"Bad Company" und "Bad Boys": Heckler & Koch in Hollywood
von Roman Deckert
Die schwäbische Waffenschmiede Heckler & Koch (H&K) setzt nach
Erkenntnissen des britischen Fernsehsenders Channel4 beim Marketing
zunehmend auf Schleichwerbung in Film und Fernsehen: "You can’t
advertise guns on TV, so what do you do?" Die Oberndorfer versuchen
demnach verstärkt, ihre neusten Modelle bei Waffenrequisiteuren in
Hollywood zu platzieren.
Von dem Ulmer Pistolen-Produzenten Carl Walther ist bekannt, dass stets
der Firmeninhaber persönlich zu den James-Bond-Dreharbeiten reist, um die
PPK bzw. die neue P99 für 007 zu übergeben. Ob dies auch die
H&K-Gesellschafter Andreas Heeschen und Keith Halsey so halten, die
ohnehin in der britischen High-Society verkehren, ist hingegen nicht
überliefert. Auffällig ist jedenfalls, dass Bond in "Casino
Royal" (2006) seinen Gegenspieler mit der Maschinenpistole HK UMP
bezwingt, die vor allem von Spezialeinheiten der US-Polizei eingesetzt
wird. Und der Kriegskino-Experte Peter Bürger weist darauf hin, dass
Bonds Gegner in "Stirb an einem anderen Tag" (2002) eine HK XM29
benutzt, die H&K für die US-Armee entwickelt hatte.
Auch in der erfolgreichen Fernsehserie "24", die US-Militärs
nachweislich zu Foltermethoden inspiriert hat, greifen Agent Jack Bauer
(Kiefer Sutherland) und seine Kollegen zu aktuellen H&K-Produkten: den
Sturmgewehren G36 und HK416. Das HK416, mit dem u.a. die
US-Spezialeinheiten der "Delta Force" kämpfen, soll laut
www.hkpro.com demnächst auch als "zivile" Version auf den
US-Markt kommen. Es ist daher wohl kein Zufall, dass das HK416 ebenfalls
in der populären TV-Serie "The Unit" sowie in den Videospielen
"Battlefield: Bad Company" und "Soldier of Fortune:
Payback" eine prominente Rolle spielt.
Ähnlich bezeichnende Namen tragen weitere Actionstreifen, in denen das
G36 oder sein "ziviler" Ableger SL8 zum Einsatz kommen:
"Bad Boys II", "Miami Vice", "Collateral",
"Stirb Langsam 4.0", "Mission: Impossible 3" etc. Wie
die Zukunft mit dem futuristisch aussehenden G36 werden könnte, zeigt das
Science-Fiction-Genre in "Alien vs. Predator", "Resident
Evil", "Terminator 3", "Matrix Reloaded",
"Stargate SG1", "Shaun of the Dead" und
"Equilibrium".
Der Markenwert dürfte auch dann steigen, wenn in Blockbustern mit
älteren H&K-Typen wie dem G3-Gewehr und der MP5-Maschinenpistole
agiert wird. Die "Internet Movie Firearms Data Base"
(www.imfdb.org) listet folgende Stars mit G3-Auftritten auf: Jamie Foxx in
"Operation: Kingdom", Val Kilmer in "Heat", Richard
Gere in "Der Schakal" und David Caruso in "CSI:
Miami". Ungezählt sind die Filmeinsätze der MP5, u.a. Bruce Willis
in "Stirb Langsam", Mel Gibson in "Lethal Weapon",
Samuel L. Jackson und LL Cool J in "S.W.A.T. – Die
Spezialeinheit", Kurt Russel in "Stargate", Keanu Reeves in
"Matrix", Steven Seagal in "Alarmstufe: Rot", Ethan
Hawk in "Lord of War", Mila Jovovich in "Resident
Evil" sowie Brad Pitt und Angelina Jolie in "Mr. & Mrs.
Smith".
Nach Angaben von Channel4-Autor Chris Payne ist zwar nicht belegt, dass
H&K auch bei Gangster-Rappern Product Placement betreibt.
Tatsache ist jedoch, dass Hip-Hop-Größen wie Jay-Z, Eminem, The Game und
Notorious B.I.G., der 1997 selber erschossen wurde, in ihren Liedern
H&K-Waffen verherrlichen. 50 Cent, der im Jahr 2000 neun Schusswunden
überlebte, macht in seinem Hit "I’ll still kill" klar:
"The Heckler and Koch'll tear half of your ass off"
arbeitet als Kleinwaffen-Analyst
im Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) und ist
Vorstandsmitglied des RüstungsInformationsBüros Freiburg i.Br. (RIB).
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