Blackwater: Eine Firma für die Drecksarbeit
Das private US-Unternehmen Blackwater hat sich zum weltweit agierenden
Söldnerkonzern entwickelt – mit fragwürdigen Methoden.
von Otfried Nassauer
Söldner auf der Jagd nach Top-Terroristen? Sicherheitspersonal für
US-Diplomaten, das erst schießt und dann fragt? Immer, wenn die
Kriege des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush richtig schmutzig
wurden, war auf eine Firma Verlass: Blackwater Worldwide, ein weitverzweigter
Söldnerkonzern, der auch als EP Investment firmiert, stand stets
zum Einsatz bereit. In Afghanistan, im Irak, für das amerikanische
Außen- und Verteidigungsministerium und für die CIA.
EP steht für Erik Prince, den Gründer und langjährigen
Chef der Firma. Er stammt aus einer tief konservativen republikanischen
Familie, war Navy-Seal, also Kommandosoldat bei der US-Marine, und versteht
sich als zum Katholizismus konvertierter christlicher Fundamentalist.
George W. Bushs „Weltkrieg gegen den Terrorismus“ ist für ihn nicht
nur eine Herzens-, sondern auch eine Glaubensangelegenheit.
Der Aufstieg seiner 1996 gegründeten Sicherheitsfirma zum weltweit
agierenden Söldnerkonzern verlief rasant. Er begann kurz nach den
Anschlägen auf das World Trade Center 2001. Prince, dessen Firma
bis dahin vor allem einen Trainings- und Schießplatz für Staatsangestellte
in North Carolina betrieben hatte, gewann aufgrund politischer Verbindungen
ohne Ausschreibung einen Millionenauftrag zum Schutz amerikanischer Einrichtungen
im besetzten Afghanistan. Bald folgten weitere, deutlich größere
Aufträge. Auch sie wurden oft ohne Ausschreibung vergeben. Blackwater
übernahm im August 2003 den Schutz des Leiters der US-Besatzung im
Irak, Paul Bremer. 2005 setzte das Unternehmen im Auftrag der US-Regierung
bereits mehr als 350 Millionen Dollar um. Persönliche Kontakte dürften
immer wieder sehr hilfreich gewesen sein.
Erik Prince verstand es, wichtige Mitarbeiter aus dem Regierungsapparat
George W. Bushs an seine Firmengruppe zu binden. Joseph Schmidt, ein umstrittener
Spitzenbeamter in Donald Rumsfelds Verteidigungsministerium, der von 2002
bis 2005 für militärische Dienstleistungsverträge zuständig
war, wechselte unmittelbar nach seinem Rücktritt aus dem Pentagon
zu Blackwater. Cofer Black, der Antiterrorismus-Chef der CIA unter George
W. Bush, wurde ebenfalls Berater bei Blackwater. 2005 konnte Prince sich
die Dienste des scheidenden stellvertretenden Chefs der Operationsabteilung
der CIA, Rob Richter, sichern. Zwei Jahre später, war auch der ehemalige Chef der der
CIA-Operationsabteilung der CIA, Alvin „Buzzy“ Krongard, Mitglied im
Beraterkreis von Blackwater. Krongards Abteilung hatte 2002 an Blackwater
den ersten Millionenauftrag in Afghanistan vergeben.
Doch so schnell Blackwater wuchs, so rasch mehrten sich auch die negativen
Nachrichten über die Söldnerfirma. Im Irak wurde Blackwater-Mitarbeitern
wiederholt vorgeworfen, grundlos Zivilisten erschossen und diese Vorfälle
vertuscht zu haben. Dabei sollen Kriegswaffen zum Einsatz gekommen sein,
die nicht zugelassen waren und illegal eingeführt wurden. In den
USA wurden Gerichtsverfahren angestrengt, weil Mitarbeiter von Blackwater
sich strafbar gemacht haben sollen. Der drastischste Fall: Fünf Blackwater-Mitarbeiter,
die im September 2007 in Bagdad ohne ernsthaften Anlass mehr als zehn
Iraker töteten und viele weitere verletzten, werden in den USA vor
Gericht gestellt. Ein sechster erklärte sich bereits für schuldig.
Die Unternehmensspitze von Blackwater – so Medienmeldungen – sei in das
Blickfeld des Justizministeriums geraten, das ihr „ernsthaftes Fehlverhalten“
vorwerfe. Anfang 2009 verlor der Konzern die Lizenz, im Irak zu operieren,
und damit seinen lukrativsten Auftrag, den Schutz amerikanischer Regierungsaktivitäten
im Irak. Das Engagement Blackwaters in Afghanistan soll ebenfalls überprüft
werden. Auch dort soll ein neues Gesetz die Tätigkeit der Militärdienstleister
regeln.
Blackwater zog Konsequenzen. Der Militärdienstleister wurde 2009
umstrukturiert, änderte seinen Namen und der Gründer, Eric Prince,
zog sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Gary Jackson, der Präsident
des Konzerns, ging in Rente. Aus Raider wurde Twix, aus Blackwater wurde
Xe Services. Was in der Welt der Schokoriegel von einer massiven Werbekampagne
begleitet wurde, kam in der Welt der Söldnerfirmen eher unfreiwillig
in die Schlagzeilen und an die Öffentlichkeit.
Das Geschäftsumfeld für private Militärdienstleister wird
unter Barack Obama ungemütlicher. Zu dessen Beratern zählt David
Singer, ein früher Kritiker der US-Söldnerfirmen. Hillary Clinton,
die Außenministerin, lancierte in der letzten Legislaturperiode
einen Gesetzentwurf zur Kontrolle von Söldnerfirmen. Obama wurde
bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt aktiv. Per Erlass wies er
im März alle Bundesministerien und Behörden an, die Vergabe
von Verträgen über staatliche Kernaufgaben an Privatfirmen deutlich
einzuschränken und laufende Verträge zu überprüfen.
Unter Obamas Vorgänger, George W. Bush, war ein Multimilliardenmarkt
für private Militärdienstleister entstanden, auf dem Verträge
oft ohne Wettbewerb und auf Kostenerstattungsbasis vergeben wurden, so
dass selbst gestandene Rechnungsprüfer in Resignation und Kündigung
getrieben wurden.
In einer wenig beachteten Rede hatte Obama erklärt, seine Regierung
stehe vor einer „klaren Alternative“. Sie könne wählen „zwischen
Investitionen, die darauf zielen, die Sicherheit des amerikanischen Volkes
zu erhalten“ und „Investitionen, die darauf zielen, Auftragnehmer aus
dem Verteidigungsbereich reich zu machen“.
Doch aussichtslos ist das Geschäft mit der militärischen Sicherheit
auch künftig nicht. Erik Prince ist sich sicher, dass auch die Regierung
Obama auf Dienstleister wie Blackwater / Xe nicht verzichten kann. Während
deren Rolle im Irak langsam abnimmt, wird sie in Afghanistan und Pakistan
im Rahmen der Afpak-Strategie der Regierung Obama deutlich ausgeweitet.
In Afghanistan sind mittlerweile mehr Mitarbeiter von Söldnerfirmen
und militärischen Dienstleistern tätig als US-Soldaten. Auch
Blackwater ist dabei. Mitarbeiter des Konzerns sind angeblich dafür
zuständig, die Drohnen der CIA aufzumunitionieren, die für die
Jagd auf Al-Qaida- und Talibanführer im afghanisch-pakistanischen
Grenzgebiet eingesetzt werden.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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