Europa ist nicht so friedliebend
von Otfried Nassauer
George W. Bush hat das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends geprägt
wie kein anderer - etwa bei den Rüstungsausgaben. Allein 2007 gaben die
USA 547 Milliarden Dollar für Rüstung aus. Das sind 45 Prozent der Weltrüstungsausgaben.
Wichtigste Ursache sind nicht die ambitionierten Rüstungsprogramme von
US-Präsident George W. Bush. Verantwortlich sind die umstrittenen Kriege
der USA: Der Einmarsch in den Irak und der "Weltkrieg" gegen den
Terror fordern einen gewaltigen finanziellen Tribut. Washingtons
wichtigster Verbündeter, Großbritannien, steht aus dem gleichen Grund
auf Platz zwei der Rangliste. Danach folgen China, Frankreich, Japan,
Deutschland, Russland und Saudi-Arabien. Mit 6 Prozent weist Europa im
10-Jahres-Vergleich die geringste Steigerungsrate auf - trotz der
Beteiligung vieler europäischer Staaten an Kriegen und Militäreinsätzen.
Doch so friedliebend, wie es zunächst scheint, sind die Europäer nun
auch wieder nicht. Das zeigt der Blick der Stockholmer Friedensforscher
des Sipri-Instituts auf die Rüstungsexporte. Gleich nach den USA und
Russland, die zusammen für 56 Prozent verantwortlich zeichnen, folgte in
den Jahren 2003 bis 2007 Deutschland mit 10 Prozent, noch vor Frankreich
und Großbritannien. Wichtigste Empfänger deutscher Rüstungsexporte
waren Griechenland, die Türkei, Südafrika und Australien. Ihren vorderen
Platz verdankt die Bundesrepublik vor allem der Lieferung von
Kriegsschiffen, überschüssigen Beständen der Bundeswehr und Komponenten
für Waffensysteme.
Schon jetzt ist aber klar, dass diese unrühmliche Platzierung in den
Jahresberichten der Bundesregierung zum deutschen Rüstungsexport nicht
aufscheinen wird. Denn Sipri bietet auch eine kleine Rangliste auf der
Basis von Eigenangaben. Da fehlt Deutschland unter den ersten fünf. Ob
gestiegene Rüstungsausgaben oder Exporte: Die Gretchenfrage wirft
Sipri-Direktor Bates Gill auf. Änderung zum Besseren kommt nur in Sicht,
wenn Rüstungskontrolle und Abrüstung wieder an Gewicht gewinnen - während
der nächsten US-Präsidentschaft.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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