GKKE-Veranstaltung zu Rüstungsexporten
von Roman Deckert
Am 8. Mai 2008 – dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in
Europa – hat die "Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung"
(GKKE) in Berlin ein Podiumsgespräch zum Thema "Deutsche
Rüstungsexporte auf dem Vormarsch" veranstaltet, an der Abgeordnete
aller Bundestagsfraktionen teilnahmen: Erich G. Fritz (CDU), Dr. Rolf
Mützenich (SPD), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Florian Toncar
(FDP) und Paul Schäfer (Die Linke).
Grundlage der Diskussion waren der unlängst veröffentlichte
Rüstungsexportbericht der Bundesregierung für 2006 und das kritische
Alternativgutachten der GKKE, das eine Steigerung der Genehmigungen auf
7,7 Milliarden Euro und damit Deutschland als drittgrößten Exporteur der
Welt ausweist. Einzelgenehmigungen für Lieferungen in Entwicklungsländer
machten über zwanzig Prozent des Gesamtwertes aus, rund eine
Viertelmilliarde davon an Länder, die als besonders arm gelten. Die Summe
für die Ausfuhr von Kleinwaffen in Staaten außerhalb von EU und NATO ist
auf mehr als 15 Millionen Euro gestiegen.
Doch trotz dieser drastischen Entwicklung sind bislang weder der
aktuelle Bericht noch die beiden vorherigen im Bundestagsplenum debattiert
worden. Dies beklagten alle fünf ParlamentarierInnen parteiübergreifend
und durchaus selbstkritisch. Auch sonst bestand weitgehender Konsens zu
Kernproblemen der Rüstungskontrolle: Unverbindlichkeit des
EU-Verhaltenskodexes, Mangel an Einfluss der MdB, ungenügende Transparenz
bei Komponentenlieferungen und inkonsequentes Verhalten der
Bundesregierung in Sachen Streumunition.
Zugleich wurde deutlich, dass die engagierten PolitikerInnen nur eine
Minderheit in ihren Fraktionen bilden und im Konflikt mit außen- und
wirtschaftspolitischen Interessen einen schweren Stand haben. Dies liegt
nicht zuletzt an fehlendem Druck der Öffentlichkeit, was wiederum die
Tatsache demonstrierte, dass nur wenige Dutzend Interessierte der
Einladung zu der überaus informativen Veranstaltung folgten und es keine
Presseberichte gab.
Zu begrüßen ist in jedem Fall, dass das gesamte Podium die
andauernden Kleinwaffen-Exporte in Länder kritisierte, die die
Menschenrechtskriterien nicht erfüllen, wie etwa die Philippinen (s.
Newsletter vom April 2008). Der Vorsitzende der GKKE-Fachgruppe
"Rüstungsexporte", Dr. Bernhard Moltmann, hatte bereits in
seiner Einführung die verheerenden Wirkungen herausgestellt, die frühere
Ausfuhren und Lizenzvergaben bis heute nach sich ziehen. Es bleibt zu
wünschen, dass diese Problematik sowohl in der Volksvertretung als auch
in der Bevölkerung größere Beachtung findet.
arbeitet als Kleinwaffen-Analyst
im Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) und ist
Vorstandsmitglied des RüstungsInformationsBüros Freiburg i.Br. (RIB).
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