Rüstungsexporte: Deutschland legt zu
von Otfried Nassauer
Nach Angaben der Bundesregierung sind 2007 weniger Kriegswaffen und andere Rüstungsgüter aus Deutschland exportiert worden als im Vorjahr.
Tatsächlich gab es aber mehr Genehmigungen.
Mit einem Umfang von 8,8 Milliarden Euro genehmigte Deutschland 2007
deutlich mehr Rüstungsexporte als in den Jahren zuvor. Die Steigerungsraten
sind beachtlich. 2006 waren es 7,7 Milliarden Euro, 2005 sogar „nur“ 6,2
Milliarden. Das geht aus dem Rüstungsexportbericht 2007 hervor, der
am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Ursache ist ein deutlicher Anstieg
im Bereich der so genannten Sammelausfuhrgenehmigungen. Solche Genehmigungen
kommen etwa dann zum Einsatz, wenn Nato- oder EU-Länder ein Waffensystem
produzieren, für das deutsche Komponenten benötigt werden. Komponenten
machen den größten Teil des Exports aus. Die Sammelausfuhrgenehmigungen
stiegen von zwei Milliarden Euro in 2005 auf 5,1 Milliarden im Jahr 2007.
Die Bundesregierung lenkt die Aufmerksamkeit gerne auf eine andere Zahl.
Der Wert der Einzelgenehmigungen sei mit knapp 3,7 Milliarden Euro im
Vergleich zum Vorjahr um mehr als 500 Millionen Euro gesunken. Das ist
richtig – und doch besagt es wenig. Erfasst wird so nur ein Teil der Genehmigungen.
Auch Waffen, die in anderen EU-Ländern mit deutschen Komponenten
gebaut werden, können exportiert werden.
Der größte Teil des Jahresberichtes 2007 erlaubt nur den Blick
auf die Exportgenehmigungen, nicht aber auf die realen Ausfuhren Deutschlands.
Angaben zum tatsächlichen Export gibt es nur für Kriegswaffen.
Diese lagen mit 1,1 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahr. Doch auch
diese Zahl scheint wenig zu besagen. Denn zugleich wird berichtet, dass
427 gebrauchte Bundeswehrpanzer vom Typ Leopard an die Türkei, Griechenland,
Chile und Singapur abgegeben wurden. In der Statistik schlägt sich
das praktisch nicht nieder. Der Gesamtwert aller Überschusswaffen,
die die Bundeswehr 2007 abgab, wird mit 33,8 Millionen Euro angegeben.
Nur wenn die Panzer quasi zum Nulltarif abgegeben wurden, erklärt
sich, warum der Wert der realen Kriegswaffenexporte sinken konnte.
Die EU kritisiert schon länger, dass Deutschland oft nur die Genehmigungen
erfasst, nicht aber den realen Export. Die Bundesregierung aber ändert
das nicht. Sie teilt in ihrem Bericht nur mit, dass man die berichteten
Genehmigungswerte „in keine Beziehung“ zu den realen „Ausfuhrwerten“ setzen
könne. Für alles andere gebe es keine Statistik. Die überwiegende
Zahl aller erteilten Genehmigungen betraf Staaten, die Mitglied in der
EU oder der Nato sind oder diesen gleichgestellt sind.
Pakistan stieg 2007 zum zweitgrößten Empfänger unter
den Drittstaaten auf, obwohl das Land innenpolitisch instabil ist. Ungeklärt
bleibt, wie Sturmgewehre des schwäbischen Herstellers Heckler &
Koch nach Georgien gelangen konnten. Die Bundesregierung hat angeblich
die Lieferung 2007 abgelehnt. Und doch kamen solche Gewehre während
des Krieges um Südossetien im Sommer zum Einsatz. Im Rüstungsexportbericht
wird die Ablehnung der Lieferung nicht erwähnt.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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