Gewalt schafft nur mehr Gegengewalt
von Otfried Nassauer
Der amerikanische
Krieg gegen der Terror hat uns gezeigt: Mit primär
militärischen Mitteln ist dem Terrorismus nicht beizukommen.
Gewalt schafft nur mehr Gegengewalt. Daran kann selbst eine Supermacht
scheitern. Die Terroristen finden neue Anhänger und Nachahmer
in weiteren Ländern und Leute, die sie finanzieren. Das ist
der falsche Weg. Wer darauf setzt, Terroristen die Kontrolle
über Territorium militärisch zu verweigern,
bekämpft die Ursachen des Terriors nicht erfolgreich.
[Viele Europäer haben die USA deswegen zurecht kritisiert
– nicht zuletzt in Frankreich. Und nach den
Anschlägen in Paris? Die französische Elite reagiert,
als sei Frankreich die Wiege des Wilden Westens und nicht die Wiege der
europäischen Aufklärung. Zahn um Zahn? –
kann das den toten Opfern der Anschläge noch helfen? Macht es
die Überlebenden sicherer?]
Auch ich habe keine perfekte Strategie, aber ein paar Fragen, die
helfen können: Der Bundeswehreinsatz kostet 134 Millionen
Euro. Wäre es sinnvoller, wenn wir damit die Versorgung
syrischer Flüchtlinge in türkischen und libanesischen
Lagern finanzieren? Wenn wir sie einsetzen würden, um die
Aufnahme und Integration von Flüchtlingen
bürokratisch zu erleichtern und so zu zeigen, dass es kein
Konflikt zwischen christlichem Abendland und moslemischer Welt ist?
Wäre es nicht effektiver, auf Gewinne aus
Rüstungsexporten nach Saudi Arabien und Katar zu verzichten,
die zu den wichtigsten Finanziers relevanter Terrorgruppen
gehören?
Ja, Frankreich braucht und verdient unserer Solidarität. Zu
echter Freundschaft gehört aber auch, einen Freund vor echten
Fehlern zu warnen. Ihm zu sagen: „Wenn Du mich fragst, mit
einer primär militärischen Antwort bist Du auf einem
gefährlichen Holzweg. Wir brauchen eine wirksame
Gesamtstrategie, die dem Terrorismus seine Attraktivität
nimmt.“
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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