teil.
Um den Jahreswechsel 2011/12 fand in Italien eine Überarbeitung der Beschaffungsplanung statt, in deren Kontext die geplante Zahl zu beschaffender JSF-Flugzeuge von 131 um rund ein Drittel auf 90 reduziert wurde. Weitere Auswirkungen der Verschuldungskrise auf diese Planung bleiben abzuwarten.
Die Türkei: Die Türkei ist als Tier 3 Country an der F-35-Entwicklung beteiligt und übernimmt 1 bis 2 Prozent der Entwicklungskosten. Ein türkischer Offizier nimmt an der F-35-Entwicklung beim ITC, Edwards AFB, teil. Die türkische Luftwaffe will rund 100 F-35A in den Jahren 2015 bis 2025 einführen. Bis genügend F-35 verfügbar sind, soll die F-16C/D weiterhin eingesetzt und zwischenzeitlich modernisiert werden.
Großbritannien beteiligt sich als Tier 1 Land an der Entwicklung des JSF und wollte insgesamt 138 Flugzeuge des Typs F-35C kaufen. Fest bestellt sind diese jedoch bislang nicht. Über die Zahl zu ordernder Flugzeuge soll nach derzeitigem Stand 2015 entschieden werden.[ 44 ]
Kanada plant den Kauf von 65 F-35A, Australien will um die 100 F-35A Flugzeuge erwerben. In Norwegen sind 56 Exemplare der Version F35A im Gespräch, in Dänemark 48 Maschinen. Israel hat bereits 19 Flugzeuge optioniert; es möchte gerne rund 100 Maschinen mit Geldern der U.S.-Militärhilfe erwerben. Japan hat sich mittlerweile ebenfalls entschieden vier F-35-Flugzeuge fest zu kaufen und weitere 38 einzuplanen.[ 45 ]
Zwei NATO-Länder, die sich traditionell an der Nuklearen Teilhabe mit eigenen Trägerflugzeugen beteiligen, gehen bislang Sonderwege. Belgien hat noch nicht entschieden, ob und welches Nachfolgemodell es für seine Kampfflugzeuge vom Typ F-16 einführen will, deren Lebensdauer um 2020 ausläuft. Die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sich nicht am F-35-Programm, sondern setzt darauf, ihre nuklearfähigen Tornado-IDS zumindest so lange im Dienst halten zu können, bis eine Entscheidung darüber im Bündnis gefallen ist, ob die nukleare Teilhabe dauerhaft aufrecht erhalten werden soll oder nicht.
Unklar ist auch, wie viele F-35A Block IV die U.S.-Air Force beschaffen und bei ihren Kampfflugzeug-Geschwadern in Europa stationieren will. Die Reduzierung der U.S.-Streitkräfte in Europa wird angesichts der Budgetzwänge, auch zu einer Verkleinerung der Luftwaffenpräsenz führen, die jedoch – soweit bislang bekannt – die Präsenz nuklearfähiger Flugzeuge in Europa nicht infrage stellen soll. Zudem ist es nicht ausgeschlossen, dass die USA künftig nuklearfähige Jagdbomber als Verstärkungskräfte für das Pazifische Oberkommando (PACOM) vorsehen werden.
6.3.2. Die F-35 – Achillesferse der nuklearen Teilhabe?
Die Verzögerungen des F-35 Programms dürften ebenso wie die Verzögerungen den Projektes B61-12 Einfluss auf die Diskussion über Zukunft der nuklearen Komponente der NATO und der nuklearen Teilhabe in Europa haben.
So wie die zeitliche Verzögerung der B61-12 bergen auch die Probleme des Joint Strike Fighter Programms schon auf den ersten Blick Glaubwürdigkeitsrisiken hinsichtlich der bisherigen Argumentation der U.S.-Administration. Diese hat die Eilbedürftigkeit und Notwendigkeit beider Vorhaben mit ihrer Zusage und Verpflichtung begründet, nukleare Trägersysteme und Waffen kontinuierlich und unterbrechungsfrei für das Bündnis bereit zu stellen. Bislang galt, ab 2018 müsse mit der Ablösung veraltender Systeme begonnen werden, um die sub-strategischen nuklearen Fähigkeiten der NATO ohne Unterbrechung zu gewährleisten. Nunmehr wird klar, dass der Zeitplan für den Ersatz nicht zu halten ist. Bei den neuen nuklearen Waffen muss mit einer Verzögerung um mindestens zwei Jahre und einer Stationierung frühestens ab 2020 gerechnet werden. Die Bereitstellung neuer Trägerflugzeuge soll „um 2020“ möglich sein. Daran kann zum einen gezweifelt werden, weil dieses Datum eher der neuen Zeitplanung für die Bereitstellung der B61-12 geschuldet zu sein scheint, denn dem technischen Entwicklungsfortschritt der F-35. Zum anderen sind Zweifel angebracht, weil das Pentagon derzeit weder den Zeitpunkt noch den Zeitbedarf für die Entwicklung der nuklearfähigen Variante dieses Flugzeugs gesichert benennen kann. Es will erst im kommenden Jahr festlegen, wann mit einer operativen Anfangsbefähigung für dieses Flugzeug zu rechnen ist. Da der Beginn der Entwicklung der nuklearfähigen Version derzeit in den Haushaltsjahren bis 2017 nicht eingeplant ist, kann es durchaus sein, dass sich die Bereitstellung dieser Version um deutlich mehr als zwei Jahre verzögern wird. Aus Sicherheitsgründen kann das Vorhaben kaum beliebig verkürzt werden. Abzuwarten bleibt jedoch, ob es nach Erarbeitung eines neuen Zeitplans nicht doch vor 2017 wieder in die Planung eingestellt wird.
