Leoparden im Sonderangebot
Die Bundeswehr will einen Teil ihrer Panzer verkaufen – an die Nachbarstaaten Türkei und Griechenland
von Otfried Nassauer
Peter Struck hat es eilig. Denn die Bundeswehr hat mehr schwere Leopard-Panzer,
als sie braucht. Händeringend werden Abnehmer gesucht. Und so wird
auf Arbeitsebene nicht nur mit der Türkei gesprochen, sondern auch
mit Griechenland.
Die Regierung in Athen möchte bis zu 183 Leopard-2-Panzer, 150 Panzer
vom Typ Leopard 1, 20 Bergepanzer und zehn Brückenlegepanzer vom
Typ Biber übernehmen. Das berichtet das britische Fachblatt „Jane’s
Defense Weekly“. Bereits bestellt haben die griechischen Streitkräfte
170 fabrikneue Leopard-2-Panzer des jüngsten Modells A6 sowie zwölf
Bergepanzer Büffel und acht Brückenlegepanzer, die bis 2009
geliefert werden sollen. Sie werden teils in Deutschland, teils in Griechenland
montiert. Zugleich wirbt die Bundeswehr seit Sommer vergangenen Jahres
verstärkt darum, dass die Türkei mehrere hundert Leopard-2-Panzer
übernimmt. In Presseberichten ist von bis zu 350 Panzern die Rede,
die sofort abgegeben werden könnten. Weitere könnten folgen.
Die Industrie hofft auch auf den Verkauf neuer Panzer.
Ende 2003 hatte die Bundeswehr noch 1552 Leopard 2 und 572 Leopard 1
im Bestand. Künftig soll sie mit 850 Kampfpanzern auskommen, verkündete
Struck im Februar 2003. Dies sollen ausschließlich Leopard 2 sein.
Damit sind 700 Leopard 2 und alle Leopard 1 überschüssig. Diese
einzulagern oder zu verschrotten, wäre angesichts leerer Kassen wirtschaftlich
unvorteilhaft. Durch ihren Verkauf aber flösse Geld in den Verteidigungshaushalt,
mit dem der Verteidigungsminister neue Ausrüstung kaufen könnte.
Und genau so haben es Struck und sein Kollege, Finanzminister Hans Eichel,
vereinbart. Die Bundeshaushaltsordung begünstigt die Exportbemühungen
der Bundeswehr. Sie schreibt auch vor, dass der Bund überschüssige
Waffen so günstig wie möglich losschlagen muss: Der Verkauf,
ja sogar das Verschenken geht also in vielen Fällen vor. Denn das
Verschrotten käme meist teurer.
Die Armeen Griechenlands und der Türkei gehören zu den wenigen,
die noch Panzer in großer Stückzahl absorbieren können.
Nicht zuletzt aufgrund der regionalen Konkurrenz zwischen beiden Staaten,
sind deren Streitkräfte überproportional groß. Die griechische
Armee verfügt über 1723 Panzer, die türkische über
4205. Zum Vergleich: Frankreich besitzt 614. Allerdings handelt es sich
in der Türkei und in Griechenland überwiegend um ältere
Typen, die den Nato-Standards nicht mehr entsprechen und demnächst
ersetzt werden sollen.
Auch in der Vergangenheit hat die Bundeswehr immer wieder überschüssige
Panzer verkauft. Von den ursprünglich 2125 für die deutschen
Streitkräfte gebauten Leopard-2- Panzern stehen heute 571 im Dienst
der Armeen von Schweden (160), Polen (128), Finnland (124), Spanien (108)
und Dänemark (51).
ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für
Transatlantische Sicherheit – BITS
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