Kleinwaffen Newsletter
Juni 2008


"Bad Company" und "Bad Boys": Heckler & Koch in Hollywood

von Roman Deckert

Die schwäbische Waffenschmiede Heckler & Koch (H&K) setzt nach Erkenntnissen des britischen Fernsehsenders Channel4 beim Marketing zunehmend auf Schleichwerbung in Film und Fernsehen: "You can’t advertise guns on TV, so what do you do?" Die Oberndorfer versuchen demnach verstärkt, ihre neusten Modelle bei Waffenrequisiteuren in Hollywood zu platzieren.

Von dem Ulmer Pistolen-Produzenten Carl Walther ist bekannt, dass stets der Firmeninhaber persönlich zu den James-Bond-Dreharbeiten reist, um die PPK bzw. die neue P99 für 007 zu übergeben. Ob dies auch die H&K-Gesellschafter Andreas Heeschen und Keith Halsey so halten, die ohnehin in der britischen High-Society verkehren, ist hingegen nicht überliefert. Auffällig ist jedenfalls, dass Bond in "Casino Royal" (2006) seinen Gegenspieler mit der Maschinenpistole HK UMP bezwingt, die vor allem von Spezialeinheiten der US-Polizei eingesetzt wird. Und der Kriegskino-Experte Peter Bürger weist darauf hin, dass Bonds Gegner in "Stirb an einem anderen Tag" (2002) eine HK XM29 benutzt, die H&K für die US-Armee entwickelt hatte.

Auch in der erfolgreichen Fernsehserie "24", die US-Militärs nachweislich zu Foltermethoden inspiriert hat, greifen Agent Jack Bauer (Kiefer Sutherland) und seine Kollegen zu aktuellen H&K-Produkten: den Sturmgewehren G36 und HK416. Das HK416, mit dem u.a. die US-Spezialeinheiten der "Delta Force" kämpfen, soll laut www.hkpro.com demnächst auch als "zivile" Version auf den US-Markt kommen. Es ist daher wohl kein Zufall, dass das HK416 ebenfalls in der populären TV-Serie "The Unit" sowie in den Videospielen "Battlefield: Bad Company" und "Soldier of Fortune: Payback" eine prominente Rolle spielt.

Ähnlich bezeichnende Namen tragen weitere Actionstreifen, in denen das G36 oder sein "ziviler" Ableger SL8 zum Einsatz kommen: "Bad Boys II", "Miami Vice", "Collateral", "Stirb Langsam 4.0", "Mission: Impossible 3" etc. Wie die Zukunft mit dem futuristisch aussehenden G36 werden könnte, zeigt das Science-Fiction-Genre in "Alien vs. Predator", "Resident Evil", "Terminator 3", "Matrix Reloaded", "Stargate SG1", "Shaun of the Dead" und "Equilibrium".

Der Markenwert dürfte auch dann steigen, wenn in Blockbustern mit älteren H&K-Typen wie dem G3-Gewehr und der MP5-Maschinenpistole agiert wird. Die "Internet Movie Firearms Data Base" (www.imfdb.org) listet folgende Stars mit G3-Auftritten auf: Jamie Foxx in "Operation: Kingdom", Val Kilmer in "Heat", Richard Gere in "Der Schakal" und David Caruso in "CSI: Miami". Ungezählt sind die Filmeinsätze der MP5, u.a. Bruce Willis in "Stirb Langsam", Mel Gibson in "Lethal Weapon", Samuel L. Jackson und LL Cool J in "S.W.A.T. – Die Spezialeinheit", Kurt Russel in "Stargate", Keanu Reeves in "Matrix", Steven Seagal in "Alarmstufe: Rot", Ethan Hawk in "Lord of War", Mila Jovovich in "Resident Evil" sowie Brad Pitt und Angelina Jolie in "Mr. & Mrs. Smith".

Nach Angaben von Channel4-Autor Chris Payne ist zwar nicht belegt, dass H&K auch bei Gangster-Rappern Product Placement betreibt. Tatsache ist jedoch, dass Hip-Hop-Größen wie Jay-Z, Eminem, The Game und Notorious B.I.G., der 1997 selber erschossen wurde, in ihren Liedern H&K-Waffen verherrlichen. 50 Cent, der im Jahr 2000 neun Schusswunden überlebte, macht in seinem Hit "I’ll still kill" klar: "The Heckler and Koch'll tear half of your ass off"


 

arbeitet als Kleinwaffen-Analyst im Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) und ist Vorstandsmitglied des RüstungsInformationsBüros Freiburg i.Br. (RIB).