Tritt dies nicht ein, so stellt sich sowohl für die USA als auch für die europäischen Nationen, die den Joint Strike Fighter als Nuklearwaffenträger einsetzen wollen, die Frage nach Mehrkosten: Zum einen können sie auf Zwischenlösungen mit dem Ziel der Indiensthaltung ihrer bisherigen Trägerflugzeuge setzen. Das könnte ein kostspieliges Unterfangen für nur wenige Jahre werden. Die Überlegungen in diese Richtung haben jedoch bereits begonnen. Die Alternative dazu wäre es, vorübergehend bewusst eine Fähigkeitslücke zu akzeptieren. Das aber wäre mit einem anderen Risiko verbunden: Je länger man mit dieser Lücke leben würde, desto deutlicher könnte werden, dass die NATO diese Fähigkeit überhaupt nicht mehr braucht.
Schließlich stehen vor allem die europäischen Nationen vor einem Problem, die auf den Joint Strike Fighter als künftiges Trägerflugzeug im Kontext der nuklearen Teilhabe gesetzt haben. Zu unterschiedlichen, vom Alter und Abnutzungsgrad ihrer gegenwärtigen Trägerflugzeuge abhängig, müssen sie sich entweder für eine möglicherweise kostspielige Zwischenlösung erwärmen, um dann Jahre später als ursprünglich geplant, auf technisch ausgereifte Exemplare der nuklearfähigen F-35 zugreifen zu können, oder sie müssen sich frühzeitig mit JSF-Flugzeugen beliefern lassen, die noch nicht ganz ausgereift sind und möglicherweise von Kinderkrankheiten geplagt werden, die zu beseitigen erhebliche Mehrkosten verursachen kann.
Da keine der betroffenen drei oder vier Nationen bereits eine Festbestellung für die nuklearfähige Variante der F-35A abgegeben hat und mit den Niederlanden und ggf. Belgien zwei Staaten unter diesen Ländern sind, für die ein Verzicht der NATO auf sub-strategische Nuklearwaffen durchaus in Frage kommt, ist keineswegs gesichert, dass diese Länder um jeden Preis an ihrer Beteiligung an der technischen Umsetzung der nuklearen Teilhabe festhalten werden. Hinzu kommt, dass mit Italien ein drittes Teilhabe-Land angesichts seiner Verschuldung aus finanziellen Gründen ein immer stärkeres Motiv bekommt, neu über die Frage nachzudenken, ob der mit der technischen Beteiligung an der nuklearen Teilhabe verbundene, vermutete Prestige- und Statusgewinn tatsächlich die damit verbundenen Ausgaben wert ist oder sogar nicht einmal existiert. Da Deutschland kein neues Trägerflugzeug plant, verbleibt die Türkei – ein weiteres Teilhabeland – als einziger NATO-Staat und potentieller F-35-Kunde, der scheinbar ohne Zeitdruck entscheiden kann. Ankara plant derzeit eine Modernisierung seiner relativ jungen F-16-Flotte und erwägt deren Ablösung durch die F-35A erst für einen späteren Zeitpunkt. Es kann also abwarten.
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[ 1 ] National Nuclear Security Administration: FY 2011 - Biennial Plan and Budget Assessment on the Modernization and Refurbishment of the Nuclear Security Complex – Annex D, Washington DC, Mai 2010, S. 17
[ 2 ] Fleck, John: How Urgent is the B61 Life Extension?, ABQ-Journal, Albuquerque, 25 August 2010. Außerdem enthalten die B61-7 bisher als Hauptbatterie eine MC3656 auf chemischer Basis von Li(Si) und FeS2.
