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Typ |
seit |
Sprengköpfe/Spk |
1989/90 (UdSSR) |
1999 (RUS) |
2009 (RUS) |
Bemerkung |
ICBMs |
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Träger/Spk |
Träger/Spk |
Träger/Spk |
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- SS-11 |
1973 |
1 |
370 / 370 |
--- |
--- |
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- SS-13 |
1969 |
1 |
40 / 40 |
--- |
--- |
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- SS-17 |
1982 |
4 |
90 /360 |
--- |
--- |
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- SS18 |
1979 |
10 |
308 / 3.080 |
180 / 1.800 |
50 / 500 |
künftig 30 noch bis etwa 2019/20 |
- SS19 |
1980 |
6 |
320 / 1.920 |
150 / 900 |
60 / 360 |
Ab 2012 noch 20 bis 2015+ |
- SS24 |
1987 |
10 |
89 / 890 |
46 / 460 |
--- |
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- SS 25 |
1985 |
1 |
170 / 170 |
360 / 360 |
150 / 150 |
Bis 2015 bei heutigem Reduzierungstempo 0 |
- SS 27 M1 |
1997 |
1 |
--- |
< 20 / 20 |
50 / 50 |
Außerdienststellung ab 2017 |
- SS 27 M2 |
2006 |
1? |
--- |
--- |
18 / 18 |
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- SS 27 M3 |
2009 |
4 (+?) |
--- |
--- |
3 / 12 (+?) |
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Zw-Summe |
|
1090 |
1.376 / 6.540 |
756 / 3.540 |
331 / 1090 |
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SLBM |
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U-Boote/Rak/Spk |
U-Boote/Rak/Spk |
U-Boote/Rak/Spk |
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- SS-N-6 |
1968 |
1 |
12 / 192 / 192 |
--- |
--- |
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- SS-N-8 |
1973 |
1 |
22/ 280 / 280 |
--- |
--- |
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- SS-N-17 |
1980 |
1 |
1 / 12 /12 |
--- |
--- |
|
- SS-N18 |
1978 |
3 |
14 / 224 / 1.568 |
11 / 176 / 528 |
4 / 64 / 192 |
SS-N-18 wurde früher mit 7 Spk angegeben |
- SS-N 20 |
1983 |
10 |
6 / 120 / 1.200 |
3/ 60 / 600 |
--- |
|
- SS-N23 |
1986 |
4 |
6 / 96 / 384 |
7 / 112 / 448 |
2 / 32 / 128 |
Russische Quellen geben 3 Spk an |
- SS-N23M1 |
2007 |
4 (+??) |
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4 / 48 / 192 (+??)* |
Russische Quellen: 4 Sprengköpfe |
- SS-32 |
>2009 |
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(1 / 16 / 0) |
Indienststellung fraglich |
Zw-Summe |
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61 / 924 / 3.636 |
21 / 348 / 1.576 |
10 / 160 / 576 |
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Bomber |
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- ältere |
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Unterschiedlich |
17 / 66 |
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- TU-95MS6 |
1984 |
6xAS-15A |
46 / 276 |
29 / 174 |
31 / 186 |
Reduzierung der Gesamtzahl TU-95 auf 66 |
- TU-95MS16 |
1984 |
16x AS-15A |
84 / 1344 |
34 / 544 |
31 / 496 |
Bis 2017 |
- TU-160 |
1987 |
12x AS-15 od. AS-16 od Bomben |
15 / 180 |
6 / 72 |
13 / 156 |
|
Zw-Summe |
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162 / 1.866 |
69 / 790 |
75 / 838 |
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Gesamt |
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Träger/SPK |
2.462 / 12.042 |
1.173 / 5.906 |
748 / 2504 |
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Quellen: ACA (1989/90) FAS & NRDC (1999/2009), www.russianforces.org,
Michail A.Kardaschew übersetzt bei:
www.sicherheitspolitik-dss.de/autoren/lemcke/e1091231.html; START-Datenaustausch
(teils höhere Angaben, da Waffen dort erst gestrichen werden, wenn
sie gemäß der Vertragsvorschriften vernichtet wurden.)
Der Modernisierungsmythos
Die Abrüstungs- und Modernisierungsgeschwindigkeit der russischen Nuklearwaffen lässt sich aus der Tabelle ablesen. Sie zeigt auch, dass die Verkleinerung des Potentials nur bedingt Folge der bilateralen Rüstungskontroll- und Abrüstungsvereinbarungen zwischen Moskau und Washington ist, also von START-1, START-2 oder Moskauer Vertrag von 2002. Russland wäre aufgrund technischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren zu keinem Zeitpunkt in der Lage gewesen, die vereinbarten, zulässigen Obergrenzen dauerhaft zu nutzen. Die dafür erforderliche Modernisierung der Trägersysteme wäre nicht finanzierbar und technisch wohl auch nicht umsetzbar gewesen. Auch russische Experten wie Michail A. Kardaschew sehen das so: „Die Reduzierung der strategischen Offensivwaffen Russlands war ohne Alternative, und zwar wegen des Fehlens der ökonomischen Vorraussetzungen für deren Unterhaltung, nicht nur in der früheren, sondern selbst in wesentlich reduzierter Zahl. (...) Die Verbindung eines hohen Tempos der Außerdienststellung (...) mit einem geringen Tempo der Einführung neuer Offensivbewaffnungen führte unabhängig von der Existenz von Verträgen mit den USA (...) unausweichlich vorherbestimmt zur Abrüstung Russlands.“
Rechnet man die gegen Ende des Kalten Krieges noch laufenden Beschaffungsvorhaben heraus, so haben die russischen Nuklearstreitkräfte in den vergangen 20 Jahren nur rund 70 neue Interkontinentalraketen, kein neues U-Boot, keine neue U-Boot-Rakete und keine neu produzierten strategischen Bomber erhalten. Es wurden lediglich einige Waffensysteme aus anderen Republiken der UdSSR zurückgekauft, einige Bomber modernisiert und einige U-Boote der Klasse Delta IV mit einer modernisierten Langstreckenrakete umgerüstet. Dieses Modernisierungstempo reicht auch künftig nicht, um Moskau dauerhaft die Aufrechterhaltung eines Nuklearwaffenpotentials entlang der Obergrenzen zu erlauben, die der START-2-Vertrag, der Moskauer Vertrag oder der künftige START-Nachfolgevertrag zulassen.
