Korruption bei Bremer Rüstungsexporten?
Interview mit Otfried Nassauer
taz: Herr Nassauer, Sie sprechen heute über Rüstungsexporte und Korruption, wieso hängt das so eng zusammen?
Otfried Nassauer: Rüstungsexporte und Korruption sind oft
wie siamesische Zwillinge. Als Griechenland die Ursachen seiner
Staatsverschuldung untersuchte, kam heraus, dass bei fast allen
großen deutschen Rüstungsexporten nach Athen ein
Korruptionsverdacht bestand. Es bestätigte sich, dass der
Rüstungsexportbereich zu den korruptionsanfälligsten
Wirtschaftsbereichen gehört.
taz: In Bremen ist grade der Fall Atlas Elektronik bekannt geworden, gibt es noch mehr Bremer Verwicklungen?
Es gibt bisher zwei größere Fälle in Bremen:
RDE, Rheinmetall Defence Electronics und Atlas Elektronik. Rheinmetall
hat sein unsauberes Verhalten bereits zugeben und Strafzahlungen
akzeptiert. Bei Altas Eletronik laufen die Untersuchungen noch und da
geht es um die Türkei. Beide waren früher eine Firma, STN
Atlas, ein Teil der Fälle reicht in dieser Zeit zurück.
taz: Wieso haben viele Firmen keine Skrupel korrupte Geschäfte einzugehen?
Korruption macht es oft leichter, Gewinne zu schreiben. Bis
ungefähr 2000 war die Bestechung ausländischer
Entscheidungsträger auch nicht strafbar. Bestechungssummen konnten
als "nützliche Aufwendungen" sogar von der Steuer abgesetzt
werden. Dadurch ist eine Kultur entstanden, in der Schmiergelder dazu
gehörten. Man konnte so auch dann Aufträge gewinnen, wenn man
das schlechtere Angebot für den Kunden hatte. Als das strafbar
wurde, war es schwer von dieser Kultur herunterzukommen. Viele haben so
weitergemacht wie vorher. Das Risiko wurde zu Mittelsmännern und
Mitarbeitern verschoben, Geld floss verstärkt über
Steuerparadiese und Scheinfirmen.
taz: Was kann gegen Korruption getan werden?
Die Verjährungsfrist für Korruptionsverdacht ist im
Vergleich zu Steuervergehen zu kurz. Sie beträgt fünf Jahre.
Um das Risiko für die Beteiligte zu erhöhen, müsste man
diese Frist verlängern. Der mögliche Strafrahmen für die
Firmen wird auch oft nicht ausgeschöpft. Und wichtig ist auch eine
bessere Prävention: Allen Beteiligten muss klar sein, dass
Korruption extrem schädlich ist.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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