Subventioniertes Spektakel
Die ILA wird zunehmend von Militär und Rüstung beherrscht
von Otfried Nassauer
Am Sonntag ging in Berlin-Schönefeld die Internationale
Luftfahrtausstellung (ILA) zu Ende.
Mit 1127 Ausstellern aus 37 Ländern, Vertragsabschlüssen und
Absichtserklärungen im Umfang von mehr als 5 Mrd. Euro und 120 000
Fachbesuchern sah der Veranstalter, die Messe Berlin GmbH, ihre
Erwartungen übertroffen. Zehntausende Luftfahrtfans aus der ganzen
Bundesrepublik reisten am Wochenende bei strahlendem Sonnenschein zusätzlich
an, um sich spektakuläre Flugvorführungen und moderne Hochtechnologie
aus der Nähe anzuschauen.
Der Jubel der Veranstalter kann jedoch über eines nicht hinwegtäuschen:
Die ILA bleibt weit davon entfernt, sich neben
den Verkaufsmessen Farnborough und Le Bourget als dritte große Luft-
und Raumfahrtmesse in Europa zu etablieren. Beide spielen in einer
anderen Liga.
Die Zukunft der ILA aber scheint gesichert.
In zwei Jahren, 2010, soll es sie wieder geben. Niemand fragt mehr
offen, ob die Messe überhaupt eine Zukunft haben sollte. Dies liegt vor
allem an einer strategischen Symbiose, die die ILA
immer deutlicher prägt. Etwa ein Drittel der Ausstellung bestreiten
Militär und Rüstungsindustrie. Die Bundeswehr war der größte
Aussteller. Messesprecher Wolfgang Rogalla sah im »Tagessspiegel« das
Militär sogar als wichtigste Zielgruppe der Messe. Wird die ILA
also immer mehr zu einer Rüstungsmesse? Derzeit ja, denn für
Finanzierung, Attraktivität und Durchführbarkeit der ILA
sind Rüstungsindustrie und vor allem die Bundeswehr unverzichtbar. Ohne
großzügige direkte und indirekte Subventionierung aus Steuergeldern wäre
die ILA in ihrer heutigen Form kaum möglich.
Die Bundeswehr verfuhr sichtbar nach dem Motto »Klotzen, nicht
kleckern«. Ihre Vorführung von Militärflugzeugen und Hubschraubern
gipfelte in einer aufwändigen Simulation: die Inbesitznahme eines
Flughafens z. B. zu Evakuierungszwecken. 18 Jagdbomber vom Typ Tornado,
zwei Eurofighter, 2 Phantom-Jäger sowie 40 Piloten und 110 Technikern
wurden dafür auf den Flugplatz Laage bei Rostock verlegt. Von dort
starteten sie zu den Vorführungen in Berlin - unterstützt durch
Transall-Transporter und bewaffnete Hubschrauber, die in Tegel
stationiert waren. Eine Niederlage konnte aber auch diese massive Präsenz
nicht verhindern: Anwohner erreichten vor Gericht, dass aus Lärmschutzgründen
eine Mindestflughöhe von 450 Metern über dicht bebautem Gebiet
eingehalten werden musste.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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