Zu wenig und trotzdem wichtig
von Otfried Nassauer
Die gute Nachricht vorweg: Es gibt einen neuen Vertrag über atomare
Abrüstung. Und noch eine gute hinterher: Seine Einhaltung wird überprüfbar
sein. Das alleine ist nach acht Jahren rüstungskontrollpolitischer
Verweigerung durch George W. Bush ein Erfolg. Überprüfbare Abrüstung
wirkt vertrauensbildend.
Mehr Gutes gibt es nicht. Die vereinbarten Abrüstungsschritte sind
mehr Schein als Sein. Die USA müssen ein paar Dutzend atomare Trägersysteme
abrüsten. Russlands dürfte sogar mehr als 200 neue anschaffen,
sofern es sie bezahlen kann. Auch künftig zählen nur aktive
Sprengköpfe, nicht die Reserven. Das rechnet die Zahl klein. Genauso
wie dieser Trick: Bomber, die bis zu zwanzig Atomwaffen tragen können,
zählen nicht wie bisher als zehn Waffen, sondern nur noch als eine.
Dadurch können beide Parteien einige hundert Waffen mehr behalten
als die vereinbarten 1.550.
Schließlich gibt es noch eine richtig schlechte Nachricht: Russland
und die USA werden ihre Nuklearwaffen modernisieren. Das zeigt der Nuclear
Posture Review, den Barack Obama am Dienstag vorstellte. Wird er umgesetzt,
können die US-Atomwaffen bis weit über 2050 oder bis ins 22.
Jahrhundert aktiv bleiben.
Trotzdem: Russland und die USA brauchen den neuen Vertrag. Sie müssen
der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Mai
Abrüstungsbereitschaft demonstrieren. Artikel 6 dieses Vertrages
verpflichtet sie zur nuklearen Abrüstung auf null. Die Deutsche Physikalische
Gesellschaft hat angeregt, die Überprüfungskonferenz solle Verhandlungen
über eine Nuklearwaffenkonvention initiieren, die bis 2020 zum Abschluss
gebracht werden und Nuklearwaffen verbieten soll. Das wäre ein Schritt.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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