Der Trend geht zum Leasing – auch beim Militär
von Otfried Nassauer
Knappe Budgets zwingen Armeen zu neuen Ideen. Wo das Geld für
den Kauf modernster Waffen und Systeme nicht reicht, werden diese eben
geleast. Vom großen Interesse an Drohnen profitiert vor allem die
israelische Industrie.
Kanada tut es gerade, Großbritannien und die Türkei haben
es schon getan und die Niederlande wollen es jetzt auch tun: Soldaten
im Kriseneinsatz brauchen modernste Technik, doch klamme Verteidigungshaushalte
und planerische Versäumnisse erlauben es oft nicht, die zu beschaffen.
Das beflügelt die Kreativität der Militärplaner: Wo das
Geld für den Kauf modernster Waffen und Systeme nicht reicht, werden
diese eben geleast – wie ein neues Auto oder das Chemieklo für die
Baustelle.
Besonders beliebt ist derzeit das Leasing von großen, teuren Drohnen,
also unbemannten Fluggeräten (UAVs). Vor allem bei den westlichen
Truppen in Afghanistan – dort nutzen Briten, Kanadier und ab März
wohl auch die Niederlande geleaste UAVs. Vollgestopft mit leistungsfähiger
Elektronik können sie über der afghanischen Berglandschaft fliegend
große Räume länger als jedes Flugzeug überwachen
und beschaffen Detailinformationen aus Gebieten, die weit von den Truppen
entfernt liegen.
Die Aufklärung mit Film- und Fotokameras, Infrarot- und Radarsensoren
oder Funkempfängern ist derzeit noch das Haupteinsatzgebiet für
UAVs. Von wachsender Bedeutung wird aber auch der Einsatz von Waffen.
Einige Drohnen sind mittlerweile groß genug, um sie als Trägersystem
für kleinere Lenkraketen und leichte gelenkte Bomben zu nutzen. Die
US-Streitkräfte in Afghanistan greifen zum Beispiel immer wieder
Al-Qaida-verdächtige Ziele in Pakistan mit Hellfire-Raketen an, die
von bewaffneten Drohnen abgeschossen werden. Die Drohne klärt ihr
Ziel per Kamera eigenständig auf, sendet die Bilder live an einen
weit entfernten Gefechtsstand am Boden und erhält von dort den Abschussbefehl
für die Rakete. Auch Israel nutzte jüngst Drohnen, um Ziele
im Gazastreifen anzugreifen.
Vor allem Firmen aus Israel haben das Leasing-Geschäft mit militärischen
Aufklärungsdrohnen für sich entdeckt. Kunden, denen ein Kauf
zu lange dauern würde oder gerade zu teuer wäre, können
wählen: Sie können die UAVs und technisches Wartungspersonal
leasen und dazu eigene Soldaten für die Einsätze ausbilden.
So machte es das kanadische Militär in Afghanistan. Der Kunde kann
aber auch Bedienungsmannschaften aus Israel mitmieten – so machte es die
Türkei im Einsatz gegen die PKK im Nordirak.
Für die israelischen Firmen ist beides ein gutes Geschäft:
Der kanadische Leasingvertrag hat nach Presseberichten ein Volumen von
100 Millionen Dollar. Die Niederlande wollen deutlich mehr als 25 Millionen
Euro investieren. Aus zufriedenen Leasing-Kunden können zudem Käufer
israelischer Drohnen werden. So hat Kanada mittlerweile das Projekt „Justas“
aufgelegt, für 750 Millionen Dollar. Kanada will Drohnen beschaffen,
die man auch bewaffnen kann. Die israelische Firma IAI bietet den Kanadiern
dafür ihre größte und modernste Drohne an: Die Heron TP
hat ein Gewicht von mehr als 4,5 Tonnen und eine Spannweite fast so groß
wie die einer Boeing 737. Sie kann bis zu 36 Stunden in der Luft bleiben,
in Höhen bis zu 15 000 Meter fliegen und 1000 Kilogramm Elektronik
und Waffen mitführen.
Von der Kleindrohne für die Gefechtsfeldaufklärung in der näheren
Umgebung bis hin zu Langstreckendrohnen, die 12 oder sogar 36 Stunden
aus großer Höhe Aufklärungsdaten an militärische
Kommandostellen liefern, bietet Israels Industrie ein breites Spektrum
an. Israels Wettbewerbsvorsprung resultiert unter anderem daraus, dass
in vielen Ländern militärische Entwicklungsprogramme nur schwer
durchzusetzen sind. Oft waren auch die Luftstreitkräfte ein Hindernis.
Geprägt von vielen Kampfflugzeug-Piloten im Offizierskorps konnten
sie sich an den Gedanken unbemannter Konkurrenz am Himmel nur langsam
gewöhnen.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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