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Die Bundeswehr soll attraktiver werden. Rund eine Milliarde
will Ursula von der Leyen dafür in den nächsten Jahren
ausgeben. Die Bundeswehr muss aber auch attraktiver werden, damit sie
jedes Jahr zwischen 13.000 und 20.000 neue Soldaten und Soldatinnen
rekrutieren und ihre Personalstärke aufrecht erhalten kann. Das
wichtigste Hilfsmittel, die Wehrpflicht, ist entfallen und der
Freiwillige Wehrdienst zeigt: Viele, die am Soldaten-Dasein schnuppern,
finden die Bundeswehr nicht gut genug, um auch zu bleiben.
Das Problem wird wachsen: Die Geburtenjahrgänge werden kleiner.
Die Konkurrenz um leistungs- und bildungsfähige Schulabgänger
wird also größer. Genau die muss die Bundeswehr erreichen,
damit sie auch künftig Soldaten hat, die komplexe Technik wie
moderne Führungssysteme bedienen können. Also sucht sie nach
den gleichen Bewerbern wie die Wirtschaft.
Problem erkannt, heißt Problem gebannt. So scheint man im Hause
von der Leyen zu denken: Hier etwas mehr Lohn, da eine modernisierte
Kaserne und dann noch ein paar Anreize für die, die die Bundeswehr
besonders dringend sucht. Geld und bessere Arbeitsbedingungen sollen
das Personalproblem der Bundeswehr lösen. Ob das reichen wird? Ich
habe meine Zweifel. Das Attraktivitätsproblem der Bundeswehr ist
vielschichtiger. Wer es lösen will, muss an vielen Stellschrauben
drehen.
Junge technikaffine und bildungsfähige Menschen lassen sich als
Mitarbeiter gewinnen, wenn man ihnen eine gute Ausbildung an
zukunftsfähiger Technik bietet. Bei der Bundeswehr müssen
Bewerber derzeit eher glauben, dass sie es dort mit Technik zu tun
bekommen, die vielleicht zur Zeit ihrer Geburt modern war. Dass man
Glück braucht, damit mal etwas funktioniert. Und neue Technik? Die
liefert die Industrie der Bundeswehr doch eh meist viel zu spät,
zu teurer und zu schlecht.
Wirtschaftsbetriebe müssen Angebot und Nachfrage folgen. Sie
bieten oft eine bessere Bezahlung und schnellere Aufstiegschancen als
die verkrustet bürokratisierte Bundeswehr. Die Armee leidet bis
heute unter den Fehlern ihrer eigenen Reformen: Sie hat zu viele
Häuptlinge und zu wenig Indianer. Die Beförderungskanäle
sind verstopft und müssen erst langsam freigespült werden.
Auch das ist nicht gerade attraktiv.
Der größte Nachteil der Bundeswehr dürfte ihr
Betriebsklima sein. Sicher, die Armee kann locker mit einer Firma
konkurrieren, die ein autoritärer Patriarch führt. Aber kann
sie das auch mit Firmen, in denen auf Mitarbeitermotivation, gute
Kommunikation, kurze Wege, wenig Bürokratie und flache Hierarchien
gesetzt wird? Befehl und Gehorsam, das militärische
Selbstverständnis altgedienter Ausbilder und überkommene
Regeln und Riten wie das tägliche Wecken um halb vier schrecken
grade die Bewerber ab, die die Bundeswehr unbedingt für sich
gewinnen muss.
Junge Menschen interessiert das Gesamtpaket: Sie wollen sinnvolle,
gerne fordernde Arbeit leisten, von der sie überzeugt sind.
Dafür wollen sie anständig bezahlt werden. Ein solches
Gesamtpaket bietet die Bundeswehr mit ihrer Organisationskultur noch
nicht an. Mehr Geld alleine kann das nicht aufwiegen.
ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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