[ 3 ] Von der AGM-154 gibt es sieben verschiedene Versionen (A, A-1, B, C, C-1, D, E). Die AGM-154 hat bei einer Länge von 4,1 m und einer Breite von 0,34 cm ein Startgewicht von ca. 475 kg. Ihre ausklappbaren Stummelflügel haben eine Spannweite von 2,69 m. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/AGM-154_Joint_Standoff_Weapon
[ 4 ] Die Trägersysteme werden in diesem Papier weitgehend kursorisch behandelt, soweit sie nicht eine spezielle Relevanz für die Bomben der B61-Familie bzw. speziell für die geplante Version B61-12 und damit verbundene Fragestellungen haben.
[ 5 ] Als Konsequenz aus dem irrtümlichen Lufttransport vollständiger nuklearer Marschflugkörper von der Minot AFB zur Barksdale AFB im Jahr 2007 wurden die bisher dem Air Combat Command unterstellten nuklearfähigen strategischen Bomber zum 1.2.2010 dem neu eingerichteten Air Force Global Strike Command unterstellt, das seit dem 30.9.2010 voll einsatzbereit ist.
[ 6 ] Kristensen, Hans M. / Norris, Robert S.: US nuclear forces, 2011, Bulletin of Atomic Scientists März/April 2011, S 73f und diess: US nuclear forces, 2010, Bulletin of Atomic Scientists, Mai/Juni 2010, S.65ff
[ 7 ] Aus dem Datenaustausch zum New START-Vertrag geht hervor, dass am Stichtag 1.September 2011 11 B-2A-Bomber als „deployed“ galten, während 9 als „non-deployed“ gezählt wurden. Department of State: New START Treaty Aggregate Numbers of Strategic Offensive Arms, Washington DC, 1. Dezember 2011, S.2 Zum 1.März 2012 gab es keine Veränderung. Vgl. Department of State: New START Treaty Aggregate Numbers of Strategic Offensive Arms, Washington DC, 1. Juni 2012, S.2
[ 8 ] Für den Einsatz von Bomben der B61-Familie waren bei Luftwaffen folgende taktische Flugzeugmuster zugelassen: A-4 Skyhawk, F-100 Super Sabre, F-104 Starfighter, F-4 Phantom II, F-105 Thunderchief, F-15E Strike Eagle, F-16 Fighting Falcon, F-111 Ardvark, F-117 Nighthawk und Tornado; bei der bei Marine waren es F-18 Hornet, A-4 Skyhawk, A-6 Intruder und A-7 Corsair II – sie nutzten die B61-Varianten –2 und –5.
[ 9 ] Die B61-7 verwendet als ICU die MC3638. Um EMR/EMP-Impulse des Flugzeugs abzuwehren, ist oder war die Bombe zusätzlich mit einem MC3624 Filter Pack ausgestattet.
[ 10 ] Damit sind in den USA heute keine nuklearfähigen Jagdbombergeschwader mehr stationiert, die ausdrücklich für eine NATO-Assignierung vorgesehen wären. Siehe: Norris, Robert S. / Kristensen, Hans M.: US tactical nuclear weapons in Europe, 2011, Bulletin of the Atomic Scientists, Chicago, 26. Februar 2011
[ 11 ] N.N.: Boeing to extend USAF F15 fleet service life, 25.November 2011 Internet: http://www.airforce-technology.com/news/newsboeing-to-extend-usaf-f-15-fleet-service-life und: N.N.: Lockheed Martin F-35 Lightning II, Scramble – The Aviation Magazine Online, Schiphol (Niederlande), 4. Dezember 2011
[ 12 ] Norris, Robert S. / Kristensen, Hans M.: US tactical nuclear weapons in Europe, 2011, Bulletin of the Atomic Scientists, Chicago, 26. Februar 2011, S. 70
[ 13 ] Department of the Air Force: FY 2012 Air Force Posture Statement, Washington DC, 17. Februar 2012, S.1f und S.10. Das Programm werde „in anticipation of F35A delivery delays“ geplant, heißt es.
