Obama legt eine Roadmap vor
Kommentar von Otfried Nassauer
Barack Obamas Prager Plädoyer für eine atomwaffenfreie Welt
zeigt: Der neue US-Präsident hat verstanden, wie sehr die Zeit drängt.
Er hat verstanden, dass strengere Regeln gegen die Weiterverbreitung nuklearen
Materials und nuklearer Technik, die militärisch genutzt werden können,
nur durchsetzbar sind, wenn Staaten, die Atomwaffen besitzen, abrüsten.
Im April 2010 treffen sich die Mitglieder des Atomwaffensperrvertrages.
Bis dahin müssen erste Ergebnisse vorliegen.
Schon Ende 2009 muss klar sein, wie es mit der nuklearen Abrüstung
zwischen Moskau und Washington weitergeht. Dann läuft mit dem Start-1-Vertrag
jene Vereinbarung aus, die die Grundlagen für die strategische Rüstungskontrolle
zwischen beiden Staaten enthält. Berater Obamas haben vorgeschlagen,
Russland und die USA sollten künftig jeweils noch 1.000 Atomsprengköpfe
bei ihren Streitkräften einsatzbereit halten. Das wäre etwa
die Hälfte dessen, was bislang vereinbart wurde. Ein Schritt in die
richtige Richtung also. Schon aus Kostengründen dürfte Russland
sich anschließen.
Obama will demonstrieren, dass weitere Schritte folgen können und
die USA bereit sind, atomare Waffen abzuschaffen. Nicht heute, nicht morgen,
aber vielleicht in ein paar Jahrzehnten. Die geplante Ratifizierung des
Vertrages über ein Verbot atomarer Tests und Verhandlungen über
ein Verbot der weiteren Produktion waffenfähigen Atommaterials sollen
der Vision zusätzlich Glaubwürdigkeit geben. Sie sollen anderen
Staaten den Zugang zu Atomwaffen erschweren. Die Bereitschaft soll vergrößert
werden, strengere Kontrollen gegen die Verbreitung von Nukleartechnik
hinzunehmen.
Obamas Rede zeigt, dass er überprüfbare Abrüstungs- und
Rüstungskontrollverträge wieder zu einem Gestaltungsmittel der
internationalen Politik machen will. Nach acht Jahren rüstungskontrollpolitischen
Kahlschlags unter George W. Bush ist das ein realpolitischer Fortschritt.
Bleibt zu hoffen, dass der Senat Obama keinen Strich durch die Rechnung
macht, wenn der Vertrag über ein vollständiges Verbot von Kernwaffentests
ratifiziert werden muss.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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