Schwimmende Geschenke für Israel
von Otfried Nassauer
Das gibt es nicht alle Tage: Kaum hatte der Deutsche
Bundestag den Bundeshaushalt für 2015 endgültig
verabschiedet, schob die Bundesregierung in dieser Woche noch einen
größeren Posten nach. Der Anlass ist ein Geschenk.
Die deutsch-israelischen Beziehungen feiern im nächsten Jahr
ihren 50.Geburtstag. Deutschlands Geburtstagspräsent besteht
aus einer erneuten Finanzhilfe für Israels Marine. Vier neue
Kriegsschiffe werden bezuschusst.
Von 2015 bis 2019 will die Bundesregierung 115 Millionen Euro ausgeben,
damit der Rüstungskonzern Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS)
einen neuen Exportauftrag bekommt. Vier Hochsee-Patrouillenschiffe vom
Typ Meko sollen für Israel gebaut werden. Die Bundesrepublik
wird den Bau mit insgesamt 27,5 Prozent der Projektsumme aus
Steuergeldern bezuschussen. Damit die Bauverträge im kommenden
Jahr geschlossen und die Gelder rechtzeitig fließen
können, müssen noch in diesem Jahr die
Verpflichtungsermächtigungen in den Haushalt eingestellt
werden. Das soll nun geschehen.
Die vier Patrouillenschiffe sollen also zusammen rund 418 Millionen
Euros kosten. In Israel ist zumeist von Kosten in Höhe von
rund einer Milliarde Euro die Rede. Berlin werde etwa ein Drittel
tragen, also 300 Millionen Euro. Die deutliche Differenz
könnte sich daraus erklären, dass es sich bei dem in
Deutschland genannten Beträgen nur um die Kosten für
den Schiffbau und die Grundausstattung der Schiffe geht,
während die Elektronik sowie die Bewaffnung später in
Israel nachträglich und auf Kosten Tel Avivs
eingerüstet werden. Das kann den Preis leicht verdoppeln. Die
israelische Marine will – so war zu lesen – ihre
neuen Patrouillenschiffe nämlich mit vielen teuren
Waffensystemen, zum Beispiel Seezielflugkörpern, Luft- und
Raketenabwehsystemen, Bord-Hubschraubern und vielem mehr ausstatten.
Etliches davon kann Israel selbst und damit ohne den Einsatz knapper
Devisen herstellen. So könnte es sich einen deutlich
höheren Preis für die voll ausgerüsteten
Schiffe leisten.
Aufgabe der neuen Schiffe soll es sein, Dolphin, Tanin und und
Leviathan zu schützen. So heißen nicht nur die in
Deutschland hergestellten U-Boote der Dolphin-Klasse, die die
israelische Marine nutzt, sondern auch Erdgasfelder im Mittelmeer.
Israel erschließt diese gerade. Tel Aviv will sich von
Energieeinfuhren aus arabischen Nachbarländern
unabhängiger machen und zudem Erdgas exportieren, damit es
seine Deviseneinnahmen erhöhen kann. Erste Verträge
sind unterzeichnet, erste Verbindungen zur Küste in Betrieb.
Damit die Rechnung in Sachen Selbstversorgung und Vermarktung aufgeht,
muss Israel sicherstellen, dass das Erdgas unterbrechungsfrei
gefördert und ausgeliefert werden kann. Die stark bewaffneten
Patrouillenschiffe sollen das gewährleisten.
Die Meko-Schiffe fußen auf einem Entwurf der Hamburger Werft
Blohm & Voss, die im TKMS-Konzern aufgegangen ist. Sie sind bis
zu 100 Meter lang, verdrängen bis zu 2100 Tonnen Wasser und
sind damit deutlich größer als die
Sa’ar-5-Korvetten Israels, die sie ablösen sollen.
Diese Schiffe waren bislang die größten
Überwassereinheiten der israelischen Marine.
Doch wie so vieles in der Geschichte der deutsch-israelischen
Zusammenarbeit, so ist auch dieses Projekt nicht ohne Pikanterie:
Gebaut werden sollen die Patrouillenschiffe nämlich im Auftrag
von TKMS in Kiel Gaarden. Dort stellt TKMS traditionell seine
Überwasserschiffe her, gab diesen Geschäftsbereich
aber vor einigen Jahren ab. Heute gehört TKMS zur
Nobiskrug-Gruppe. Das Unternehmen heißt jetzt ADM Kiel GmbH
und fertigt derzeit zwei Meko-Fregatten für Algerien.
Ausgeschrieben bedeutet ADM Abu Dhabi Mar – ein Verweis auf
die aktuellen Eigentümer der Werft in Gaarden. Die Bauwerft
für Israels künftige Schiffe hat jetzt arabische
Eigentümer aus den Emiraten.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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