[ 14 ] Eigentlich sollten die beiden Staffeln des Jagdbombergeschwaders 33 in Büchel ab 2012 von nuklearfähigen Tornado-Flugzeugen auf nicht- nuklearfähige Eurofighter Flugzeuge umgerüstet werden. Diese Planung wurde im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr im Herbst 2011 aufgegeben. Nun soll das Geschwader weiterhin mit dem Waffensystem Tornado ausgerüstet bleiben. Die Umrüstung auf den Eurofighter wurde gestrichen. Außer in Büchel werden 14 Maschinen zur Ausbildung auf der Holloman AFB (USA) und 25 Maschinen beim Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ auf dem Fliegerhorst Jagel verbleiben. Das Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld wird bis 2017 aufgelöst. Die Existenz des Standortes Büchel ist nunmehr an die Lebensdauer des Waffensystems Tornado gebunden. Vgl. Bundesministerium der Verteidigung: Realsierunsplan für die Einnahme der Luftwaffenstruktur, Teilplan 03, Berlin, 12.Juni 2012, S.2
[ 15 ] Bundesministerium der Verteidigung - Presse- und Informationsstab: Sprechererklärung zur Nutzungsdauer der Tornado-Jagdbomber, Berlin, 6. Oktober 2010.
[ 16 ] Bundesministerium der Verteidigung: Realisierungsplan für die Einnahme der Luftwaffenstruktur, Teilplan 03, Berlin, 12.Juni 2012, S.2
[ 17 ] So werden die Flugzeuge mit einer neuen Datenübertragungsanlage Multifunctional Information Distribution System (MIDS) nach dem NATO-Standard Link 16 Tactical Data Link ausgestattet und erhalten ein störresistentes Breitband V/UHF-Funkgerät TRA 6030 Saturn. Das Display in der Pilotenkanzel wird ausgetauscht; die bisherige Videoanlage (Hi-8) wird durch ein anderes digitales Gerät (DVDR) ersetzt.
[ 18 ] Rachow, Volker: Luftwaffe – Tornado MLU, Air International, Dezember 2011, S. 74f
[ 19 ] Carter, Ashton B. van Buren, David M. and Venlet, David J.: Combined Statement on the Joint Strike Fighter before the Senate Armed Services Committee, Washington DC, 19. Mai 2011. S. 2
[ 20 ] Ursprünglich waren 2853 Flugzeuge geplant. Vgl. U.S. General Accountability Office: Joint Strike Fighter: Restructuring Places Program on Firmer Footing, but Progress Still Lags, GAO 11-325, Washington DC, April 2011, S. 5
[ 21 ] Department of Defense: Selected Acquisition Reports: F35 as of 31 December 2010, Washington DC, 2011, S.16f. Hinzu kommen 14 Erprobungsflugzeuge. Die Kosten der nuklearfähigen Version sind dabei noch nicht eingerechnet.
[ 22 ] Lockheed Martin: Lockheed Martin Statement on 2011 Selected Acquisition Report, 3 April 2012, Internet: http://www.defencetalk.com/lockheed-martin-statement-on-2011-f-35-selected-acquisition-report-sar-41345/
[ 23 ] Mc Keon, Buck: The Joint Strike Fighter and the Defense Budget, Wall Street Journal, 16.Mai 2011
[ 24 ] Lockheed Martin: Lockheed Martin Statement on 2011 Selected Acquisition Report, 3 April 2012, Internet: http://www.defencetalk.com/lockheed-martin-statement-on-2011-f-35-selected-acquisition-report-sar-41345/
[ 25 ] Carter, Ashton B. et al.: Combined Statement on the Joint Strike Fighter before the Senate Armed Services Committee, a.a.O., S.3 In früheren Darstellungen des Pentagons wurde das Bestellvolumen der Partnerländer zumeist mit 750 Maschinen angegeben.
[ 26 ] Nicht zu verwechseln mit dem Software Development Status „Block 4“.
[ 27 ] Nur ein Teil der Flugzeuge für die NATO-Länder, die an der nuklearen Teilhabe mitwirken, wird nuklearfähig sein. Italien will mit der F-35 auch seine Marineflieger ersetzen, die Niederlande bekommen ihren ersten Joint Strike Fighter lange bevor die DCA-Version entwickelt ist. Israel soll sein erstes von 19 bestellten Flugzeugen bereits 2015 bekommen, wenn noch keine DCA-Version entwickelt ist.
[ 28 ] Department of the Air Force: Exhibit R-2 , RDT&E Budget Item Justification: PB 2012 Air Force, Washington DC, Februar 2011, S 1f.
