Weckruf im Schlafzimmer
von Susanne Härpfer
Rauchmelder mit Alarmfunktion sollen die abgeschafften Sirenen ersetzen. Auf diese
Weise will die Feuerwehr schlafende Bewohner bei Katastrophen warnen.
Wenn in deutschen Schlafzimmern in Zukunft Katastrophenalarm gegeben wird, dann liegt
das nicht am desolaten Liebesleben, sondern an der Feuerwehr. Der Deutschen
Feuerwehrverband will, dass Rauchmelder künftig nicht nur vor Feuer warnen, sondern
Bewohner im Katastrophenfall auch wecken. "Seitdem es kaum noch Sirenen gibt, können
wir die Bevölkerung nicht mehr verlässlich warnen", kritisierte der Präsident des
Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, auf einer
Veranstaltung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik und der Deutschen Gesellschaft
für Auswärtige Politik in Berlin.
Deshalb sollten künftig Rauchmelder mit einem Funkchip ausgestattet werden. Wann immer
Chlorgaswolken, Terroristen, Flutwellen oder Ähnliches drohen, soll der Rauchmelder per
Langwelle auf 77,5 Kiloherz anfangen, durchdringend zu piepsen. Denn die Feuerwehren
fürchten, einmal nachts von einer Katastrophe überrascht zu werden. "Beim
Hochwasser in Bayern hatten wir genügend Vorwarnzeit", erklärt Albrecht Broemme,
Vizepräsident des deutschen Feuerwehrverbands. "Darauf können wir uns aber nicht
verlassen. Wird eine Region nachts von einer Flutwelle oder einem Terroranschlag
überrascht, können wir die Menschen nicht warnen, denn Warnungen im Rundfunk hört nur,
wer wach ist", weiß Broemme. Deshalb wollen er und Unger den weckenden Rauchmelder
für alle. Zumal Rauchmelder sowieso Leben retten. Jeder zweite Brandtote könnte noch
leben, hätte er einen Rauchmelder gehabt, erläutert Broemme. Unterstützt werden sie
dabei vom Bundesinnenministerium. Aber: Für eine Änderung der Bauordnungen der Länder
sind deren Bauministerien zuständig. Auch die Innenministerien können ihren
"Kollegen vom Bau" nur Empfehlungen geben, auf die Umsetzung haben sie keinen
Einfluss. Nur die Ministerpräsidenten könnten ihren Ministern entsprechende Weisungen
erteilen. Also kann es dauern, denn bislang sträubt sich das Bundesbauministerium
dagegen, in der Bundes-Musterbauordnung auch nur die bislang handelsüblichen Rauchmelder
zwingend vorzuschreiben. Dort setzt man auf Deregulierung. Normale Rauchmelder sind nur in
Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Schleswig-Holstein Vorschrift. Anfang
dieses Jahres hat allerdings Nordrhein-Westfalen die Konsequenzen gezogen aus einer
Brandkatastrophe, bei der fünf Menschen an Rauchvergiftung starben. Seitdem hat das
Innenministerium Rauchmelder zur Pflicht erklärt.
Susanne Härpfer ist freie Fernsehjournalistin.
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