Europa ist nicht so friedliebend
von Otfried Nassauer
George W. Bush hat das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends geprägt
wie kein anderer. Zumindest bei den bei den Rüstungsausgaben. Das geht
aus den Zahlen des neuen SIPRI-Jahrbuches hervor. Von 1339 Milliarden
US-Dollar, die weltweit 2007 für Rüstung ausgegeben wurden, entfielen
547 Milliarden oder 45% auf die USA. Seit 2001 stiegen Washingtons
Militärausgaben inflationsbereinigt um 59% und erreichten damit den
höchsten Stand seit dem Ende des zweiten Weltkrieges.
Wichtigste Ursache dafür sind aber nicht ambitionierte
Rüstungsprogramme, wie z.B. die Raketenverteidigung, sondern die Kriege
George W. Bushs. Der Einmarsch in den Irak und der "Weltkrieg"
gegen den Terror fordern einen gewaltigen finanziellen Tribut. Washingtons
wichtigster Verbündeter, Großbritannien, steht auch deshalb mit 59,7
Mrd. US-Dollar auf Platz zwei der SIPRI-Rangliste. Erst auf Platz 3 folgt
China, vor Frankreich, Japan, Deutschland, Russland und Saudi-Arabien. Mit
6% weist Europa im 10-Jahresvergleich die geringste Steigerungsrate bei
den Militärausgaben auf - trotz der Beteiligung vieler europäischer
Staaten an Kriegen und Militäreinsätzen.
Bei den Rüstungsexporten korrigiert die 39.Ausgabe des Jahrbuches der
Stockholmer Friedensforscher das Bild von den scheinbar friedliebenden
Europäern. Gleich nach den Exportgroßmächten USA und Russland, die
zusammen für 56% der weltweiten Exporte verantwortlich zeichnen, folgt in
den Jahren 2003-07 Deutschland mit 10% noch vor Frankreich und
Großbritannien.
Als wichtigste Empfänger der deutschen Rüstungexporte werden
Griechenland, die Türkei, Südafrika und Australien genannt. Ihren
vordern Platz verdankt die Bundesrepublik vor allem der Lieferung von
Kriegsschiffen, Überschusswaffen der Bundeswehr und von Komponenten für
Waffensysteme.
Schon jetzt ist dagegen klar, dass diese unrühmliche Platzierung in
den Jahresberichten der Bundesregierung zum deutschen Rüstungsexport
nicht aufscheinen wird. Denn SIPRI bietet auch eine kleine Rangliste auf
der Basis von Eigenangeben. Hier fehlt Deutschland unter den wichtigsten
fünf Exporteuren.
Ob gestiegene Rüstungsausgaben oder –exporte: Die Gretchenfrage
wirft SIPRI-Direktor Bates Gill gleich zu Beginn des neuen Jahrbuchs auf.
Änderung zum Besseren kommt nur in Sicht, wenn Rüstungskontrolle und
Abrüstung wieder an Gewicht gewinnen. Während der nächsten
US-Präsidentschaft. Gills Wort in Gottes Gehörgang.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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