[ 29 ] Grant, Rebecca: Nukes for NATO, Air Force Magazine, Juli 2010, S. 45
[ 30 ] Starosta Gabe: USAF Committed to Giving F35A Nuclear Capability, After Fiscal Year 2017, in: Inside the Air Force, 18.November 2011, S.1,12
[ 31 ] Department of Defense: Fiscal Year (FY) 2013 President’s Budget Submission, Air Force Justification Book Volume 2A, Research, Development, Test & Evaluation, Air Force Volume 3A, Washington DC, Februar 2012, Vol.3A-222, S.8f
[ 32 ] Lockheed Martin: Lockheed Martin Statement on 2011 Selected Acquisition Report, 3 April 2012, Internet: http://www.defencetalk.com/lockheed-martin-statement-on-2011-f-35-selected-acquisition-report-sar-41345/
[ 33 ] Department of Defense, Selected Acquisition Report F-35 as of December 31, 2011, Washington DC, 2012, S.5, Internet: http://www.defense-aerospace.com/dae/articles/communiques/F-35Dec11FinalSAR-3-29-2012.pdf
[ 34 ] ebd. S.9 und 63.
[ 35 ] Department of Defense: Selected Acquisition Reports: F-35 as of 31 December 2010, Washington DC, 2011, S.10: Der neuste Selected Acquisition Report aus dem Jahr 2012 enthält diesbezüglich keine neuen Informationen.
[ 36 ] Carter, Ashton B. et al.: Combined Statement on the Joint Strike Fighter before the Senate Armed Services Committee, a.a.O, S.2f.
[ 37 ] N.N.: F35 hat zuviel Defekte: Die US-Marine bemängelt den neuen Kampfjet, RIA Novosti, Moskau , 2. Dezember 2011, o. S.
[ 38 ] Vgl.: https://www.fbo.gov/index?s=opportunity&mode=form&id=53330f4e1df40309b694bc20dd079f80&tab=core&_cview=0
[ 39 ] Department of the Air Force: Exhibit R-2A, RDT&E Project Justification: PB 2013 Air Force, UNCLASSIFIED, Washington DC, Februar 2012, S. 4, Internet: http://www.dtic.mil/descriptivesum/Y2013/AirForce/stamped/0101125F_5_PB_2013.pdf
[ 40 ] Joint Statement of the Honorable Madelyn Creedon, Assistant Secretary of Defense for Global Strategic Affairs, and the Honorable Andrew Weber, Assistant Secretary of Defense for Nuclear, Chemical and Biological Defense Programs, Senate Armed Services Committee, Washington DC, 28. März 2012, S.13, Internet: http://armed-services.senate.gov/statemnt/2012/03%20March/Creedon-Weber%2003-28-12.pdf Bemerkenswert ist, dass das Statement besagt, dass alle (!) Joint Strike Fighter in Europa nuklearfähig sein werden. Dies irritiert, da einige Länder, die den JSF kaufen wollen, sich nicht an der Nuklearen Teilhabe beteiligen und andere Länder erste Flugzeuge beziehen wollen, bevor eine nuklearfähige Version verfügbar sein wird.
[ 41 ] Vgl. Department of Defense, Selected Acquisition Report F-35 as of December 31, 2011, Washington DC, 2012, S. 9, Internet: http://www.defense-aerospace.com/dae/articles/communiques/F-35Dec11FinalSAR-3-29-2012.pdf . Die Vorserienproduktion bestand bislang aus 465 Luftfahrzeugen und sechs Losen und besteht seit der Restrukturierung aus elf Losen mit 365 Flugzeugen (ebd. S.59). Zieht man die auf die Jahre nach 2020 vertagten 179 Maschinen in Betracht, so bleibt kaum zeitlicher und mengenmäßiger Spielraum, um die NATO-Länder rechtzeitig mit Serienmaschinen zu beliefern. Zudem sind weitere Programmverzögerungen nicht ausgeschlossen.
[ 42 ] General Accounting Office: Assessment of Selected Weapon Programs, GAO 12-400SP, Washington DC, März 2012, S. 73; Derzeit geschätzter Preis ohne Entwicklungskostenanteil für den U.S.-Staatshaushalt. Verkäufe an europäische Partner werden deutlich teurer sein.
[ 43 ] Zitiert in: Mitteilung von Karel Koster an die Autoren, 17.2.2012, dort auch im niederländischen Original
[ 44 ] In Großbritannien soll 2015 auch über die Beschaffung eines Nachfolgers für die strategischen Trident-U-Boote entschieden werden. Es ist kaum denkbar, dass beide Multimilliarden-Programme parallel angegangen werden.
[ 45 ] Dieser Kauf kann nach Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums noch an Kostensteigerungen scheitern. Die U.S.-Administration bewertete den potentiellen Verkauf von 42 Flugzeugen an Japan im Mai 2012 mit rd. 10 Milliarden Dollar, das ist mehr als doppelt soviel wie Japan auszugeben plant. Vgl. Federal Register, Volume 77, Number 90, Washington DC, 9 Mai 2012, Internet: http://www.gpo.gov/fdsys/pkg/FR-2012-05-09/html/2012-11154.htm
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