Neues Deutschland
02. Juni 2008


Subventioniertes Spektakel

Die ILA wird zunehmend von Militär und Rüstung beherrscht

von Otfried Nassauer

Am Sonntag ging in Berlin-Schönefeld die Internationale Luftfahrtausstellung (ILA) zu Ende.

Mit 1127 Ausstellern aus 37 Ländern, Vertragsabschlüssen und Absichtserklärungen im Umfang von mehr als 5 Mrd. Euro und 120 000 Fachbesuchern sah der Veranstalter, die Messe Berlin GmbH, ihre Erwartungen übertroffen. Zehntausende Luftfahrtfans aus der ganzen Bundesrepublik reisten am Wochenende bei strahlendem Sonnenschein zusätzlich an, um sich spektakuläre Flugvorführungen und moderne Hochtechnologie aus der Nähe anzuschauen.

Der Jubel der Veranstalter kann jedoch über eines nicht hinwegtäuschen: Die ILA bleibt weit davon entfernt, sich neben den Verkaufsmessen Farnborough und Le Bourget als dritte große Luft- und Raumfahrtmesse in Europa zu etablieren. Beide spielen in einer anderen Liga.

Die Zukunft der ILA aber scheint gesichert. In zwei Jahren, 2010, soll es sie wieder geben. Niemand fragt mehr offen, ob die Messe überhaupt eine Zukunft haben sollte. Dies liegt vor allem an einer strategischen Symbiose, die die ILA immer deutlicher prägt. Etwa ein Drittel der Ausstellung bestreiten Militär und Rüstungsindustrie. Die Bundeswehr war der größte Aussteller. Messesprecher Wolfgang Rogalla sah im »Tagessspiegel« das Militär sogar als wichtigste Zielgruppe der Messe. Wird die ILA also immer mehr zu einer Rüstungsmesse? Derzeit ja, denn für Finanzierung, Attraktivität und Durchführbarkeit der ILA sind Rüstungsindustrie und vor allem die Bundeswehr unverzichtbar. Ohne großzügige direkte und indirekte Subventionierung aus Steuergeldern wäre die ILA in ihrer heutigen Form kaum möglich.

Die Bundeswehr verfuhr sichtbar nach dem Motto »Klotzen, nicht kleckern«. Ihre Vorführung von Militärflugzeugen und Hubschraubern gipfelte in einer aufwändigen Simulation: die Inbesitznahme eines Flughafens z. B. zu Evakuierungszwecken. 18 Jagdbomber vom Typ Tornado, zwei Eurofighter, 2 Phantom-Jäger sowie 40 Piloten und 110 Technikern wurden dafür auf den Flugplatz Laage bei Rostock verlegt. Von dort starteten sie zu den Vorführungen in Berlin - unterstützt durch Transall-Transporter und bewaffnete Hubschrauber, die in Tegel stationiert waren. Eine Niederlage konnte aber auch diese massive Präsenz nicht verhindern: Anwohner erreichten vor Gericht, dass aus Lärmschutzgründen eine Mindestflughöhe von 450 Metern über dicht bebautem Gebiet eingehalten werden musste.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS