Deutsche U-Boote für Israel atomar
bestückbar?
Israelische Ingenieure beaufsichtigten das gesamte Vorhaben vor Ort und erarbeiteten gemeinsam mit den HDW-Ingenieuren technische Lösungen. Gemäß den israelischen Wünschen wurde eine komplett neue Bugsektion entworfen, die über zehn Torpedorohre mit zwei unterschiedlichen Kalibern verfügt (6x 533mm und 4x650mm). Dies war eine bis dahin in den westlichen Unterwasserwelten einmalige Konstruktion. Das Kaliber 650mm wurde bis dato nur von russischen U-Bootstypen verwendet, zum Abschuss von Schwergewichtstorpedos sowie für eine Reihe von offiziell als zur Bekämpfung von Unterseezielen deklarierten Raketen mit atomaren Sprengköpfen, wie z.B. die SS-N-16 (mit einer Reichweite von etwa 120 km).
Nach Angaben der US-Streitkräfte soll die israelische Marine bereits im Jahr 2000 vor Sri Lanka den Einsatz seegestützter Marschflugkörper getestet haben. Solche Raketen können auch mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden. Darauf angesprochen, antwortete Eli Marum, Operationschef der israelischen Marine, im September 2002 mit einer Gegenfrage: "Sie wissen wer unsere Nachbarn sind. Glauben Sie, dass wir Langstreckenraketen testen sollten?" Mit diesen und anderen ambivalenten Stellungnahmen fördern die israelische Regierung und die Armee die Spekulationen über die atomare Kapazität der U-Boote. Es gilt seit vielen Jahren als offenes Geheimnis, dass Israel über boden- und luft-gestützte Atomwaffenarsenale verfügt und auch bereit ist, diese einzusetzen. Mit atomar bewaffneten U-Booten wäre die nukleare Triade perfekt und Israel hätte eine gesicherte Zweitschlagsfähigkeit. Schon am 1. Dezember 1990 hatte der ehemalige Kommandeur der israelischen Marine, General Major Avraham Botzer in der Fernsehsendung "A New Evening" (1. Programm) gesagt: "Diese U-Boote müssen Mittel des Staates Israel sein. (...) Überall auf der Welt dienen U-Boote als Teil des Abschreckungssystems gegen nicht-konventionelle Kriegführung. (...) Sie sind ein Weg, um zu garantieren, dass der Feind sich nicht herausgelockt fühlt, präemptiv mit nicht-konventionellen Waffen zuzuschlagen und doch ungestraft davonzukommen. Allerdings kann aus israelischer Sicht eine seegestützte nukleare Abschreckung nur dann ein strategisches Element darstellen, wenn es auch gegen weiter entfernte potentielle Gegner einsetzbar ist. Die Flugkörper müssten eine Reichweite von über 500 km haben, damit sie ohne Risiko für die eigene Bevölkerung einsetzbar wären. Die von der L.A. Times in diesem Kontext genannten amerikanischen Sub-Harpoon Raketen mit einer Reichweite von max. 200 km kämen daher nicht in Frage. Tomahawk-Marschflugkörper mit einer Reichweite von etwa 2.500 km wären dagegen sehr wohl geeignet. Allerdings reichen für deren Abschuss die 533mm Rohre aus, und die USA haben außerdem entsprechende Anfragen Israels bereits abgelehnt. Der Zweck der 650mm Torpedorohre gibt also weiter Rätsel auf. Ein Rätsel, an deren Auflösung sich die Bundesregierung Ende der 90er noch nicht beteiligen wollte - trotz der Mitverantwortung für den Bau und die Finanzierung der drei U-Boote. Auf Nachfrage der damaligen MdB Beer (Bündnis90/Die Grünen) im Jahr 1999, erklärte die Bundesregierung nur lapidar, dass man über den Verwendungszweck dieser Rohre keine Informationen habe und im übrigen diese Rohre für die Auslieferung an die israelische Marine mit Führungsschienen auf 533 mm verkleinert wurden.
Doch wie zweischneidig selbst letztere Auflage gewesen wäre, zeigt sich auch in der gegenwärtigen Diskussion um eine mögliche Lieferung von zwei weiteren Dolphin an Israel. Auch hier müsste die Bundesregierung vorher zweifelsfrei ausschließen können, dass die U-Boote mit Nuklearwaffen bestückbar wären. Da dies aber letzten Endes technisch immer möglich ist, müsste eigentlich eine kategorische Absage auch an technische Vorgespräche erteilt werden. Jenseits einer kategorischen Absage birgt jede weitere Diskussion den Keim für eine spätere Qualifizierung der Genehmigungsentscheidung. Trotz des Wettrüstens im Spannungsgebiet des Nahen Ostens wird dann nichts mehr einer Lieferung von weiteren "konventionellen" Dolphin U-Booten im Wege stehen - natürlich mit entsprechenden "Zusicherungen" und "Garantien" Israels.
ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter bei BITS.
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