Nuklearpotential und Abrüstungsgespräche
Bei den Verhandlungen über einen START-Nachfolgevertrag hat Moskau Konsequenzen aus seiner Modernisierungsschwäche gezogen. Russland plädiert bei diesen Gesprächen für eine deutliche Reduzierung der Zahl erlaubter Trägersysteme. Washingtons Vorschlag, künftig jeder Seite noch 1.100 strategische Trägersysteme zu erlauben, konterte Moskau mit dem weitergehenden Vorschlag, beiden Staaten sollten nur noch je 500 Trägersysteme erlaubt sein. Zum einen hofft Russland, ein solch kleineres Potential vielleicht doch noch für einige Jahre unterhalten zu können. Zum anderen will man verhindern, dass die USA ihre vorhandenen atomaren Interkontinentalwaffen zu strategischen Waffen mit konventionellem Sprengkopf umbauen dürfen – ein Weg, den sich sowohl die Regierung Bush also auch die Regierung Obama im Rahmen des Global Strike-Konzeptes offen halten. Bislang wurde keine Einigung erzielt. Auch andere Wünsche Russlands an einen solchen Vertrag, wie z.B. ein Verbot der erneuten Montage zusätzlicher Sprengköpfe auf Raketen, die aufgrund vertraglicher Vereinbarungen künftig weniger Sprengköpfe tragen dürfen, die Einbeziehung seegestützter Marschflugkörper oder der in Europa vorgeschoben stationierten nuklearen Bomben der USA in den Vertrag dürften zumindest derzeit in den USA wenig Anklang finden.
Nicht-strategische Systeme
Rund 2.000 nicht-strategische Nuklearwaffen soll Russland derzeit noch besitzen. Über sie ist nur wenig Verlässliches bekannt. Rund 700 dieser Waffen werden der Luft- und Raketenabwehr zugerechnet, 650 den Luftstreitkräfte und 700 sind an Land gelagerte Waffen für die Marine. Sie stammen zumeist aus den 80er Jahren. Kein anderer Nuklearwaffenstaat bevorratet noch Atomsprengköpfe für die Luft- und Raketenabwehr. In Russland werden diese Waffen als Rückversicherung gegen einen strategischen Überraschungsangriff weiter in Dienst gehalten. Für die Marine werden weiterhin Nuklearwaffen vorgehalten, obwohl diese – wie mit den USA vereinbart – im Frieden nicht auf Schiffen mitgeführt werden dürfen. Diese Waffen werden beibehalten, weil Russlands Marine der konventionellen „Seemacht USA“ deutlich unterlegen ist. Ähnlich wie in dem Vorbehalt der alten russischen Militärdoktrin, der einen nuklearen Ersteinsatz nicht mehr ausschloss, bringen diese Waffen zum Ausdruck, dass Russland bislang einen Teil seiner sub-strategischen Nuklearwaffen als Rückversicherung gegen die konventionelle Überlegenheit der USA und ihrer Verbündeten betrachtete. Mit 650 Atombomben und atomaren Boden-Luftraketen bevorratet Russland – wie die USA – die Fähigkeit, konventionelle Kriege nuklear eskalieren zu können. Das substrategische Nuklearpotential Russlands nimmt seit Anfang der 90er Jahre kontinuierlich ab. Modernisierungen fanden – soweit bekannt – nicht statt. Verhandeln will Russland über diese Nuklearwaffen erst, wenn die USA all ihre substrategischen Atomwaffen auf ihr eigenes Territorium zurückverlegt haben. Gemeint sind damit vor allem die 150-200 substrategischem Nuklearwaffen in Europa.
Noch immer die Nummer „Zwei“
Russland verfügt mit rund 2.500 strategischen Sprengköpfen
und vielleicht 2.000 nicht-strategischen Nuklearwaffen noch immer über
ein Atomwaffenpotential, das um ein Vielfaches größer ist als
das der kleineren Nuklearmächte. Weder China, Frankreich oder Großbritannien
noch die nicht-anerkannten Nuklearwaffenstaaten Indien, Pakistan, Israel
und –vielleicht- Nordkorea kommen auch nur in die Nähe des russischen
Potentials. Moskau agiert heute motiviert durch den Wunsch nach „strategischer
Stabilität“, ein Begriff, der mittlerweile zunehmend an die Stelle
der „strategischen Parität“ getreten ist. Letztere ist nicht mehr
erreichbar, es sei denn, sie würde es durch vertraglich vereinbarte
Abrüstung. Moskaus schwächebedingte Abrüstungswünsche
könnten also einen guten Anknüpfungspunkt für Barack Obamas
Vision einer atomwaffenfreien Welt bieten. Doch ist derzeit nicht zu erkennen,
dass von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werden soll. In Washington
gibt es zu viele, die Moskaus Schwäche lieber ausnutzen wollen.
ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS.
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