Gastbeitrag
Streitkräfte und Strategien - NDR info
01. November 2014


Arbeitgeber Bundeswehr – Wenig Chancen bei jungen Leuten?

Andreas Flocken

Die Bundesregierung hat in dieser Woche ein umfangreiches Maßnahmen-Paket beschlossen, um die Streitkräfte für Bewerber attraktiver zu machen. U.a. soll die Dienstzeit im Grundbetrieb nicht mehr als 41 Stunden betragen, Zeitsoldaten sollen besser in der Rentenversicherung abgesichert werden. Die Bundeswehr hat nach Aussetzung der Wehrpflicht hier einen großen Nachholbedarf. Denn die jungen Leute haben angesichts der demographischen  Entwicklung künftig viele Alternativen. Die Bundeswehr ist nur ein Arbeitgeber von vielen.  

Die Hiobsbotschaften über die unzureichende Einsatzbereitschaft der Bundeswehr haben nicht nur mit einem chaotischen Rüstungsmanagement zu tun, sondern auch mit Personalproblemen. Anders als die Spitzenmilitärs räumt die Verteidigungsministerin das auch ganz offen ein, z.B. bei den Flugzeugen:

O-Ton von der Leyen
„Sie haben in den letzten Wochen ja auch die Probleme mitbekommen, die da waren. Das war nicht  nur eine Frage der Ersatzteile, und der Wartung, (…) es war auch eine Frage des Engpasses an Prüfern an Technikern, die dann die Maschinen, die in der Instandsetzung sind, auch durch die Prüfung schleusen müssen. Und wenn da nicht genügend sind, hat man einfach den Fla-schenhals, dass die Helikopter oder die Luftfahrzeuge nicht schnell genug wieder in der Luft sein können.“

Es mangelt der Bundeswehr also bereits jetzt an Spezialisten. Die Folgen bekommt seit einiger Zeit insbesondere die Marine zu spüren:

O-Ton von der Leyen
„Wir haben zurzeit vier U-Boote, von denen aber aus personaltechnischen Gründen überhaupt nur zwei gefahren werden können. Nicht weil die gesamte Mannschaft fehlt, aber weil an den Schlüsselpositionen schon die Fachleute fehlen.“

Da dürfte die Marineführung eigentlich ganz froh sein, dass sich die Auslieferung des fünften von insgesamt sechs U-Booten weiterhin verzögert.  Die Personalnot erklärt möglicherweise auch, warum die  Deutsche Marine den polnischen Streitkräften angeboten hat, ein deutsches U-Boot zu leasen.

Die Bundeswehr ist also zurzeit alles andere als ein attraktiver Arbeitgeber. Mehr als 70 % der Führungskräfte der Streitkräfte kann den eigenen Kindern laut Umfragen nicht empfehlen, zur Bundeswehr zu gehen. Ob sich das durch das jetzt beschlossene Maßnahmenpaket ändern wird, darf bezweifelt werden.


 

Andreas Flocken ist Redakteur für die Hörfunk-Sendung "Streitkräfte und Strategien" bei NDRinfo.