Transparenter Nebel Otfried Nassauer
Mit Spannung wurde er erwartet.
Nun liegt er endlich vor. Der Bericht der Bundesregierung über den Rüstungsexport
Deutschlands im Jahre 1999. Es ist der erste derartige Bericht. Nun also die Probe aufs
Exempel: Erfahren wir endlich, welche deutschen Rüstungsgüter wem geliefert wurden?
Läßt sich überprüfen, ob der deutsche Rüstungsexport restriktiver geworden ist? Die Bundesregierung gibt sich vollmundig. Mit diesem Bericht schaffe
sie nie dagewesene Tranparenz in der Rüstungsexportpolitik, verlautet
Bundeswirtschaftminister Werner Müller. 123 Seiten quellen aus dem Drucker. Da muß ja
etwas Interessantes drin stehen. Doch gleich die erste Enttäuschung: Auf mehr als der Hälfte der
Blätter altbekannte Dokumente. Die alten und neuen Rüstungsexportrichtlinien, die
Kriegswaffenliste, die Ausfuhrliste, die Liste der Staaten, für die ein Waffenembargo
gilt schön das alles einmal auf einen Blick zu sehen, aber nichts Neues, keine
neue Information. Der Bericht selbst magere 23 Seiten und 29 Seiten tabellarischer
Anhang. Endlich der Beleg für die nie dagewesene Transparenz? Eine
detaillierte Statistik der erteilten Exportgenehmigungen, aber keine Einzeldaten über die
realen Ausfuhren, Erläuterungen dazu, eine Liste der wichtigsten Empfängerländer.
Interessant zu erfahren, daß die Bundesrepublik binnen eines Jahres die Ausfuhr von
Handfeuerwaffen und Maschinenwaffen im Wert von mehr als 338 Millionen Mark in die USA
genehmigt hat. Aber neuartig sind all diese Informationen nun auch wieder nicht. Die Daten, die der Bericht listet, waren meist auch bislang verfügbar.
In Antworten auf parlamentarische Anfragen von PDS und Grünen, in der deutschen Meldung
an das UN-Waffenregister und vor allem in den Aussenhandelsstatistiken des Statistischen
Bundesamtes. Und dann doch noch ein interessantes Detail. 1999 wurden Kriegswaffen
im Gesamtwert mehr als 2,8 Mrd DM exportiert, das ist, Reuters hat es fluggs berechnet,
eine Steigerung um 217% gegenüber dem Vorjahr. Das teilte das Statistische Bundesamt aber
bereits im April mit. Gesamturteil: Verstreute Daten,
bequem in einem einzigen Dokument zusammengefaßt aber von nie dagewesener
Transparenz kann nur reden, wer nicht weiß, welche Daten auch bislang zugänglich
waren. Das muß anders werden spätestens nächstes Jahr. Dann sollte die
Bundesregierung endlich mitteilen, welche Rüstungsgüter welches Land im Einzelnen
erhielt.
ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS).
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